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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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wohl.«
    Cyprian wandte sich ohne ein Wort ab. Er nahm Andrej am Arm und schob ihn vor sich her, bis dieser sich schüttelte und aus dem Griff seines Freundes befreite. Er schaute Cyprian ins Gesicht und schluckte hinunter, was er hatte sagen wollen, bis sie das Refektorium verlassen hatten. Die beißende Kälte im Freien draußen schien Andrejs Kopf zu klären. Er atmete durch und hatte das Gefühl, die ganze Zeit über die Luft angehalten zu haben.
    »Ich weiß nicht, ob die Geschichte von Anna Morgin wahr ist«, begann er, »aber dass der Junge …«
    »Ja«, unterbrach ihn Cyprian. »Da hat er gelogen. Es kam zu schnell … und zu glatt. Der Junge hat überlebt. Nach der Sache mit Anna hätte der Magistrat eine weitere Hinrichtung niemals durchsetzen können.«
    »Und jetzt?«
    »Ich glaube, er hat dem Jesuiten die Wahrheit erzählt. Und die ist von der Art, dass dieser ihn aus dem Weg räumen wollte. Was für eine Teufelei … lässt ihm zwei Fläschchen da, eines davon voller Gift. Ob er die harmlose oder die tödlichePortion zuerst erwischt, ist ihm egal. Irgendwann trinkt Caspar das Gift und ist dahin. Du lieber Gott … wer denkt denn so? Es ist, als ob er ihm mit der rechten Hand eine Überlebenschance gäbe und mit der Linken wieder nähme. Wer, zum Teufel, ist dieser Jesuit? Und was für eine Rolle spielt er?«
    Andrej versuchte, sich am Nächstliegenden festzuhalten. »Wie sieht unser Plan aus?«
    »Ich denke, dass die Entdeckung des Giftfläschchens unseren ekelhaften Freund dort drin erschüttert hat. Lassen wir ihn eine Nacht im eigenen Saft schmoren, und dann kommen wir morgen zurück und zeigen ihm, dass seine Zukunft durchaus noch etwas Schönes bereithalten kann …«
    »Willst du ihn auch noch belohnen dafür, was er getan hat?«
    »Glaubst du, er ist nicht genügend gestraft?«
    Andrej starrte Cyprian an. »Herrgott, kannst du nicht mal als alter Großvater darauf verzichten, solche Fragen zu stellen? Was soll man denn …?«
    »Still!« Cyprian hob eine Hand und starrte ins Leere. Dann wirbelte er herum. »Verdammt! Oh, verdammt!« Er rannte ins Refektorium zurück. »Ich Idiot!«
    Andrej hastete ihm hinterher, so schnell er konnte. Jetzt hörte er es auch, über das plötzliche Hämmern seines eigenen Herzens hinweg – ein lang gezogenes Ächzen.
    Der Thronsessel war umgefallen. Caspar lag daneben. Die Ratten bildeten einen Kreis um ihn und zischten mit gesträubtem Fell und bebenden Schnauzen. Cyprian fiel neben Caspar auf die Knie. Der alte Mann hatte sich eingerollt und stöhnte. In den Krämpfen, die seinen Körper überzogen, schlug sein Kopf immer wieder auf den Boden. Cyprian fluchte, dann packte er die unsägliche Decke, riss sie von Caspars verkrampftem Körper herunter und drehte ihn auf den Rücken.
    »O mein Gott!«, flüsterte Andrej.
    Caspar bog sich durch, bis nur noch sein Hinterkopf und seine Hinterbacken den Boden berührten. Etwas anderes, mit dem er sich auf den Steinfliesen hätte abstützen können, besaß er unterhalb seines Gesäßes nicht – er hatte keine Beine mehr. Sein rechter Arm war an den Körper gepresst, der linke ruderte in der Luft herum. Aus seinem Mund quoll dunkler Schaum und zog rostfarbene Streifen links und rechts der Wangen in das weiße Haar. Seine Augen rollten.
    »Was ist aus dem Jungen geworden?«, brüllte Cyprian.
    Caspar zuckte und bog sich, dass Andrej sein Rückgrat knacken hörte. Die Ratten huschten quietschend und pfeifend vor dem Feuer umher. Aus Caspars schäumendem Mund flogen Spucke und ein Hecheln, das einem in den Ohren schmerzte. Noch während Andrej zusah, färbten platzende Blutgefäße Caspars entzündete Augen blutrot.
    »Der Junge!«, schrie Cyprian und schüttelte den bebenden Torso an den Schultern. »Was ist mit dem Jungen?«
    Caspars Augen stierten ihn an. Blutige Tränen rollten über seine Wangen und lösten den Schmutz in seinen Falten auf.
    »Warum hast du mir nicht geglaubt, du arroganter Vollidiot?«, tobte Cyprian. »Warum sollte ich dich wegen des Giftes belügen? Wie viel hast du genommen? Einen tiefen Schluck, schon aus reiner Bosheit? Du Narr! Was ist aus dem Jungen geworden?«
    Caspar versuchte etwas zu sagen. Andrej stellten sich die Haare auf.
    »Jesus Maria«, hörte er ihn gurgeln. »Es tut so weh …!«
    Ein Spasmus schüttelte ihn so stark, dass er Cyprian aus den Händen glitt. Der beinlose Körper wand sich auf dem Fliesenboden. Cyprian ließ sich nach hinten sinken und setzte sich auf den Hintern. Er

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