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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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Not leiden müssten. War es das wert gewesen? Wert, dass ein Dutzend guter Männer ihre Ehre im Tod wiedererlangt hatte? Sie lächelte in sich hinein. Ihr war klar, wasSamuel und jeder Einzelne dieser Männer antworten würde. Sie wusste nicht, wie die Antwort ausfallen würde, wenn man Cyprian Khlesl fragte. Vermutlich würde er die Schultern zucken und sagen, dass er das getan hatte, wozu er auf die Welt gekommen war. Sie selbst war mittlerweile überzeugt, dass jeder Mensch nur dazu auf die Welt kam, um zu leben, zu lieben und in Frieden zu Gott heimkehren zu können.
    Alfred plumpste neben ihr auf das Deck nieder und stöhnte. »Ich hab das Essen von fünf Tagen ausgekotzt«, sagte er. »Ich hatte aber nur das von drei Tagen drin. Wie soll das weitergehen?«
    »Gar nicht«, sagte sie. »Du wirst weiterkotzen, bis du nur noch ein leerer Hautschlauch bist, und den werden sie dann bei dir zu Hause über den Kamin hängen und allen Besuchern zeigen.«
    Alfred wies auf die Truhe. »Glaubst du, dass es stimmt?«
    »Was?«
    »Das mit den drei Seiten, die offensichtlich rausgerissen waren. Dass sie schon vor mindestens hundert Jahren verloren gingen und keiner weiß, wo sie hingekommen sind.«
    »Warum hätte Agnes mich anlügen sollen?«, fragte Ebba zurück und wusste, dass Agnes sie angelogen hatte, so wie Agnes gewusst hatte, dass sie, Ebba, es wusste. Kristina würde es nicht merken, hatte sie bei ihrem letzten Gespräch zu Samuel gesagt. Richtig, aber Ebba würde es merken. Sie merkte es wirklich. Sie fuhr nach Hause mit dem Schatz, den ihre Königin sich von ihr gewünscht hatte, aber sie würde sie betrügen. Es würde nie wieder so sein wie zuvor.
    Doch hätte sie einen Schatz mit nach Hause bringen sollen, von dem sie fürchtete, dass er seine Empfängerin vernichten würde?
    Der Preis seiner Liebe war man selbst.

3.
    Olaf Bengtsson hatte den Namen des Kaffs nicht verstanden, und er war ihm auch herzlich egal. Es hatte keinen Namen verdient. Es war nur ein Pickel am Arsch der Welt. Das Bier war gut, allerdings. Und das dunkeläugige Reh, das sich vor den Fässern herumdrückte und ihm freundliche Blicke zuwarf, war es sogar wert, dass man ein wenig länger hierblieb. Länger als die Kameraden, die bereits gestern abgezogen waren und ihn, Olaf Bengtsson, Rittmeister des Regiments Uppland, nach Aufteilung der Beute hier zurückgelassen hatten. Reiterregiment Uppland, ha! Drei Kronen auf rotem Grund! Sie hatten alle miteinander keine Kronen erbeutet. Ihnen war das geblieben, was die hohen Offiziere und die verdammten Plünderer aus Königsmarcks Heer übrig gelassen hatten.
    »… alle meine Söhne verloren, Herr«, seufzte der Herbergswirt. »Und mein Weib. Verdammter Krieg. Wir waren immer Protestanten, Herr, und haben Ihrem König mit Birkenzweigen zugewunken … was haben wir davon gehabt? Aber was habt ihr Soldaten vom Krieg gehabt, wenn man ehrlich sein will, Herr?« Zuerst hatte Olaf es als Vorteil empfunden, dass der Herbergswirt sich zu ihm gesetzt hatte; da stieg die Aussicht auf ein paar Becher geschenkten Biers. In dieser Hinsicht hatte der Wirt ihn nicht enttäuscht, dennoch war das Bier teuer bezahlt: Seit Stunden hörte er sich nun dieses Gejammer an, das sich alle zwanzig Minuten wiederholte – selber Inhalt, selber jammervoller Tonfall, nur die Worte variierten. Nicht viel, um ehrlich zu sein.
    Das Lächeln des Rehs bei den Fässern lenkte ihn ab. Das Reh war die Tochter des Herbergswirts. Erstaunlich, dass so eine Dörrpflaume solch eine Schönheit hervorgebracht hatte.
    »… die Herberge habe ich von meinem Vater geerbt, undder hat sie von seinem Vater … und wem soll ich sie vererben, Herr, wenn alle Söhne im Krieg geblieben sind? Ich bin ein alter Mann …«
    »Ich zeig dir was«, sagte Olaf und stand ruckartig auf. »Komm mit raus.«
    Der Herbergswirt folgte ihm händeringend in den Stall. Ein Teil von Olafs Beute waren die fünf Pferde, die er mitgenommen hatte; allerdings war er mit fünf anderen Pferden in den Krieg gezogen, wie es sich für einen Offizier gehörte, und so war der Gewinn nicht wirklich groß. Eines der Tiere musste außerdem als Packpferd herhalten, um den Rest der Beute zu transportieren. Die Beute war in Lederlappen und Decken verpackt. Olaf wickelte sie umständlich aus. Der Herbergswirt trat mit hervorquellenden Augen näher.
    »Was ist denn das?«, flüsterte er. »Es ist riesig … was mag das wert sein?«
    »Keine Ahnung. Kannst du lesen?«
    »Nein.«
    »Ich

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