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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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spüren.
    Pater Nobili schüttelte den Kopf und wrang den Hut. »Das darf wirklich niemand …«, begann er erneut. Sein Blick fiel auf die leicht dampfende Weinkaraffe auf Fabios Tisch. »Ist das heißer Würzwein? Oh, mein Hals! Darf ich, Monsignore?«
    »Bitte …« Fabios Gesicht zuckte, als er das Geräusch hörte, mit dem der Wein in den Becher gluckerte und dann in die Kehle des Jesuiten. Sein Besucher fischte einen Ring aus seinem Mantel und legte ihn auf den Tisch.
    »Das ist der Siegelring von Pater Generalis Vincenzo Carafa. Dass ich ihn dabeihabe, soll die Wahrhaftigkeit und Dringlichkeit meiner Botschaft bezeugen.«
    »Na gut«, sagte Fabio heroisch.
    »Es geht um … einen Abtrünnigen«, sagte Pater Nobili.
    »Einen Abtrünnigen aus der Societas Jesu?«
    »Ja.« Der Pater räusperte sich ausgiebig. »Wir wissen nicht, ob er nicht etwa … eine Gefolgschaft hat.«
    »Es gibt eine ganze Bewegung innerhalb des Ordens!?«, fragte Fabio ungläubig. Ihm war, als hätte Pater Nobili behauptet, dass sich inmitten eines Ameisenhaufens einige der Insekten plötzlich entschieden hatten, eigene Ziele zu verfolgen. »Sie nehmen mich auf den Arm.«
    »Daran ist nichts lustig«, sagte Pater Nobili steif. »Und es ist nicht eine Bewegung, sondern eine einzelne irregeleitete Seele. Ich sagte, wir wissen nicht, ob …«
    »Eine einzelne Seele, die so ›unwichtig‹ ist, dass der Pater Generalis seinen Botschafter mit seinem persönlichen Siegel legitimiert.«
    Pater Nobili räusperte sich erneut.
    »Weshalb kommen Sie damit zu mir, Pater Nobili?«
    »Wir möchten, dass Sie uns helfen, den Abweichler zu fangen und nach Rom zu bringen.«
    »Wie stellen Sie sich das vor? Wer sagt Ihnen überhaupt, dass er in der Nähe ist?«
    »Er ist nicht in der Nähe. Nach allem, was wir wissen, dürfte er noch in Würzburg sein.«
    »Dann reiten Sie doch nach Würzburg und …« Fabios Stimme erstarb.
    Pater Nobili nickte. »Genau.«
    Fabio schnippte mit den Fingern und vergaß für einen Augenblick den Druck in seinem Unterleib. »Die Kommission zur Untersuchung der Hexenverbrennungen vor zwanzig Jahren!«, murmelte er.
    »Es ist die bisher größte Anstrengung unseres Ordens, die Verfehlungen der Vergangenheit wiedergutzumachen«, sagte Pater Nobili. »Der damalige Fürstbischof von Würzburg, Adolf von Ehrenberg, hatte in seinem Wahn Hilfe auch aus unserem Orden. Neunhundert Menschen sind verbrannt worden, Monsignore, darunter Dutzende von Kindern. Wirwissen jetzt, dass das falsch war. Und wir hoffen, uns von dieser Sünde zu befreien, indem wir die Verbrechen untersuchen, alles ans Licht bringen und diejenigen bestrafen, die vielleicht noch am Leben sind.«
    »Weswegen der Kommission auch nur die brillantesten Mitglieder der Societas Jesu angehören«, ergänzte Fabio. »Und weswegen es einen Heidenskandal hervorrufen würde, wenn Sie einen von Ihren Unfehlbaren mit einer derartigen Beschuldigung abzögen.«
    »Verstehen Sie, Monsignore – wir wünschen, dass die Verfehlungen von vor zwanzig Jahren bestraft werden, und wir wollen dafür sorgen, dass die Societas Jesu daraus lernt und so etwas kein zweites Mal geschieht. Aber wir wollen diese ganze Geschichte auch nicht an die große Glocke hängen. Selbstreinigung hat nichts mit öffentlicher Selbstverbrennung zu tun! Das ist nicht unser Weg.«
    »Und außerdem ist die Societas Jesu schon genügend schlecht angesehen, auch ohne einen Skandal um die Prozesse in Würzburg.«
    »Außerdem«, sagte Pater Nobili, dem es schwerzufallen schien, dies zuzugeben.
    »Und was soll ich jetzt tun?«
    »Sie sind die oberste Autorität des Heiligen Stuhls in den deutschen Fürstentümern. Sie könnten den Mann festsetzen. Wir würden ein wenig dagegen protestieren, der Heilige Stuhl könnte es nach ein paar Tagen als Irrtum eingestehen, und wir alle tun dann so, als wäre danach die Ordnung wiederhergestellt. Kein Abtrünniger … kein Skandal … keine langfristige Störung der Prozesse …«
    »Aber euren … Abtrünnigen … gibt es doch nach wie vor!«
    Pater Nobili schüttelte den Kopf. Sein Gesicht war eine Maske.
    Fabio atmete langsam ein. »Da ist mehr dahinter«, flüsterteer. »Nur weil jemand die Ordensregeln nicht zu hundert Prozent befolgt, lässt der Pater Generalis ihn nicht in den Kellern der Chiesa del Gesù verschwinden.«
    »Die Kirche des Heiligen Namens Christi hat keine Keller!«
    »Was hat der Mann angestellt?«, fragte Fabio beinahe gegen seinen Willen. Der Drang zu

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