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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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auch der König aus dem Sattel, sein Stiefel blieb im Steigbügel hängen, und sein Pferd, das mehrfach verwundet und verrückt vor Schmerz und Panik war, raste über das Schlachtfeld davon und schleifte ihn hinter sich. O Gott, Alexandra, diese gespenstische Vorstellung – der König, schwer verwundet, blutend, halb besinnungslos im eigenen Steigbügel verhängt, an sein durchgehendes Pferd gefesselt, in irrem Tempo durch die Kämpfenden geschleift… wer das gesehen hat, muss geglaubt haben, das Ende sei gekommen und der tote König reite ihnen voran in die Hölle, mit beiden Armen winkend, dass sie ihm nachfolgen sollten …«
    »Wie endete es?«, fragte Alexandra und hielt Samuels freie Faust fest, mit der er sich auf das Bein schlug, ohne es zu merken.
    »Irgendwann muss der König liegen geblieben sein. Das Pferd rannte weiter, und je mehr es sahen, reiterlos, wahnsinnig geworden, desto mehr verbreitete sich die Kunde, dass etwas Schreckliches geschehen sei … dass der König tot sein müsse. Doch wenn die Kaiserlichen geglaubt hatten, dies würde die Schlacht beenden, hatten sie sich getäuscht. Jetzt hieß es: Rache für unseren König! Herzog Bernhard schafftees, die Artillerie umzugruppieren, und in ihrem Schutz rückte die Infanterie endlich vor, drang in die kaiserlichen Stellungen ein. General Pappenheim wurde von Kugeln tödlich getroffen. Wenn die Nacht nicht hereingebrochen wäre, hätten wir alle Kaiserlichen massakriert. So konnte Wallenstein sich im Schutz der Dunkelheit mit seinen Truppen absetzen; wen er zurückließ, ob verwundet oder unversehrt, der wurde niedergemacht. In der Nacht fand man schließlich den Leichnam des Königs, halbnackt ausgezogen von Plünderern, beinahe unkenntlich wegen seiner vielen Wunden … zu diesem Zeitpunkt galten die Småländischen Reiter schon als die Verräter und die Feiglinge, derentwegen König Gustav Adolf gefallen war. Wahrscheinlich hätte ich es selbst geglaubt, wenn ich einer von den anderen gewesen wäre: Die Kameraden, die in die Schlacht geritten waren, waren alle gefallen, aber wir, die wir zum Schutz des Königs zurückgeblieben waren, hatten keinen Kratzer abbekommen. Die Ersten von uns wurden aufgehängt, noch während der Leichnam des Königs in seinem Zelt gewaschen wurde … dann jedoch trat Herzog Bernhard dazwischen und hielt die Hinrichtung auf, und von diesem Augenblick an waren wir die Verfemten, die die Todeskommandos übernahmen, um zu büßen, was nie abgebüßt werden konnte … Samuels Gespenster …« Er weinte jetzt offen. »O mein Gott, was habe ich dem König angetan … was habe ich meinen Männern angetan … mit diesem einen, kleinen Moment des Entsetzens, als ich nicht wie ein Soldat handelte und das Leben des größten schwedischen Königs verspielte, den es je gegeben hat …«
    Er verbarg das Gesicht in den Händen und schluchzte, und Alexandra zog ihn zu sich heran und hielt ihn fest und flüsterte ihm ins Ohr, dass er nicht dafür verantwortlich gewesen sei – wissend, dass sie ihn damit nicht heilen konnte, aber der Stimme der alten Barbora folgend, die erklärte, dass ein Heiler nicht aufhörte zu hoffen, bis es zu spät war.Ebba hatte sich schließlich an die Seite der besinnungslosen Agnes gesetzt, die alte Frau betrachtet und zugleich mit halbem Ohr den Worten Samuels gelauscht, die sich diesem ein Dutzend Schritte von ihr entfernt entrangen. Als Alexandra ihn in den Arm nahm und Ebba sein Schluchzen hörte, begann sie ebenfalls zu weinen. Ihre Seele hungerte so sehr danach, ebenfalls in den Arm genommen zu werden, dass sie die Arme um sich schlang und sich vor und zurück wiegte, während die Tränen aus ihren Augen liefen.
    »Weshalb all die Trauer?«, flüsterte Agnes.
    Ebba riss die Augen auf und starrte sie an. Agnes musterte sie mit großen schwarzen Augen.
    »Ich habe solche Angst«, flüsterte Ebba. »Ich wollte die Teufelsbibel nach Schweden bringen und sie Kristina zum Geschenk machen, und jetzt weiß ich nicht, was ich tun soll. Löse ich mein Versprechen ein, stelle ich mich gegen euch, und selbst wenn ich gewinne, weiß ich nicht, was aus Kristina wird, wenn sie die Teufelsbibel erst besitzt. Was wird das Buch aus ihr machen? Sie hat keine Ahnung, was die Teufelsbibel wirklich vermag. Wir in Schweden tun uns schwer damit, an die körperliche Präsenz des Teufels zu glauben. Sie hält das Buch für ein Wunder und eine Art wissenschaftliches Kleinod. Timeo danaos et dona ferentes – selbst wenn das

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