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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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SIE WEG!«
    »Ich … kann nicht. Ich töte … das … Schwein …«
    »Ist dies das Bild, das du vor deinen Augen sehen willst, wenn du dich an den Abschied von deinem Vater erinnerst? Wie Pater Silvicolas Kopf auseinanderplatzt?«
    Alexandra begann zu zittern. »Was? Was?«
    »Leg die Waffe weg, Kind.«
    »Aber …«
    »Ich vergebe ihm, Alexandra. Ich vergebe ihm. Ich wares, die er die ganze Zeit über vernichten wollte. Es ist meine Sache. Ich vergebe ihm.«
    »Aber Papa …« Alexandra begann so bitterlich zu weinen, dass der Gewehrlauf auf und ab tanzte. »Aber Papa … o Gott, Papaaaaa … es tut so weh …«
    Wenzel, der an Alexandra herangekrochen war, packte die Muskete und zog den Lauf nach oben. Aber Alexandra hatte keine Kraft mehr, den Abzug zu betätigen. Sie ließ sich das Gewehr widerstandslos aus der Hand nehmen, fiel zur Seite und rollte sich zusammen. Ihr Schluchzen war ein heiseres Schreien, jeder einzelne Laut schnitt in Wenzels Herz. Pater Silvicolas Gesicht verzerrte sich.
    Agnes hatte sich über Cyprians Körper aufgerichtet. Sie blickte dem Jesuiten in die Augen. »Ich vergebe dir«, sagte sie fest. »Heute und hier endet alles, aber nicht mit dem Tod. Der Tod ist nur eine Unterbrechung. Das wahre Ende ist die Vergebung. Ich vergebe dir, Giuffrido Silvicola.«
    »Du kannst mir nicht vergeben!«, schrie der Jesuit, und zu seiner Bestürzung sah Wenzel Tränen in seinen Augen. Seine Stimme schnappte über, und er kam schwankend auf die Beine. »Du kannst es nicht. Nur Gott kann vergeben, aber nicht du! Du … du Kind des Teufels … ich verfluche dich. Ich verfluche dich. Du kannst nicht vergeben! Ich verfl…«
    Wenzels Faust traf ihn zwischen die Augen, und er prallte mit dem Rücken gegen die Mauer und rutschte daran hinunter. Seine Augen verdrehten sich. Wenzel bückte sich und packte ihn am Kragen.
    »Doch«, hörte er Agnes leise sagen. »Ich kann vergeben. So hat Gott die Menschen geschaffen. Wir sind fähig zu verfluchen, und wir sind fähig zu vergeben. Es liegt in unserer Entscheidung. Das ist das Gleichgewicht.«
    Wenzel lud sich den widerstandslosen Jesuiten auf die Schulter.
    »Ich bringe ihn in die Kirche. Er beschmutzt diesen Ort.«
    »Er ist nur ein Kind«, sagte Agnes. Ihre Stimme brach. »Ein Kind dieses Krieges. Nichts weiter.«
    Wenzel sah sie an. Ihre Blicke verloren sich im Nirgendwo, aber ihr Gesichtsausdruck war gefasst. Er stapfte mit seiner Last hinaus.

31.
    Als Ebba und Alfred bei der Mauer ankamen, war der Kampf tatsächlich vorbei. Die Dragoner wurden draußen vor der Mauer zusammengetrieben. Sie ließen die Köpfe hängen und gaben ihre Waffen ab. Auf dieser Seite der Mauer waren die schwarzen Mönche damit beschäftigt, zwischen den reglosen Gestalten umherzugehen, Augen zuzudrücken und Gebete zu wispern. Eine Handvoll Jesuiten in ihren typischen Soutanen und Hüten unterstützte sie dabei. Einige Dragoner legten die Leichen, über die schon das Kreuz geschlagen worden war, in eine Reihe. Die meisten von ihnen waren andere Dragoner, aber Ebba sah auch drei, vier schwarze Roben darunter, und … und …
    »Herr im Himmel«, flüsterte Alfred und blieb stehen, als sei er gegen eine Wand gelaufen.
    Ebba hätte jedes einzelne Gesicht der Småländer von Weitem erkannt, so vertraut waren sie ihr mittlerweile. Sie lagen alle in einer Reihe, Magnus Karlsson, Björn Spirger, die anderen. Unter der Fahne mit dem Småländer Wappen lag der zerfetzte Leichnam Gerd Brandesteins, den jemand von dem Schutthaufen heruntergeholt haben musste. Sie konnte nicht weitergehen. Wo war …
    Dann sah sie Samuel. Er saß gegen die Mauer gelehnt da, die Beine ausgestreckt. In den Händen hielt er den zerrissenen Rest der blauen Fahne. Ihr Herz tat einen Sprung, undbeinahe hätte sie einen Freudenschrei ausgestoßen. Sie stolperte zu ihm hinüber und sank neben ihm auf die Knie.
    Samuel drehte den Kopf. Er blinzelte müde.
    »O Gott, was habe ich getan?«, flüsterte sie. »O Gott, Samuel, was habe ich getan?«
    »Was du tun musstest, nehme ich an«, sagte Samuel. Seine Stimme war ungebrochen, aber leise.
    »Wir hätten nicht hier sein müssen. Wir hätten die Dragoner ignorieren und umkehren können.«
    »Du wolltest doch die Teufelsbibel für die Königin haben …«
    »Wir hätten die Kopie an uns nehmen können. Wie hätte Kristina den Unterschied merken sollen?«
    » Du hättest den Unterschied gekannt!«
    »Ich hätte damit leben können.«
    »Wenn wir vor den Dragonern den Schwanz

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