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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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braune Zähne ragten wie schiefe Grabsteine auf einem Friedhof. »Meinst du nicht auch, Euer Gnaden? Hahaha!«
    »Vergebung und Nächstenliebe sind die Worte von Jesus Christus, nicht die der Zehn Gebote«, sagte Wenzel. Er beobachtete die beiden Männer, die nun ihre Armbrüste auf den Boden gelegt hatten und sich ihm näherten, ohne darauf zu achten, dass sie für einen Moment die Schusslinie ihrer Genossen durchquerten. Amateure! Cyprian Khlesl hätte diesen Umstand genutzt, dachte er bei sich. Cyprian Khlesl hätte bereits jetzt beide Burschen an der Gurgel gehabt und mit ihnen als Geiseln die Verhandlungen neu aufgenommen. Er war froh, dass Melchior nicht die ganze Impulsivität seines Vaters geerbt hatte. Es gab einen besseren Weg.
    Die beiden Wegelagerer passierten Melchior Khlesl ungehindert und stapften auf Wenzel zu.
    »Danke für die Belehrung«, sagte der Anführer. »Ich glaube, dein Mantel und deine Stiefel könnten mir auch passen, Kuttengesicht.«
    »Das Elfte Gebot kennst du offenbar auch nicht«, sagte Wenzel.
    »Es gibt kein Elftes Gebot. Fang an, dich auszuziehen, Euer Gnaden, oder soll ich dir ein paar runterhauen? Hahaha!«
    »Da irrst du dich«, erklärte Wenzel. Er öffnete den Haken,der seinen Mantel zusammenhielt, und ließ die Hände sinken, als die beiden Männer danach griffen und Anstalten machten, ihn herunterzureißen. »Das Elfte Gebot lautet: Leg dich nicht mit den sieben Schwarzen Mönchen an.«
    Die Männer wichen zurück und stolperten dabei über ihre eigenen Füße. Unter Wenzels Mantel war eine nachtschwarze Kutte zum Vorschein gekommen. Wie auf ein Zeichen hin öffneten auch die anderen sechs Brüder ihre Mäntel und ließen das Schwarz darunter sehen. Einer der Männer setzte sich auf den Hosenboden und führte seine panische Flucht im Krebsgang fort. Die restlichen Wegelagerer erbleichten und senkten unwillkürlich ihre Waffen.
    »Scheiße«, krächzte der Anführer und schwieg dann, weil Melchior mit einem Satz bei ihm war, ihn herumwirbelte und den Dolch an seine Kehle hielt. Als die anderen die Waffen unschlüssig wieder hoben, hätten ihre Bolzen oder die Musketenkugel nur noch ihren Anführer getroffen. Keiner kam auf die Idee, auf die Mönche zu zielen. Als Wenzel seinen Brüdern zunickte und diese zu den Wegelagerern traten, ließen sie sich widerstandslos entwaffnen. Die Mönche stellten sich in einem Kreis zusammen und richteten die Waffen auf ihre früheren Besitzer.
    »Bitte«, flüsterte der Anführer, der in Melchiors Griff hing wie ein Kind. »Wir wussten nicht …«
    »Wie war das mit meinen Klamotten?«, knurrte Melchior.
    »Viel zu groß, Herr«, hauchte der Wegelagerer. »Verzeihung, Herr.«
    »Du kennst das Elfte Gebot ja doch«, sagte Wenzel.
    »Wir wussten nicht … wir dachten, es sei nur …«
    »Jede Legende hat einen wahren Kern.«
    »Ja, Ehrwürden. Ja, das ist … ja, Ehrwürden … äh …«
    »Was hast du von den Schwarzen Mönchen gehört?«
    »Dass niemand überlebt hat, der ihnen je begegnet ist.« Die Augen des Anführers waren weit aufgerissen.
    »Das habe ich auch gehört«, sagte Wenzel. Er warf den Mönchen einen Seitenblick zu, und diese packten die Waffen fester. Die Augen des Anführers begannen voller Panik zu zucken. »Worauf wartet ihr? Wir haben einen Ruf zu verlieren. Feuer!«

9.
    Der Winter in Schweden … ach, der Winter in Schweden! Ebba Larsdotter Sparre, Gräfin Horn zu Rossvik, hatte das Gefühl, tot gewesen zu sein und nun wieder leben zu dürfen. Der Himmel so blau wie die Unendlichkeit, die Landschaft darunter ein Muster aus Schwarz, Weiß und tiefem Grün, das die einzige Farbe zu sein schien und deswegen schillerte wie tausend Bruchstücke von Smaragden. Wo die gefrorenen Seen und Tümpel nicht vom Schnee bedeckt waren, waren sie Spiegelbilder des Firmaments. Der Geruch war der von Hunderten von Torffeuern, von der Unergründlichkeit des Meeres und von tiefen Schluchten, aus denen der Hauch von Unberührtheit wehte, und der Schnee war von einem Weiß, dass man die Arme seitlich ausstrecken und sich einfach hineinfallen lassen wollte, weil es so weich, warm und willkommen heißend anmutete. Gut, der Schnee hier in Stockholm war zusammengetreten und schmutzig, aber die Gerüche waren da, auch wenn Stockholm eine große Stadt war. In Schweden war das Land großartiger als die Städte und niemals fern.
    Ebba atmete tief ein, blinzelte und atmete langsam aus. Wieder zu Hause! Zurück aus dem Land des Verderbens. Sie wusste,

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