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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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Küchenschemel an, deren Hände scheinbar ohne Zutun ihres Verstandes eine Karotte nach der anderen aufnahmen, putzten, in eine Schüssel legten.
    »Barbora…?«, wiederholte Alexandra verwirrt. »Sie gehören nicht zum Gesinde…«
    »Willst du das Vertrauen in Gott wiederfinden?«, fragte Barbora.
    »Ich werde es nie wiederfinden«, hörte Alexandra sich sagen.
    »Willst du, dass dein Leben weitergeht?«
    »Mein Leben ist zu Ende.«
    »Willst du dafür kämpfen, dass der Schmerz, den du heute verspürst, anderen erspart bleibt?«
    Alexandra wollte antworten, doch die Stimme versagte ihr. Was kümmert mich der Schmerz der anderen? , hatte sie sagen wollen. Sie schwieg. Barbora legte die letzte, gesäuberte Karotte in die Schüssel und stand ächzend auf.
    »Du kennst jetzt meinen Namen«, sagte sie. »Wenn du wieder Kraft zum Kämpfen hast, frag nach mir.«
    Alexandra ließ sie bis nach draußen in die Gasse treten, dann rannte sie die Treppe hinauf und riss das Eingangsportal auf. »Warum sollte ich für die anderen kämpfen?«
    »Weil jede Seele, die du rettest, dir ein Stück deiner eigenen Seele zurückgibt«, sagte Barbora. Sie drehte sich um und ging wortlos davon.

15.
    »Das Schlimmste«, flüsterte Alexandra, »das Schlimmste ist nicht, dass du sie sterben siehst, sondern der Dank in ihren Augen, wenn du ihnen sagst, dass sie es schaffen werden – obwohl du ahnst, dass es nicht der Fall sein wird.«
    »Du gibst ihnen Hoffnung. Daran kann nichts Schlimmes sein«, sagte Agnes.
    »Ich musste gerade an Barbora denken. Ohne sie wäre ich damals zerbrochen. Ohne sie wäre ich nicht, was ich heute bin. Für das eine werde ich ihr ewig dankbar sein. Für das andere verfluche ich sie in diesem Augenblick.«
    Agnes lächelte traurig und zog sie zu sich heran. Ein paar Herzschläge lang fühlte Alexandra sich wie ein kleines Mädchen, das von seiner Mutter getröstet wird, weil es die Welt nicht versteht. Es tat so gut, dass sie sich mit Gewalt losreißen musste.
    »Mama … ich muss ein paar Augenblicke lang für mich sein. Sei mir nicht böse.«
    »Du willst hier alleine herumlaufen?«
    »Keiner wird mir etwas tun. Die Angst davor, Lärm zu machen, ist zu groß, selbst bei den Soldaten.«
    Agnes zuckte mit den Schultern. »Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, wann Widerspruch zwecklos ist.«
    Alexandra streichelte Agnes’ Wange. »Ich liebe dich, Mama«, sagte sie.
    »Ich liebe dich auch, Kindchen.«
    Alexandra wandte sich ab und stapfte in die nächstgelegene Gasse. Sie versuchte nicht darüber nachzudenken, wie viele solcher Tragödien wie eben sich in genau diesem Moment in den Ruinen abspielten und noch abspielen würden. Die leblose Leere der Gassen passte dazu; durch sie hindurchzustolpern drückte einem das Herz ab, aber in ihre ebenso trostlose Behausung zurückzukehren kam ihr nochschlimmer vor. Wenn man sich bewegte, konnte man sich wenigstens vormachen, dass man irgendwann an einen Ort gelangte, an dem einem Trost zuteilwurde.
    Ohne sich dessen bewusst zu sein, machte sich Alexandra genau das vor … bis sie zu dem Friedhof gelangte. In der Dunkelheit sah der Ort zuerst aus wie ein Acker, bis sie die wenigen Grabkreuze sah, die stehen geblieben waren. In ihrem Magen bildete sich ein Klumpen, als sie erkannte, dass die Gräber aufgebrochen worden waren – Soldaten auf der Suche nach Schmuck oder halbwegs noch brauchbarem Schuhwerk … oder Stadtbewohner auf der Suche nach … Essen? Sie wich unwillkürlich einen Schritt zurück und trat auf etwas, das unter ihrem Stiefel knirschte. Sie hob den Fuß und starrte hinunter. Es sah aus wie eine kleine weiße Krabbe. Es war eine skelettierte Kinderhand. Sie drehte sich um und ging mit langsamen, steifen Schritten davon, Schritten, die immer schneller und schneller wurden, bis sie plötzlich rannte, und als sie rannte, konnte sie nicht mehr aufhören, und ihr war, als seien all die toten und noch lebenden Geister der Stadt hinter ihr her, während ihr Hirn ihr ständig vorspielte, wie sie Mikus leblose Hände auf seinem Totenbett ineinander verschränkt hatte und gleichzeitig dazu das Knirschen in ihr widerhallte, mit dem sie die kleine Skeletthand zertreten hatte und das wie ein knöcherner Schrei klang: Es gibt keine Hoffnung mehr!

    Irgendwann blieb sie stehen, weil sie keine Kraft mehr hatte. Der Atem pfiff in ihrer Kehle, und die toten Häuser schwankten um sie herum. Dann erkannte sie, dass sie mitten in einer Gasse stand, vor sich ein Haus, das von

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