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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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und jetzt, fast zwanzig Jahre später, rannte sie immer noch vor dieser einen Lüge davon. Sie war am Ende doch Oberin geworden, aber Sebastian fragte sich, ob sie in den schlaflosen Stunden der Nacht das Halleluja der Engel hörte oder das Kreischen des jungen Mädchens, welches die Flammen langsam auffraßen.
    Beim Ausgang zum Lazarett stieß die Oberin mit einer Novizin zusammen, die hereingestürzt kam. Sebastian kannte sie – es war das junge Ding, das sich von Anfang an um das Khlesl-Balg gekümmert hatte.
    Die Novizin fuchtelte mit den Händen in der Luft herum und flüsterte etwas, das Sebastian nicht verstehen konnte. Ihr Gesicht war dunkel vor Wut. Schließlich sank sie vor der Oberin zusammen und schlug mit den Fäusten auf den Boden, während ein würgendes Schluchzen ihren Körper verkrampfte.
    Sebastian kannte diesen hilflosen, alles verzehrenden Zorn.
    »Die Khlesl-Weiber sind angekommen«, murmelte er. »Waidmanns Heil, Pater Silvicola.«

5.
    »Du willst was tun?«, heulte Karina.
    »Es ist die einzige Möglichkeit.«
    »Das kann nicht sein! Alexandra, das kannst du Lýdie nicht antun. Ich erlaube es nicht!«
    »Karina, wenn ich es nicht tue …«
    »Ich dachte … ich dachte, du würdest … ein Kräutertrank … oder eine Salbe … ich dachte, du könntest …«
    »Es gibt nur diesen Weg.«
    Karinas Gesicht verzerrte sich. »Nein!«, schrie sie. »Das lasse ich nicht zu!«
    Alexandra schüttelte Karina. Vage erinnerte sie sich daran, dass sie sich, als die Ärzte erklärt hatten, nur Gebete könnten Miku noch retten (Gebete, die nicht erhört worden waren!), noch viel hysterischer aufgeführt hatte. »Karina«, sagte sie langsam und so deutlich, dass die umherirrenden Blicke ihrer Schwägerin zu Alexandras Gesicht gezogen wurden und sich dort tränenblind festsaugten, »wenn wir tatsächlich einen Arzt aus Prag mitgenommen hätten oder auch mehrere, würden sie von der Maßnahme abraten.«
    »Was? Was? Und warum willst du dann … ich dachte, du bist meine Freundin … sie ist dein Taufkind … ich dachte, du liebst …«
    »Die Ärzte«, sagte Alexandra und hasste sich dafür, »würden dir stattdessen raten, zu beten.«
    Karina Mund begann zu zittern.
    »Ich muss es tun. Und selbst das gibt uns nur eine ganz geringe Chance.«
    »Nein! Bist du verrückt geworden? Niemals! Du solltest ihr Leben retten, nicht sie fürs Leben zeichnen!«
    »Du hast ihr doch die Kräuter zu trinken gegeben, die ich dir vor der Reise eingepackt habe? Ich vermute, dass Andreas dir geraten hat, sie wegzuwerfen, aber: Hast du sie ihr gegeben, Karina?«
    »Ich … was? Ja, ich habe sie ihr gegeben … Alexandra, ich flehe dich an: Finde eine andere Lösung. Du darfst das nicht tun!«
    »Gut. Die Kräuter haben die Vergiftung aufgehalten – sie müsste schon viel weiter fortgeschritten sein. Lýdie ist stark, ihr Körper kämpft dagegen an. Sie kann es schaffen.«
    »Aber doch nicht sooooo …!«, schrie Karina.
    »Was ist dir lieber – willst du sie sterben lassen?«
    »Was glaubst du, was du tust?«, kreischte Karina. »Wie herzlos bist du eigentlich? Du willst ein junges Mädchen verstümmeln! Zu welchem Leben verurteilst du sie? Zu einem als Krüppel! Ihre Freundinnen werden sie meiden; sie wird nie einen Mann bekommen. Sie kann ins Kloster gehen, aber selbst dort wird man sie schief ansehen. Alexandra! Ist denn das Leben in deiner selbst gewählten Einsamkeit so schön, dass du auch Lýdie dazu verdammen willst?«
    Es hätte nicht schlimmer sein können, wenn Karina sie geschlagen hätte. Alexandra suchte nach Worten, während ihr Herz schrie: Ist das der Dank, dass wir auf der Reise beinahe umgebracht worden wären? Und zugleich meldete sich die Erinnerung an den Arzt, den sie damals aus Brünn hatte kommen lassen, den Mann mit den traurigen Augen, der ihr wie die anderen gesagt hatte, dass es für Miku keine Rettung gab, und ihr angeboten hatte, ihn mithilfe von Arzneien schlafend statt fieberglühend ins Vergessen hinüberdämmern zu lassen. Sie hatte ihm seine Tasche vor die Füße geworfen und ihn mit Tritten aus dem Haus gejagt. Später hatte sie erfahren, dass der Mann auf persönliche Bitte des Brünner Partnersder Firma, Vilém Vlach, gekommen war, obwohl seine Frau hochschwanger und die Hebammen in Angst um sie und das Kind gewesen waren. Sie hatte einen monströsen Korb mit Lebensmitteln, Kleidern und Schmuck an die Adresse des Arztes senden lassen, als man ihr dies mitgeteilt hatte, und war in Tränen

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