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Die Erbsünde

Titel: Die Erbsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnard Christiaan
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waren noch nicht ersetzt worden. Kein Wunder, daß wir alle auf dem Pulverfass sitzen, dachte Deon, wir sind überarbeitet. Er wollte sofort Professor Snyman anrufen, der ihm versprochen hatte, die nötigen Arbeitskräfte aus dem allgemeinen Personalbestand in seine Abteilung zu überweisen. Das war allerdings schon zwei Wochen her, und nichts war geschehen. Damals war alles anders, dachte Deon bitter. Damals hätte ich alles von ihm haben können, Personal, Apparaturen, Labors, Forschungsgelder. Heute muß ich um ein paar Assistenzärzte betteln.
    Er ging mit einem kurzen Nicken an Jenny vorbei in sein Büro. Er brauchte Stille und Zurückgezogenheit, Zeit zum Nachdenken und um sich neu zu orientieren. Er meinte zu ersticken.
    Auf seinem Schreibtisch lag ein Zettel. Professor Snyman wünschte ihn zu sprechen. Er möge Miss Arenson anrufen, um einen passenden Zeitpunkt zu vereinbaren. Das war sicher die Antwort auf seine Bitte! Erfreut rief er Snymans Büro an. Er wurde gebeten, sofort hinüberzukommen.
    Snyman empfing ihn ohne Gruß oder Lächeln. Er erhob sich nicht, sondern deutete wortlos auf einen Stuhl. Vor ihm lag ein maschinenbeschriebener Bogen, den er mit der Hand abschirmte. Er begann sofort, mit seiner quengeligen Fistelstimme zu reden.
    »Sie haben mich enttäuscht, Deon. Tief enttäuscht und betrübt. Ich hätte es nie von Ihnen gedacht.« Er hielt inne und senkte den Kopf über das Papier. Die Art, wie er langsam den Blick abwandte, war ein weiteres Zeichen seines Unmuts, des Abstands, den er zwischen sich und Deon legte.
    Deon starrte auf den weißen Hahnenkamm, der das einzige schien, das der Professor ihm heute von sich zu sehen erlaubte. In Gedanken ging er blitzschnell die Ereignisse der letzten Tage durch. Womit konnte er den alten Herrn erzürnt haben?
    »In Zukunft«, krächzte Snyman mühsam, »wenn Sie chirurgische Probleme haben, überweisen Sie sie bitte nicht in meine Abteilung. Ich bin nicht mehr willens, mich mit Ihren Komplikationen abzugeben.«
    Deon war sprachlos. »Sir …?«
    Gegenseitige Beratung und Hilfe innerhalb der verschiedenen chirurgischen Abteilungen waren das Fundament für ihre Arbeit, anders war sie gar nicht denkbar.
    »Ich verstehe nicht … Was … warum …?«
    »Ich bin es gründlich leid, von Ihnen die Schuld zugeschoben zu bekommen, wenn einer Ihrer Patienten stirbt«, sagte Snyman boshaft.
    Deon schüttelte benommen den Kopf. »Ich Ihnen die Schuld …?« Er versuchte, perplex dreinzuschauen, als könne das Ganze nur ein Spaß sein.
    »Ich habe meine Informationsquellen«, sagte der alte Mann triumphierend.
    Deon mußte an einen krähenden Hahn auf dem Mist denken. Mit mühsam beherrschter Stimme sagte er: »Professor, meines Wissens habe ich nie weder Sie noch ein Mitglied Ihrer Abteilung für den Tod eines meiner Patienten verantwortlich gemacht.«
    Jetzt brach der Triumph offen durch. »Nicht?« frohlockte er. »Und was war mit Van Heerden? Dem Mann mit der Bauchfellentzündung?«
    Van Heerden. Van Heerden. Ja! Vor ein paar Wochen. Ein Mann um die Vierzig. Deon hatte ihm eine künstliche Mitral- und Aortenklappe eingesetzt.
    »Ich erinnere mich an den Fall Van Heerden«, sagte er.
    »Nun?«
    Der Patient hatte sich gut erholt, bis er am zweiten Tag nach der Operation Blut im Stuhl hatte. Professor Snyman war konsultiert worden und hatte eine Laparotomie durchgeführt. Er hatte eine Verschlingung des Dünndarms mit Brand festgestellt und einen Teil des Darms herausgeschnitten. Das Bluten hatte jedoch nicht aufgehört. Zwei Tage später wurde Van Heerden erneut aufgemacht. Dieses Mal fand man ein Zwölffingerdarmgeschwür. Der Patient schien sich zu erholen, bis er drei Tage später einen Wundriß bekam. Eine dritte Operation war nötig, um die Wunde neu zu nähen. Bald darauf hatte sich die Bauchhöhle stark entzündet, und der Patient war gestorben.
    »Wie kommen Sie darauf, daß ich Sie deswegen beschuldige?«
    »Das ist meine Sache«, sagte der alte Mann abweisend.
    Es hatte wenig Sinn, sich zu verteidigen. Jemand hatte ihm diese Giftspritze verpasst, und er ließ sich nur zu gern überzeugen.
    »Nun gut«, sagte Deon steif, »wie Sie wünschen.«
    Snyman funkelte ihn wortlos über den Schreibtisch hinweg an.
    Deon fuhr in dem gleichen knappen Ton fort: »Darf ich fragen, Professor, ob Sie etwas in der Personalfrage unternommen haben?«
    Snyman senkte den Kopf, wieder war nur sein Schopf sichtbar. »Nein«, sagte er.
    »Oh? Ich brauche fünf Leute, wie

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