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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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er.
    »Du hast keinen Platz in der Linie. Du bist unser Feldherr. Führ uns in die Schlacht und lass sie uns gewinnen, Caesar.«
    Er sah auf sie hinab, das Gesicht verkniffen. Sie konnte nicht anders; sie packte ihn um den Nacken, zog ihn zu sich herab und küsste ihn auf den Mund. Das Vibrieren in ihrem Körper wurde immer stärker. »Mach dir keine falschen Hoffnungen«, sagte sie dann, während er noch verblüfft demKuss nachschmeckte. »Ich habe nur gehört, dass es üblich ist unter Kameraden, sich vor der Schlacht zu küssen.«
    »So? Das ist mir neu.«
    »Vielleicht ist es ja auch ein Missverständnis. Und nun – irgendwelche Befehle, Rittmeister?«
    Er nickte und deutete über die Mauer. »Ja, Reiter Sparre. Zeig’s ihnen.«

23.
    Giuffrido Silvicola hatte sich im Laufe der Nacht beruhigt. Wenn Gott nicht gewollt hätte, dass er sich auf diese Mission begab, dann hätte er ihn schon in der Kirche von Sankt Burkard in Würzburg aufgehalten. Gott hatte es nicht getan; ihn nochmals zu einer Entscheidung herauszufordern wäre Blasphemie gewesen. Und dass Gott auf seiner Seite war, erwies sich auch jetzt. Er hatte den Gesprächsfetzen gelauscht, die an sein Ohr gedrungen waren, und verstanden, dass die Soldaten, die mit Cyprian Khlesl und Andrej von Langenfels gekommen waren, sich auf einen Angriff von Dragonern vorbereiteten. Er hatte eine Ahnung, wer diese Dragoner geschickt hatte. Königsmarck vertraute niemandem außer sich selbst, warum sollte er da bei einem Jesuiten eine Ausnahme machen, auch wenn dieser ihm die Mittel dafür in die Hand gegeben hatte, Prag zu erobern (Prag, diese Stadt, von der der alte Einsiedler nur mit Entsetzen und der Gewissheit gesprochen hatte, dass sie ein Tummelplatz für böse Magie und Teufelsanbetung war)? Er würde ihm die Dragoner hinterhergeschickt haben, um ihm auf die Finger zu sehen – und vor allem, um herauszufinden, was es so Wichtiges zu entdecken gab dort, wo der Jesuit hinwollte. Giuffrido kannte die Beweggründe Königsmarcks wahrscheinlich besser als dieser selbst – der General mochte glauben, er unternahm seine Expeditiongegen Prag, um die Verhandlungsbedingungen für die schwedische Krone zu verbessern, doch in Wahrheit ging es ihm darum, als der letzte der großen Feldherren reich aus dem Krieg hervorzugehen. Und wenn er tatsächlich überzeugt war, dass er seinen Feldzug aus taktischen Gründen unternahm, so würde seine Frau zumindest wissen, was die Wahrheit war. Giuffrido lächelte verächtlich in die Dunkelheit. Betrachtete man es ganz genau, so wusste keiner der beiden, dass als allerletzte Wahrheit die Zerstörung der Teufelsbibel und die Auslöschung der Familie, die sie so lange geschützt hatte, hinter all dem standen.
    Wie auch immer: Gott hatte ihm in Königsmarcks Soldaten Hilfe geschickt, und er, Giuffrido Silvicola, musste seinen Teil dazu tun, damit diese Hilfe nicht umsonst blieb. Vor einer Stunde hatte er damit angefangen, seine Handgelenke in den Lederbändern, die sie gefesselt hielten, aneinanderzureiben. Mittlerweile waren beide Handgelenke wund, und die Lederbänder waren nass von seinem Blut und glitschig. Wenn er geduldig weiterarbeite, würde er sie bald abstreifen können …
    Der eine der Soldaten, den sie ihnen als Aufpasser zugeteilt hatten, drehte sich um und musterte ihn. Giuffrido gab seinen Blick unbewegt zurück. Nach einer Weile wandte der Soldat sich ab. Giuffridos Blicke saugten sich an der Muskete fest, die neben ihm lag. Zwei freie Hände waren alles, was er brauchte.
    Der alte Einsiedler würde stolz auf ihn sein.
    Petr.
    Bruder Buh.
    Selbst als sie ihn mit ihren Knüppeln angegriffen hatten, hatte er keinen von ihnen getötet, obwohl er sie mit einer Hand hätte erschlagen können. Er hatte sie nur durch die Gegend geworfen. Er hatte kein einziges Leben genommen.
    Die Muskete würde das eine Leben nehmen, das auszulöschen er gestern versagt hatte.
    Bruder Buh würde stolz auf ihn sein.
    Würde er das?
    Giuffrido blinzelte in die Dunkelheit. Gott war mit ihm. Er tat das Richtige. Bruder Buh würde stolz auf ihn sein.
    Er fuhr fort damit, das rohe Fleisch an seinen Handgelenken gegeneinanderzureiben.

24.
    Ebba spähte über die Mauer. Jetzt wusste sie, was das Vibrieren in ihrem Leib bedeutete – es war das entfernte Dröhnen der Hufe von zweihundert Dragonern, die den Hügel herabdonnerten und in breiter Front auf das Kloster einschwenkten. Ihr wurde kälter, als ihr jemals während ihrer Nachtwache gewesen war,

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