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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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hinausgeschafft. Die Kunstkammer Kaiser Rudolfs war leer bis auf Scherben und die eine oder andere verwesende Menschenkonserve, die selbst den Soldaten zu grässlich gewesen war.
    Als General Königsmarck nach einigen Wochen die Stadt wieder verließ, war er Generalfeldmarschall und ein fantastisch reicher Mann. Von den Adligen, die ihn zuvor geschnitten hatten, bekam er Einladungen, ihren Zirkeln beizutreten; er gab Häuser in Auftrag, die er nie bewohnte, sondern die nur dazu dienten, seinen Reichtümern ein Dach über dem Kopf zu geben und sie auszustellen.
    Und dennoch … Prag war unterlegen, aber Prag hatte gewonnen. Bewohner, die ihre geplünderten Häuser verlassen mussten, fanden plötzlich Nachbarn, die sie aufnahmen. Kindern, die ihre Eltern verloren hatten, wurde angeboten, in andere Familien aufgenommen zu werden; Eltern, die ihre Kinder verloren hatten, wurden von Menschen getröstet, die sie nie zuvor gesehen hatten. Etwas von der Atmosphäre schien sogar auf die Besatzer abzufärben; nach den ersten drei Tagen gingen die Übergriffe gegen die Zivilbevölkerung schlagartig zurück.
    Prag, die Goldene Stadt, war gefallen.
    Prag, der Wohnort von vierzigtausend Menschen, war plötzlich mehr als das geworden: eine Heimat.
    Die letzte große Aktion des Krieges war vorbei.
    Der Frühling taute den Schnee. Kinderlachen war zu hören.
    Die Zeit der Hoffnung war gekommen.

2.
    Ein steifer westlicher Wind trieb das kleine Schiff über die Wellen. Alfred Alfredsson hing über der Reling und kotzte sich die Seele aus dem Leib. Zwischen den Anfällen versicherte er Ebba, dass es ihm auf der Herreise auch nicht besser ergangen sei und dass kein Grund zur Beunruhigung bestünde und es natürlich für einen Abkömmling der großen Wikinger eine Schande war, seekrank zu werden, aber es würde gleich vorbei sein und … uaaaargh …!
    Ebba hörte ihm nur mit halbem Ohr zu. Sie betrachtete die große Reisetruhe mit den Ketten davor. Ein Buch lag darin, ein Buch, das sie in Podlaschitz aus einem ansonsten leeren Grab gehoben hatten. Die Bilder zogen vor ihren inneren Augen vorbei – die Toten, die sie in der Kirchenruine aufgebahrt hatten, die untröstliche Alexandra, der gebrochene Andrej, die in stiller Trauer alles organisierende Agnes und der vom Mönch zu einem gut aussehenden Zivilisten veränderte Wenzel, ohne den Alexandra vermutlich nie aus ihrer Verzweiflung herausgefunden hätte … und später die in hellen Flammen stehenden Scheiterhaufen, die die Körper von Samuel Brahe, Magnus Karlsson, Björn Spirger, Gerd Brandestein und der anderen Småländer auf die jahrhundertealte Art und Weise verzehrten, mit der von Kriegern Abschied genommen wurde … und den von Cyprian Khlesl, sodasstatsächlich die Aussicht bestand, dass Samuel ihn drüben, im Land jenseits der Grenze, traf und ihm Småländisch beibrachte, die Sprache der Helden … Dazu das unbewegte Gesicht Vincenzo Carafas, der dieser heidnischen Zeremonie sichtlich nichts abgewinnen konnte, aber weise war und schwieg …
    Sie fragte sich, ob sie jemals herausbekommen würde, in welchem Auftrag die beiden Jesuiten, die Kristina eingeredet hatten, dass sie die Teufelsbibel besitzen müsse, wirklich gehandelt hatten, Brieftauben waren hin und her geflogen, nachdem Vincenzo Carafa geschworen hatte, nichts damit zu tun zu haben. Die Relaiskette, über die die Jesuiten Informationen ausgetauscht und Befehle empfangen hatten, brach schon nach wenigen Stationen zusammen, als eine alte Mühle, die man ihnen genannt hatte, sich als nichts weiter als ein leeres Gemäuer entpuppte, in dem sich allerdings ein paar Taubenfedern fanden. Ebba hatte von Wenzel erfahren, wer Kardinal Melchior Khlesl gewesen war, und als Wenzel halb im Scherz gesagt hatte, die Relaiskette würde wahrscheinlich irgendwo in der Hölle enden, wo der alte Kardinal in einem Kessel saß und immer noch darüber wachte, dass kein Unfug mit der Teufelsbibel getrieben wurde, da hatte sie nicht gelacht. Sie glaubte nicht daran, dass die Toten noch in die Angelegenheiten der Lebenden eingreifen konnten, aber Organisationen überdauerten die Lebenszeit der Sterblichen, und nach allem, was sie gehört hatte, war Kardinal Khlesl jemand gewesen, der haltbarere Netze spinnen konnte als die geschickteste Spinne der Welt.
    Sie betrachtete wieder die Truhe mit dem Buch. Kristina würde sie mit Ehrungen überhäufen, und sie, Ebba, würde dafür sorgen, dass die Familien der gefallenen Småländer nie wieder

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