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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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zwei Soldaten bewacht wurde. Die Soldaten starrten sie an. Zwanzig Schritte weiter, und sie wäre direkt in sie hineingelaufen. Einer der beiden richtete eine gespannte Armbrust auf sie. Ihr Herzschlag beschleunigte sich noch. In all dem Schwindel, der sieerfasst hatte, wurde ihr eiskalt. Es gab keinen Zweifel, was nun geschehen würde. Der Soldat mit der Armbrust zog die Augenbrauen hoch und leckte sich über die Lippen. Entsetzt erkannte sie, welchen Weg sie zurückgelegt hatte: Hier wartete die Hölle auf sie, zu der der aufgewühlte Friedhof das Tor gewesen war. Die ihr in mich eintretet …
    Jemand trat aus der Tür. Fassungslos bemerkte sie, dass es der Offizier war, der ihre Reisegruppe und den jungen schwedischen Gefangenen vor den bayerischen Dragonern gerettet hatte.
    »Samuel Brahe«, stieß sie hervor.
    Der Offizier blickte auf und kniff die Augen zusammen. Schließlich nickte er ihr zu.
    »Rein mit dir, Brahe«, knurrte einer der Wächter. Brahe ignorierte ihn.
    Alexandra stand reglos in der Gasse, das Herz raste in ihrer Brust. Ihr Blick verengte sich, der Blick auf den zerstörten Hauseingang mit den beiden Wachen davor, der Blick auf Samuel Brahe, der argwöhnisch ein paar Schritte näher trat. Sie hörte einen der Soldaten halblaut sagen: »He, Brahe, wo willst du hin, du Dreckskerl?«, und den mit der Armbrust antworten: »Lass ihn doch, wo will die dumme Sau schon hin, hier kommt er doch nicht raus«; aber sie begriff die Worte nicht. Sie rang nach Luft, und ihre Lungen verweigerten ihr ihren Dienst. Sie hörte das Dröhnen in ihren Knochen, von dem sie ihren Onkel Andrej von Langenfels einmal hatte sagen hören (er hatte nicht geahnt, dass sie zuhörte), es sei der Herzschlag des Bösen, und jeder könne es hören, der drauf und dran sei, sich ihm zu ergeben. Nein, flüsterten ihre Gedanken, falsch, Onkel Andrej, es ist nicht die Unterwerfung unter das Böse, es ist das Bewusstsein, dass jede Hoffnung vergebens ist … die ihr in mich eintretet, lasst alle Hoffnung fahren … es sind die Trommeln eines Willkommensgrußes im Inferno, und jeder hat seine eigene Hölle, aus der die Musik erklingt.
    Dunkle Augen in einem Netz aus Fältchen füllten ihr verengtes Blickfeld aus. Sie fühlte sich nach Luft schnappen.
    »Was ist los?«, fragte Samuel Brahe, und dann: »Mein Gott, Sie sehen ja aus wie …«
    Sie umklammerte seine Hand mit Fingern, die so kalt waren, dass die seinen ihr vorkamen wie glühende Kohle. Sie öffnete den Mund …
    »Halten Sie mich«, stammelte Alexandra. »Lassen Sie mich nicht fallen … wenn ich falle …«
    … dann werde ich nie mehr aufhören können zu fallen, vollendete ihr Hirn. Ihre Lippen waren zu taub dafür. Ohne dass sie es wollte, sank sie gegen ihn. Die Trommeln in ihrer Seele ließen ihren Körper erbeben.
    »He, Brahe, wer is’n die Spalte?«
    »Mach, dass du reinkommst, Brahe, die Matratze kannst du bei uns abgeben!«
    »Verschwinden Sie von hier«, zischte Brahe. »Um Gottes willen, sind Sie verrückt?«
    Ihre Finger krallten sich in sein Wams. »Die Hölle …«, wisperte sie.
    »Natürlich. Was hatten Sie gedacht, wo Sie hier sind?«
    »Ich falle … halten Sie mich, bitte …«
    Sie spürte, wie er sie packte und an sich drückte. Einer der Soldaten war plötzlich neben ihnen und griff nach Brahe. Brahe ließ Alexandra los und machte eine rasche Bewegung, und der Soldat lag auf dem Rücken. Brahe hielt seinen Spieß in der Hand. Einen lähmenden Moment lang wechselten die beiden einen Blick, dann warf Brahe den Spieß fort.
    »Brahe, du Drecksau …«, gurgelte der Mann auf dem Boden.
    »Kommen Sie«, sagte Brahe und hob Alexandra hoch, als wäre sie ein Kind. »Ich halte Sie. Ich lasse Sie nicht fallen.«
    Der Soldat auf dem Boden kroch seitwärts, um zu seinem Spieß zu gelangen. Der andere rief: »Bleib stehen, Brahe, oderich schieß dir einen Bolzen durch deinen verdammten Schädel.«
    Brahe blieb nicht stehen. Er trug Alexandra in einen offenen Hauseingang hinein. Sie klammerte sich an ihn und stierte in sein Gesicht. Sie konnte ihn lächeln sehen. Der Soldat schoss seine Armbrust nicht ab.
    »Ich mach die Sau fertig!«, hörte sie einen der Soldaten draußen keuchen.
    »Hör auf«, knurrte der andere. »Wir ham nur Befehl, ihn und seinen Haufen zu bewachen. Der General will selber entscheiden, was aus ihnen wird. Willst du dir vom Profos den Arsch aufreißen lassen, weil du ’nen Befehl nich’ befolgt hast? Der Verräter is’ es nich’

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