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Die Erbsünde

Titel: Die Erbsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnard Christiaan
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Sie wissen.«
    »Ich habe es versucht«, sagte der alte Mann. Er sah mit einem schadenfrohen Grinsen auf. »Vielleicht interessiert es Sie zu hören, daß ich nicht weniger als fünfzehn Ärzte gefragt habe, ob sie bereit seien, in Ihrer Abteilung zu arbeiten. Jeder einzelne lehnte ab. Ich fürchte also, daß ich Ihnen nicht behilflich sein kann.«
    »Schön, Professor«, sagte Deon, »kein Problem. Dann werde ich mich eben selbst darum kümmern müssen, nicht wahr?«
    Wenn der alte Schweinehund gewollt hätte, wäre es ihm ein leichtes gewesen, die Ärzte auf die Herzabteilung zu versetzen.
    »Sie brauchen deswegen nicht gleich eingeschnappt zu sein. Wenn Sie es genau wissen wollen: Niemand will für Sie arbeiten!«
    »Und Sie, Chef der Chirurgie, lassen es sich gefallen, daß ein Rudel junger Ärzte sich Ihren Wünschen widersetzt? Sie brauchten lediglich die Anordnung zu geben, daß sie in meine Abteilung versetzt werden. Nein, Professor, das verfängt bei mir nicht.«
    Der alte Mann, jetzt weiß vor Zorn, begann wild in seinen Papieren zu wühlen, so daß der Schreibtisch bald wie ein Schlachtfeld aussah.
    Jetzt habe ich schon so viel gesagt, dachte Deon, dann kann ich auch alles sagen.
    »Ich bedaure, daß es soweit kommen mußte, aber ich habe jegliches Vertrauen in Sie verloren, als Freund wie auch als Vorgesetzter. Ich weiß nicht, was zwischen uns gekommen ist. Vielleicht liegt es daran, daß ich nicht einer Ihrer Jasager bin. Gott weiß, von der Sorte haben Sie doch genug um sich.«
    Snyman warf erbost die Arme hoch und riß dabei einen Papierstoß vom Tisch. »Wie wagen Sie es? Wie können Sie es wagen …?«
    »Lassen Sie mich bitte ausreden, Professor. Ich darf Sie an Ihr neues Forschungsinstitut erinnern, benannt nach Patrick Metcalfe, meinem Schwiegervater, der das Geld dafür stiftete. Und warum? Weil ich ihn dazu überredet habe, sonst hätte er es nämlich für einen anderen Zweck verwendet. Da haben Sie also dieses schöne neue Gebäude, und wenn ich Raum darin für meine Arbeit beanspruche – was geschieht? Man übergeht großzügig, daß ich eine Rolle bei der Geldbeschaffung gespielt habe.«
    Er stieß seinen Stuhl zurück und blickte leidenschaftslos auf den alten Mann nieder. Er wird alt, dachte Deon gleichgültig. Alt und neidisch und boshaft.
    »Es gab eine Zeit«, fuhr er fort, »da waren Sie bereit, sich für meine Interessen einzusetzen. Das ist vorbei. Ich glaube, hier ist es zu eng für uns beide geworden, Professor.« Er drehte sich auf dem Absatz herum und ging.
    »Ja«, keifte der Alte hinter ihm her, »zu eng für uns beide. Aber glauben Sie nicht, daß ich weiche!«
    Seit jeher hatte Philip sich dazu erzogen, seine Gefühle zu verbergen. Schon als Kind hatte er diejenigen seiner Rasse verachtet, die ihre Hautfarbe wie ein Stigma trugen und sie als Vorwand benutzten, ihren Empfindungen hemmungslos Ausdruck zu geben.
    Erst als er sich ein Geschwür am Zwölffingerdarm zuzog, wurde ihm bewußt, daß er sich zuviel zugemutet hatte. Sein Arzt riet ihm, sich hin und wieder gehenzulassen. Seine Verschlossenheit und Zurückhaltung im Verkehr mit anderen waren aber zu sehr Teil seines Selbst geworden, als daß er sie so leicht hätte aufgeben können. So nahm er also die Gewohnheit an, sich in einen stillen Winkel zurückzuziehen, wenn er spürte, daß die Spannung sich in ihm ballte und entladen wollte. Zähneknirschend stieß er dann die schlimmsten Verwünschungen aus, wo niemand ihn hören oder beobachten konnte. Ein- oder zweimal war er aber doch dabei überrascht worden, ehe er Zeit hatte, seine wutverzerrten Züge zu entspannen. Das hatte ihn beunruhigt, denn er fürchtete das Gespött der anderen. Gleichzeitig erfüllte es ihn aber auch mit einer gewissen Genugtuung, denn er sehnte sich danach, der Welt sein wahres, ungezügeltes Gesicht zu zeigen. An diesem Nachmittag war er allein in seinem Büro. Hinter seinem Schreibtisch kauernd, stieß er mit wutentstellter Stimme drohende Flüche aus.
    Philip war damit beschäftigt gewesen, mit einer Pipette die frisch ovulierten Eier aus einer toten Maus zu spülen, als Williams ihn plötzlich fragte: »Woher bekommen wir eigentlich das Sperma?«
    »Hm?« machte Philip abwesend, während er sich darauf konzentrierte, die Pipette in die richtige Lage zu bringen. »Haben Sie die Schale bereit?«
    »ja«, sagte Williams und wiederholte seine Frage.
    Überrascht sah Philip auf. »Wieso? Die Eier sind doch schon befruchtet!«
    »Wie denn

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