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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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Wenzel bewegte die Finger wie ein Taschenspieler; plötzlich hielt er ein Fläschchen in der Hand, das ebenso aussah wie die anderen. Pater Silvicolas Augen weiteten sich. Schaum trat aus seinem Mund.
    »Das habe ich bei einem Toten in Eger gefunden«, sagte Wenzel. »Als ich die Fläschchen in deiner Tasche sah, erinnerte ich mich wieder daran. Ich dachte mir schon, dass es vielleicht dir gehört hat.«
    Wenzel drehte das Fläschchen. Es war offen. Ein einziger Tropfen glitzerte kurz an der Mündung des Flaschenhalses, fiel zu Boden. Ein Krampf streckte Pater Silvicolas Körper und krümmte zugleich all seine Gliedmaßen. Sein Atem pfiff. Noch immer konnte er nicht schreien.
    »Was noch drin war, habe ich, nachdem ich dich hierhergetragen hatte, in die beiden Behälter getröpfelt, die in deiner Tasche waren.« Wenzel nahm den Fuß vom Stein und trat vor Pater Silvicola hin. Der Jesuit konnte Andrejs Sohn nichtmehr richtig sehen, weil ein neuer Krampf seinen Hinterkopf gegen den Boden schlagen ließ. Seine Fersen schrammten über die Steine.
    Wenzel ließ das Fläschchen fallen. Es traf Pater Silvicola auf die Brust, ohne dass er es gespürt hätte, prallte ab und rollte auf den Kirchenboden. Pater Silvicolas Körper bog sich durch.
    »Du hättest es von Anfang so machen sollen, dann hättest du uns allen viel Kummer erspart«, sagte Wenzel. »Gott sei deiner Seele gnädig.«
    Er schritt davon. Pater Silvicola wälzte sich herum und streckte die Hand nach ihm aus. Der Schmerz war unbeschreiblich. Seine Beine zappelten, der Schaum vor seinem Mund färbte sich rot. Das Tageslicht fiel durch das alte, zerstörte Kirchenportal herein und hüllte Wenzel in einen schimmernden Saum. Pater Silvicola glaubte plötzlich eine Gestalt sich aus diesem Halo lösen zu sehen, die ebenfalls eine schwarze Kutte trug, eine hochgewachsene Gestalt, einen Riesen.
    Väterchen? , dachte er.
    Der Riese trat vor ihn und schaute auf ihn hinab. Seine Züge waren lang vor Kummer, und er schüttelte den Kopf.
    Ich habe es falsch verstanden, Väterchen , dachte Pater Silvicola. Vergib mir.
    Die Züge des Riesen glätteten sich. Er bückte sich und hob ihn auf und trug ihn davon, und es war wie damals, als er den kleinen Jungen aufgehoben und davongetragen und in Sicherheit gebracht hatte vor den Soldaten.
    Vergib mir , dachte Pater Silvicola.
    Dir ist v… v… vergeben , sagte der Riese.
    Pater Silvicola schloss die Augen. Es war gut.

33.
    Wenzel stand draußen im Tageslicht und atmete tief durch. Um ihn herum drehte sich alles. Er sah den Pater Generalis herankommen, und kurzfristig überfiel ihn Fassungslosigkeit, wie die Dinge sich entwickelt hatten, seit er es geschafft hatte, aus dem Ruinenfeld zu entkommen, bevor die Männer von Pater Silvicola ihn fanden. Er hatte Alexandra zurücklassen müssen, aber ihm war klar gewesen, dass es die einzige Möglichkeit darstellte, ihr zu helfen. In der Hoffnung, auf seine Mönche zu stoßen, um mit ihnen gemeinsam ihre Befreiung zu planen, war er in die Richtung gerannt, aus der sie kommen mussten, war fast irre geworden, weil er sie nirgends sehen konnte. Es hatte ein paar Stunden gedauert, dann waren sie endlich eingetroffen, bis an die Zähne bewaffnet mit neuen, einwandfreien Karabinern. Die Waffen waren in einem Versteck gewesen, das die ehemaligen Wegelagerer ihnen gezeigt hatten; sie waren die Beute eines Überfalls auf einen Waffenschmied gewesen, der sich mit seiner Fracht durch ihr Gebiet gewagt hatte. Das Finden des Verstecks und das Ausgraben der Waffen hatten einige Zeit in Anspruch genommen. Der Anführer der Wegelagerer und drei weitere seiner Männer hatten den völlig erschöpften Wenzel angegrinst; sie hatten in schwarzen Kutten gesteckt wie alle anderen, und Wenzel hatte, am Ende seiner Kräfte, hervorgestoßen: Na, Kuttengesicht? Die Wegelagerer hatten gestrahlt. Dann war das Strahlen erloschen, und Wenzel hatte sich umgedreht und festgestellt, dass sie von Soldaten umstellt waren, und all seine Hoffnung war zu Asche geworden.
    Die Soldaten waren die gewesen, die Fabio Chigi dem Pater Generalis mitgegeben hatte.
    »Ist er da drin?«, fragte Vincenzo Carafa.
    Wenzel nickte.
    Der Pater Generalis betrat die Kirche. Als seine Männer ihm folgen wollten, hielt er sie zurück. »Würdest du mich begleiten, ehrwürdiger Vater?«
    Wenzel nickte erneut und folgte dem alten Jesuiten in die Kirche. Der Leichnam von Pater Silvicola lag in ausgestreckter Haltung dort, wo Wenzel ihn im

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