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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gibt's Kalbsmedaillons in Trüffelsahne, dein Lieblingsessen. Und Erdbeereis!«
    Sie nickte und ging schluchzend weiter, während Stavros zurückblieb, um Portales zu begrüßen.
    Am Fuß der Terrasse, auf der untersten Stufe der Freitreppe, stand Nany Johnes wie eine Königin, bereit zum Defilee. Lyda blieb zwei Schritte vor ihr stehen und blickte sie stumm an. Über Nanys katzenähnliches Gesicht flog ein helles Lächeln. »Wie schön, daß du wieder bei uns bist!« sagte sie mit ihrer hellen, unpersönlichen Stimme. »Wir sind froh, daß alles so gekommen ist …«
    Wie ein Messerstich durchdrang es Lyda. Sie sind froh, daß Jérome verbrannt ist! schrie es in ihr. Sie sind froh, um den Preis eines Menschenlebens mich wiederzuhaben! Sie schwieg, starrte Nany nur schweratmend an.
    »Ich weiß, wie es ist, einen Menschen, den man liebt, plötzlich zu verlieren«, sagte Nany, fast im Plauderton. »Die Welt ist plötzlich wie eine Wüste. Niemand kann einen trösten …«
    »Ich brauche keinen Trost!« stieß Lyda heiser hervor. »Behalte deine Worte! Mich braucht keiner zu trösten … am wenigsten du!«
    Sie lief ins Haus, schloß sich in ihrer mit Blumen überladenen Suite ein und warf sich aufs Bett.
    Aber eine halbe Stunde später zog sie in dem großen Swimming-pool ihre Bahnen. Ihre Freundin Niobe, die Stavros aus Athen hatte kommen lassen, war bei ihr und warf ihr Bälle zu. Denn tauchten sie um die Wette und lachten sogar, weil sie Kostas Portales, der am Beckenrand stand, vollspritzten und seinen Maßanzug mißhandelten.
    Nany saß unter einem großen Sonnenschirm, superschlank, fast etwas knochig, in einem knappen Bikini, und streckte die Beine weit von sich. Sie beobachtete Lyda und kaute nachdenklich an ihrer Unterlippe. Von der Terrasse klang Stavros' laute Stimme. Er telefonierte mit New York.
    Das Leben, die Geschäfte gingen weiter.
    Im Kreise der Familie fiel nie wieder der Name Jérome Marcel.
    »Das habe ich alles nicht gewußt«, sagte Boris Jegorowitsch Lobow. »Über so etwas berichtet man in der Sowjetunion nicht. Mein Täubchen, welch eine furchtbare Zeit muß das für dich gewesen sein.«
    Er küßte Lyda in den Nacken, dann zerriß er die Eintrittskarten und warf sie in den Papierkorb neben dem Schreibtisch.
    »Was tust du da?« fragte sie erschrocken.
    »Die Karten für das Autorennen. Wir gehen natürlich nicht hin! Wir wollen Brasilien glücklich verlassen. Sollen wir eine Motorbootfahrt auf einem Urwaldfluß machen?«
    »Muß das sein, Boris?« – »Natürlich nicht.« Lobow versuchte einen faden Witz. »Spielt der Urwald in deinem Leben auch eine Rolle?«
    »Noch nicht. Aber er könnte, wenn wir morgen …« Sie hob beide Arme nach ihm. »Küß mich, Boris! Ich bin so glücklich, daß ich wahnsinnige Angst habe, auch bei uns könnte etwas passieren. Immer, wenn ich besonders glücklich war, folgte der große Schlag, der wieder alles vernichtete.«
    »Bei uns nicht«, sagte Lobow mit großer Sicherheit. Was jetzt geschah, war dem Auge Moskaus angenehm. Kein Okoschkin war in der Nähe, kein Masajew spann unsichtbare tödliche Fäden. Das große griechische Drama, dessen Regisseur weitab und unbekannt, aber höchst zufrieden mit seiner Inszenierung war, ging in den letzten Akt. Der Urlaub hier in Rio de Janeiro war eine Art Zwischenspiel. Die große Überraschung folgte bald.
    »Bist du so sicher?« fragte sie.
    »Ja.« Lobow küßte sie auf die Stirn und legte seine Hände von hinten über ihre runden Brüste. »Wer weiß denn von unserer Liebe? Wo kein Wissender ist, gibt es auch keinen Gegner.«
    »Aber wenn sie bekannt wird! Boris, wir können doch nicht ein ganzes Leben lang das heimliche Liebespaar sein. Immer in einem Versteck, immer auf der Flucht vor der Öffentlichkeit. Das geht doch nicht!«
    »Wenn wir unsere Liebe bekanntgeben, muß sie so sicher sein, daß nichts, aber auch gar nichts sie auseinandersprengen kann!«
    »Das ist sie schon jetzt, mein Liebling!« Sie schlang die Arme um seinen Hals und zog seinen Kopf neben ihre rechte Wange. »Ich fürchte mich bereits vor der nächsten Woche, wo ich wieder allein und ohne dich sehen zu können zwischen Paris und Monte Carlo, London und New York, Genf und Athen hin und her pendeln muß. Es ist schwer, Boris, die einzige Erbin zu sein. Papas Erbin …«
    »Du schaffst es, Lyda! Du hast viel von dem alten Stavros! Vor allem hast du seinen eisernen Kopf!«
    »Ich habe ihn mir ›angewöhnt‹, Boris. Man sagt immer, Tränen

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