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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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der Staatsanwaltschaft freigegeben ist. Hatte Mister Marcel Angehörige?«
    »Seine Mutter lebt in Paris.«
    »Dann hat vielleicht sie anrufen lassen?«
    »Unmöglich!« Bearns starrte durch das Fenster auf den Vorplatz des Grote-Schuur-Krankenhauses. Eine Kolonne farbiger Straßenkehrer fegte die Auffahrt. »Madame Marcel lebt sei drei Jahren in einem Sanatorium bei Paris. Sie ist geistesgestört …«
    Dr. Vennebosch war froh und hatte große Lust, sich mit dem besten Kapwein, den er bekommen konnte, zu betrinken, als Lyda endlich in der Maschine nach Johannesburg saß und das Flugzeug im strahlend blauen Himmel entschwand.
    Die letzten drei Tage waren zu Venneboschs großem Erlebnis geworden. Nachdem sich Lyda von dem Schock soweit erholt hatte, daß sie wieder deutlich, ohne durch Weinkrämpfe unterbrochen zu werden, sprechen konnte, erzählte sie dem Arzt, während sie im Bett saß und mit weiten, hohlen Augen in eine Welt blickte, die sie nicht mehr zu kennen schien, mit monotoner Stimme die Wahrheit.
    Dr. Vennebosch, der im paradiesischen Knysna fern von allem internationalen Klatsch lebte und sich auch nie darum gekümmert hatte, was in St. Moritz oder St. Tropez, Monte Carlo oder Rom, New York oder Acapulco die Superreichen der Skandalpresse an Kapriolen zu bieten hatten, kannte immerhin den Namen Penopoulos. Stavros Penopoulos war ein Synonym für Erfolg und Reichtum geworden … sein Bild war auch in den Zeitungen zu finden, die Dr. Vennebosch las. Jedoch, es war ihm herzlich gleichgültig, was im alten Europa die Gemüter so erregte und ihnen beim Frühstück aus den Boulevardblättern entgegenschrie, in fetten, rot unterstrichenen Schlagzeilen, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt.
    Allerdings wußte auch Dr. Vennebosch, daß Stavros Penopoulos eine Affäre mit der berühmten Sängerin Palvietti gehabt und daß er die extravagante Witwe Nany Johnes geheiratet hatte – auch, daß es in der Familie drunter und drüber ging –, aber schließlich hatte er andere Interessen als Prominentenklatsch. Ihn beschäftigte mehr die rätselhafte Krankheit einer alten Negerin, die als Wäscherin in Knysna wohnte und auf deren Haut sich plötzlich große Blasen bildeten, die später aufplatzten. Aber keine Flüssigkeit lief heraus. Nichts. Absolut nichts. Es war, als käme Luft aus der Unterhaut und blähe die Oberhaut wie einen Luftballon auf. Dieser Vorgang wiederholte sich in unregelmäßigen Abständen, er schmerzte nicht, juckte nur ein wenig, war aber natürlich sehr unangenehm. Helfen konnte ihr niemand; sie war schon ein bestauntes Phänomen in sieben Kliniken gewesen, auch in Kapstadt. Es war eine Krankheit, die keiner kannte und die sich auch keiner erklären konnte. Sie war wichtiger als Stavros Penopoulos.
    Und nun, plötzlich, hatte Dr. Vennebosch die einzige Tochter des Tankerkönigs im Bett liegen, die Geliebte eines gerade tödlich verunglückten, eines im Benzin verbrannten Rennfahrers – mit einem schweren Schock und gerade erst einem Selbstmordversuch entronnen. Nun aber, als habe die ungeheure Erschütterung die Schleusen geöffnet, berichtete ihm Lyda alles – und Dr. Vennebosch saß stumm neben ihr, tätschelte ihr ab und zu väterlich die Hand und sagte am Schluß ihrer Beichte: »Nun ist alles heraus, nicht wahr? Gut so. Dann haben wir jetzt Platz genug für einen neuen Anfang. Zwanzig Jahre jung … du lieber Himmel, was hat man da noch vor sich! Und diese Zukunft wollten Sie einfach wegwerfen?! Das ist eine Sünde!«
    »Was soll ich jetzt tun?« fragte Lyda kläglich. »Ich muß zuerst zu Jérome …«
    »Erstens geht das nicht; Sie sind viel zu schwach. Als Ihr Arzt verbiete ich das ganz energisch. Zweitens wäre das nicht ratsam. Wozu die neue Sensation: Lyda Penopoulos am Sarg von Marcel. Das Ende einer Liebesflucht! – Wollen Sie der Presse wieder Schlagzeilen liefern? Nützt es Ihnen etwas? Wird der Schmerz dadurch kleiner? Finden Sie dadurch Trost? Im Gegenteil: Die Welt, diese grausame, nach Tragödien gierende Welt wird vor Schadenfreude jubeln!«
    »Ich kann doch nicht ohne Abschied von Jérome …«
    »Nehmen Sie von ihm Abschied in Ihrem Herzen, Lyda. Hier, ganz allein, in dem schönen Knysna, in diesem Haus, wo Sie mit ihm glücklich waren. Hier nehmen Sie Abschied von ihm! Und dann bringe ich Sie nach Kapstadt zum Flughafen. Sie fliegen nach Johannesburg und von dort zurück ins alte Europa. Wohin wollen Sie?«
    »Nach Athen …« Ihre Stimme war kindlich klein.
    »Das

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