Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erbin Der Welt erbin1

Die Erbin Der Welt erbin1

Titel: Die Erbin Der Welt erbin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
Vom Netzwerk:
das andere zu vernichten. Aber Ras Onchi hatte mich ja gewarnt, dass die Dinge sich verändert hatten.
    Natürlich hatten sie einen offiziellen Kriegsantrag gestellt. Sie wollten das Recht, unser Blut zu vergießen.
    »Ich gehe davon aus, dass wir seitdem ebenfalls begonnen haben, unsere Truppen zusammenzurufen«, sagte ich. Es stand mir nicht länger zu, Befehle zu geben, ich konnte nur Vorschläge machen.
    Meine Großmutter seufzte. »So gut es ging. Unsere Schatzkammer ist so leer, dass wir es uns kaum leisten können, sie zu ernähren, geschweige denn, sie zu trainieren und auszurüsten. Niemand will uns Geldmittel leihen. Wir haben sogar nach Freiwilligen gesucht — jede Frau mit einem Pferd und eigenen Waffen. Männer ebenfalls, wenn sie noch nicht Väter sind.«
    Wenn der Rat wirklich schon Männer zu rekrutieren versuchte, dann stand es schlimm. Sie waren traditionell unsere letzte Verteidigungsreihe, ihre körperliche Stärke wurde allein dafür genutzt, unsere Häuser und Kinder zu beschützen. Das bedeutete, der Rat hatte beschlossen, dass unsere einzige Verteidigung darin bestand, den Feind zu schlagen. Punkt. Alles andere würde das Ende der Darre bedeuten.
    »Ich werde euch geben, was ich kann«, sagte ich. »Dekarta beobachtet alles, was ich tue, aber ich bin jetzt auch reich und ...«
    »Nein.« Beba berührte wieder meine Schulter. Ich konnte mich nicht an das letzte Mal erinnern, dass sie mich ohne Grund berührt hatte. Aber andererseits hatte ich sie auch noch nie aufspringen sehen, um mich vor Gefahr zu beschützen. Es schmerzte mich, dass ich jung sterben würde, ohne sie wirklich kennengelernt zu haben.
    »Achte auf dich selbst«, sagte sie. »Darr ist nicht deine Angelegenheit — nicht mehr.«
    Ich schaute sie finster an. »Es wird immer ...«
    »Du hast selbst gesagt, dass sie uns benutzen werden, um dir wehzutun. Schau, was passiert ist, nur weil du versucht hast, Handelsbeziehungen wiederherzustellen.«
    Ich öffnete meinen Mund, um einzuwenden, dass dies einfach ihre Ausrede war, aber bevor ich das tun konnte, drehte Nahadoth seinen Kopf plötzlich gen Osten.
    »Die Sonne kommt«, sagte er. Jenseits des Eintrittsbogens von Sar-enna-nem war der Himmel blass; die Nacht war schnell verflogen.
    Leise fluchend sagte ich: »Ich werde tun, was ich kann.« Dann trat ich, einem Impuls folgend, vor, schlang meine Arme um sie und hielt sie fest. Das hatte ich in meinem ganzen Leben noch nie gewagt. Sie machte sich überrascht einen Moment steif, aber dann seufzte sie und legte die Hände auf meinen Rücken.
    »So sehr wie dein Vater«, flüsterte sie. Dann schob sie mich sanft von sich.
    Nahadoths Arm legte sich um mich — überraschend sanft —, und ich fand mich mit meinem Rücken gegen die menschliche Festigkeit seines Körpers innerhalb seiner Schatten gepresst. Dann war der Körper verschwunden, genau wie Sar-enna-nem, und alles war wieder kalt und dunkel.
    Ich tauchte in meinem Zimmer in Elysium wieder auf, mit dem Gesicht zum Fenster. Der Himmel hier war noch überwiegend schwarz, obwohl am Horizont ein Hauch von Helligkeit zu sehen war. Ich war — zu meiner Überraschung und gleichzeitig Erleichterung — alleine. Es war ein sehr langer, sehr schwerer Tag gewesen.
    Ohne mich auszuziehen, legte ich mich hin — aber der Schlaf stellte sich nicht sofort ein. Ich lag eine Weile dort, genoss die Stille und ließ meinen Geist ausruhen. Wie Blasen im Wasser stiegen dabei zwei Dinge an die Oberfläche meiner Gedanken.
    Meine Mutter hatte ihren Handel mit den Enefadeh bereut. Sie hatte mich an sie verkauft, aber nicht ohne Bedenken. Ich fand es auf eine perverse Art beruhigend, dass sie versucht hatte, mich nach der Geburt zu töten. Das passte zu ihr, eher ihr eigenes Fleisch und Blut zu zerstören, als es verderben zu lassen. Vielleicht hatte sie sich entschieden, mich gemäß ihren Bedingungen zu akzeptieren ... später, als der Freudentaumel über das neue Mutterglück ihre Gefühle nicht mehr verzerrte. Als sie mir in die Augen sehen konnte und feststellte, dass eine der Seelen darin meine war. Der andere Gedanke war einfach, aber viel weniger tröstend: Hatte mein Vater es gewusst?
     

 

     
     

Erleichterung
     
    In diesen Nächten, diesen Träumen, sah ich durch Tausende Augen. Bäcker, Schmiede, Gelehrte, Könige — gewöhnlich und ungewöhnlich. Ich lebte jede Nacht ihr Leben. Aber wie mit allen Träumen, erinnere ich mich nur an die ganz besonderen.
    In einem sehe ich einen

Weitere Kostenlose Bücher