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Die Erbin Der Welt erbin1

Die Erbin Der Welt erbin1

Titel: Die Erbin Der Welt erbin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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hinauszuschreien, werden eine Million Sterne schwarz und sterben. Niemand kann sie sehen, aber es sind meine Tränen.
     
    Ich blinzelte.
    Sar-enna-nem war wie vorher, schattig und ruhig. Seine Schönheit war wieder versteckt unter Ziegeln, dem staubigen Holz und alten Teppichen. Ich stand vor meiner Großmutter, obwohl ich mich nicht daran erinnern konnte, dass ich aufgestanden war oder mich bewegt hatte. Nahadoth hatte seine menschliche Maske wieder aufgesetzt, seine Aura war geschrumpft auf ihr normales, stilles Wabern, und er starrte mich wieder einmal an.
    Ich bedeckte meine Augen mit einer Hand. »Ich halte das nicht mehr lange aus.«
    »Y-Yeine?« Meine Großmutter. Sie legte eine Hand auf meine Schulter. Ich bemerkte es kaum.
    »Es geschieht, nicht wahr?« Ich sah zu Nahadoth hoch. »Was ihr erwartet habt. Ihre Seele verschlingt meine.«
    »Nein«, sagte Nahadoth sehr leise. »Ich weiß nicht, was das ist.«
    Ich starrte ihn an und konnte mich nicht beherrschen. Schock, Angst und Wut der vergangenen paar Tage kochten hoch, und ich brach in schallendes Gelächter aus. Ich lachte so laut, dass es von der hohen Decke Sar-enna-nems widerhallte und so lange, dass meine Großmutter mich besorgt anschaute und sich zweifellos fragte, ob ich den Verstand verloren hatte. Wahrscheinlich hatte ich das auch, weil mein Gelächter zu einem Kreischen wurde, und mein Frohsinn entzündete sich als weiß glühende Wut.
    »Wie kannst du es nicht wissen?«, kreischte ich Nahadoth an. Ich war wieder in das persönlich-vertraulichere Senmite verfallen. »Du bist ein Gott! Wie kannst du es nicht wissen?«
    Seine Ruhe fachte meine Wut nur noch mehr an. »Ich habe Unsicherheit in dieses Universum eingebaut, und Enefa flocht sie in jedes lebende Wesen ein. Es wird immer Geheimnisse geben, die selbst wir Götter nicht verstehen ...«
    Ich sprang auf ihn los. In der endlosen Sekunde, die meine irrsinnige Wut anhielt, sah ich, dass sein Blick sich auf meine an- kommene Faust richtete und seine Augen sich in so etwas wie Erstaunen weiteten. Er hatte genug Zeit, um abzublocken oder dem Schlag auszuweichen. Dass er es nicht tat, war eine vollkommene Überraschung.
    Das Klatschen hallte so laut wider wie das Keuchen meiner Großmutter.
    In der darauffolgenden Stille fühlte ich mich leer. Die Wut war verflogen. Der Schock hatte noch nicht eingesetzt. Ich senkte meine Hand. Meine Fingerknöchel brannten.
    Nahadoths Kopf war durch den Schlag herumgedreht worden. Er hob eine Hand an seine blutende Lippe und seufzte.
    »Ich muss noch mehr daran arbeiten, in deiner Gegenwart nicht die Beherrschung zu verlieren«, sagte er. »Du hast eine denkwürdige Art, mich dafür zu züchtigen.«
    Er hob seinen Blick, und plötzlich wusste ich, dass er sich an den Moment erinnerte, in dem ich ihn erstochen hatte. Ich habe so lange auf dich gewartet, hatte er damals gesagt. Diesmal, anstatt mich zu küssen, streckte er die Hand aus und berührte meine Lippen mit seinen Fingern. Ich fühlte warme Nässe und leckte reflexartig, worauf ich kalte Haut und das metallische Salz von Blut schmeckte.
    Er lächelte und sein Ausdruck war beinahe wohlwollend. »Gefällt dir der Geschmack?«
    Nicht der deines Blutes, nein.
    Aber dein Finger, das war etwas anderes.
    »Yeine«, sagte meine Großmutter erneut und unterbrach die Szene. Ich atmete tief ein, rief meine sieben Sinne zusammen und wandte mich wieder an sie.
    »Verbünden sich die angrenzenden Königreiche?«, fragte ich. »Bereiten sie sich auf einen Krieg vor?«
    Sie schluckte, bevor sie nickte. »Wir haben die formelle Ankündigung diese Woche erhalten, aber es gab schon Vorzeichen. Unsere Händler und Diplomaten wurden vor fast zwei Monaten aus Menchey ausgewiesen. Sie sagen, dass der alte Gemd ein Einberufungsgesetz verabschiedet hat, um die Reihen seiner Armee aufzufüllen und dass er das Training für den Rest verschärft hat. Der Rat denkt, dass er in einer Woche losmarschieren wird, vielleicht früher.«
    Vor zwei Monaten. Ich war erst kurz davor nach Elysium gerufen worden. Scimina hatte meine Absicht in dem Moment erahnt, in dem Dekarta mich gerufen hatte.
    Es leuchtete auch ein, dass sie Menchey als Basis für ihr Handeln erwählt hatte. Menchey war Darrs größter und mächtigster Nachbar und einst unser erbittertster Feind gewesen. Seit dem Krieg der Götter lebten wir zwar in Frieden mit den Mench- eyev, allerdings nur, weil die Arameri nicht willens gewesen waren, einem Land die Erlaubnis zu geben,

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