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Die Erbsünde

Titel: Die Erbsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnard Christiaan
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das?« fragte Williams verblüfft.
    »Aber das exerzieren wir doch schon seit Monaten.« Als erkläre er einem Schulkind etwas, leierte er: »Wir tun die Männchen und die Weibchen zusammen, und am nächsten Morgen sammeln wir die weiblichen Mäuse …«
    Williams machte eine abwehrende Handbewegung. »Die meine ich nicht. Ich meine die menschlichen Ova.«
    Philip blitzte ihn scharf an. »Was wissen Sie denn davon?«
    Der Laborant setzte eine überlegene Miene auf und sagte listig: »ich bin ja nicht von gestern. Aber wie befruchten Sie sie?«
    »Mit meinem eigenen Sperma«, antwortete Philip brüsk. »Reichen Sie jetzt mal bitte die Schale her, wir müssen die hier in den Inkubator schaffen.«
    Williams rührte sich nicht. Philip schob die Ova unter ein Mikroskop, daher entging ihm, daß der Laborant vor Wut rot angelaufen war.
    »Schale bitte, Williams.«
    Williams setzte die Schale absichtlich außer Philips Reichweite ab. Der sah erstaunt auf.
    »Wollen Sie damit etwa sagen, daß Ihr … daß sie …« Williams' Stimme zitterte, und die Brille rutschte ihm auf die Nasenspitze. »Sie sind … Sie sind … das ist ja widerlich!«
    Philip legte die Pipette hin. Er wußte nicht, was er von Williams' Reaktion halten sollte.
    »Na, na, Mr. Williams, das kann Ihnen doch nichts Neues sein? In der ganzen Welt wird das so gehandhabt.« Er entschied, daß ein jovialer Ton von Mann zu Mann das beste sei. »Gott, als Kinder haben wir doch auch alle masturbiert. Ist es denn so schlimm, wo es doch um die Wissenschaft geht?« Er wollte dem anderen einen kameradschaftlichen Klaps auf die Schulter geben, aber der schnellte zurück. Sein Mund zuckte, so daß er kaum die Worte herausbrachte. »Einige dieser menschlichen Eier könnten von weißen Frauen sein«, stieß er schließlich hervor. Er nahm die Brille ab und putzte sie an seinem Kittel. Ohne sie wirkte sein Gesicht seltsam nackt und wehrlos.
    Philip betrachtete den Mann mit dem gleichen unpersönlichen Interesse, mit dem er etwa das Beweisstück einer bedauerlichen wissenschaftlichen Theorie prüfen würde. »Macht das einen Unterschied?« fragte er nach einer Pause.
    »Natürlich«, begehrte Williams empört auf. »Sie sind doch ein Farbiger!«
    Er hatte es natürlich kommen sehen. Es war von Anfang an unvermeidlich gewesen, von dem Augenblick an, als er diesen Posten annahm und dadurch Williams' Vorgesetzter wurde. Nein, früher schon – als er nach Südafrika zurückkam. Oder noch früher – als er geboren wurde und nicht weiß war. Es war über ihn verhängt worden in jener kalten Augustnacht in einer Wellblechhütte mitten in der Karru vor siebenundvierzig Jahren.
    Trotzdem tat es weh.
    »Mr. Williams«, sagte er leise mit spröder Stimme, »es ist besser, Sie verlassen jetzt das Labor. Und zeigen Sie mich doch gleich bei der Polizei an, wegen unsittlichen Verhaltens.«
    Williams setzte die Brille mit einer abrupten Geste wieder auf. »Keine Bange, ich gehe schon. Mit dieser Schweinerei will ich nichts zu tun haben.« Er warf den Kopf in den Nacken und schritt entrüstet zur Tür. Philip sah ihm schweigend nach.
    Erst jetzt, hinter der verschlossenen Bürotür, fühlte er sich frei, seinen Gefühlen Luft zu machen. »Du elender kleiner Schmierfink«, zischte er, »du kümmerlicher Weißling.«
    Er erhob sich entschlossen. Gleave mußte handeln. Es gab jetzt kein Zurück mehr. Das konnte er sich nicht gefallen lassen. Er ging zur Tür, aber schon unterwegs regte sich in ihm bang die Frage: Würde Gleave einen Weißen bestrafen, weil er einen Farbigen beleidigt hatte?
    Du bist Philip Davids, sprach er sich ermutigend zu, Professor Philip Davids. Die andern sollen zum Teufel gehen.
    Elizabeth saß an ihrem Toilettentisch. Den Lippenstift gezückt, beugte sie sich in das grelle Licht am Spiegel vor, als Deon barfuss ins Zimmer tappte. Er blieb an der Tür stehen, um sie bei der Toilette zu beobachten. Ihre geschmeidige, schlanke Figur war in duftig zarte Unterwäsche gehüllt, das lange blonde Haar fiel ihr goldschimmernd über den Rücken. Der Anblick erfüllte ihn mit einer besitzergreiferischen Wärme. Sie war schön, und sie gehörte ihm. Er war vom Glück begünstigt.
    Äußerlich waren die winzigen Fältchen um ihre Augenwinkel der einzige Unterschied zwischen der Elizabeth von achtunddreißig Jahren und der Liz, die er vor neunzehn Jahren geheiratet hatte. Wenn sie sich sonst verändert hatte, dann nur zu ihrem Vorteil: Sie besaß jetzt Reife, sicheres

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