Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
Vom Netzwerk:
beugte sich zu Erik Wrangel hinunter, dann schob sich das Pferd des Offiziers in ihr Blickfeld.
    »Ihr Schweine!«, rief sie.
    Der Offizier drehte sich um, sein Pferd tänzelte beiseite, und Alexandras Blickfeld war wieder frei. Der Reiter mit dem Knüppel hatte Erik auf die Beine gezogen, schwang sich aus dem Sattel, lehnte den jungen Schweden gegen die Flanke des Pferdes und tastete ihn überall ab. Er fragte etwas, und Erik schüttelte den Kopf wie ein Träumer. Der Reiter tätschelte dem jungen Mann die Wange und wandte sich dann grinsend zu seinem Offizier um. Er hob einen Daumen.
    Der Offizier stieg ab und ging die letzten Schritte zu Fuß. Dicht vor Alexandra und Agnes blieb er stehen. Er nahm denHut ab und wischte sich über die Stirn. Sein Haar war kurz geschoren, mit Grau durchsetzt, darunter ein hageres Gesicht mit langen Furchen in den Wangen, einem schmalen Mund. Dunkle Augen musterten sie. Sie hob das Rapier erneut. Ihr Herz trommelte, und die Furcht drückte ihr schier den Atem ab.
    »Ich verstehe Ihre Sprache«, sagte der Offizier. »Sind Sie unverletzt?«
    »Ja …«, sagte Alexandra.
    »Wer sind Sie?«
    Als Alexandra nicht antwortete, räusperte Agnes sich. »Ich bin Agnes Khlesl. Das ist meine Tochter Alexandra. Die beiden Herren hier …«, sie versetzte dem panisch wimmernden Schreiber eine sanfte Kopfnuss und seufzte, »… sind unser Geleitschutz.« Wenn Alexandra es nicht selbst gesehen hätte, hätte sie nicht geglaubt, dass Agnes resigniert lächelte und dem Offizier dann zublinzelte.
    Der Geist eines Grinsens huschte über das schmale Gesicht des Mannes. Seine Blicke fielen auf Agnes’ behelfsmäßigen Knüppel und das Rapier in Alexandras Faust. »Ich sehe«, sagte er.
    »Ich glaube, Ihren Musketier hat es erwischt«, sagte Alexandra.
    Der Offizier wandte sich ab und stapfte zu dem Mann hinüber, der mit seiner Muskete und der Gabel im Arm auf dem Boden lag und sich nicht rührte. Der Offizier starrte auf ihn hinab, den Hut in den Händen. Alexandra rappelte sich auf und stolperte zu den beiden, kauerte sich neben den Gefallenen. Sie sah in sein bleiches Gesicht mit den halb offenen Augen und wusste, dass sie seinen Puls nicht mehr zu fühlen brauchte. Sie tat es dennoch.
    »Er ist tot«, sagte sie. »Es tut mir leid.«
    Der Offizier nickte. Die Wangenmuskeln in seinem Gesicht zuckten, und seine Augen brannten. Überrascht erkanntesie, dass er mit den Tränen kämpfte. Abrupt riss er sich vom Anblick des Toten los.
    »Wer sind Sie?«, fragte sie.
    Der Reiter mit dem Knüppel kam herangeschlendert. Er hatte den Helm abgenommen und offenbarte darunter ebenso kurz geschnittenes, mit Grau durchzogenes Haar wie sein Vorgesetzter. Er führte Erik Wrangel am Arm und rollte etwas in der Sprache, die Alexandra mittlerweile als Schwedisch kannte. Als er Alexandra anblickte, grinste er plötzlich.
    »Du varar skyldig mig två kyssar, mitt älskvärt« , sagte er.
    »Was meint er?«, fragte Alexandra den Offizier.
    »Dass es dem jungen Mann gut geht.«
    »Und das Zweite?«
    Der Offizier machte eine Kopf bewegung zu dem toten Musketier. Das Lächeln auf dem Gesicht des zweiten Reiters erlosch.
    »Lasse är död« , sagte der Offizier.
    »En vilken skam!« , grollte der zweite Reiter. »Skitit!«
    Erik Wrangel warf Alexandra einen Seitenblick zu. »J’ai voulu vous aider! Honnêtement!«
    Alexandra seufzte. »Alles treibt sich hier in unserem Land herum, und keiner kann die Sprache«, erwiderte sie.
    Der Offizier beachtete sie nicht. Er musterte Erik Wrangel. Der junge Schwede stand stramm und legte eine Hand aufs Herz. Er ratterte etwas, das am Ende von einem Schluchzer unterbrochen wurde. Dann senkte er den Kopf und kämpfte um seine Fassung. Der Offizier zog einen Handschuh aus und tätschelte ihm ebenso die Wange wie der andere Reiter vorher. Erik Wrangel brach in Tränen aus.
    Der Reiter mit dem runden Gesicht sah Alexandra unverwandt an. Sie hob eine Augenbraue. Er hielt zwei Finger in die Höhe und lächelte. »Två kyssar« , sagte er. »För två liv. Är det för mycket?«
    »Er will zwei Küsse«, erklang Agnes’ Stimme in Alexandras Ohr. »Weil er dir zweimal das Leben gerettet hat.«
    »Woher willst du …?«
    Agnes, die neben Alexandra getreten war, deutete auf den Schreiber mit den schwedischen Sprachkenntnissen. Er schien sich wieder gefangen zu haben und stand verlegen abseits.
    »Das ist doch die Höhe …«, murmelte Alexandra.
    Agnes trat auf den Reiter zu. »Du hast mein Leben

Weitere Kostenlose Bücher