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Die Erbsünde

Titel: Die Erbsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnard Christiaan
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du noch lebst.«
    »Du, das ist aber nicht fair von dir«, protestierte Deon, »wir haben uns vor … – vor …«
    »… vor zwei Wochen zuletzt gesehen«, beendete sie seinen Satz.
    »Ist das wirklich schon so lange her? Wir hatten aber auch schrecklich viel zu tun. Und mein Vater war wieder zur Behandlung hier.«
    »Wie geht's ihm denn?« Ihre Stimme klang überraschend teilnahmsvoll.
    Er fummelte mit dem Stethoskop herum. »Es geht ihm besser. Jedenfalls war das Ergebnis der Blutuntersuchung besser.«
    »Das freut mich. Er ist so ein lieber alter Mann.« Wieder war ihre Stimme wärmer als üblich.
    »Ja. Ich glaube, er mag dich auch. Er hat sich neulich nach dir erkundigt.«
    »Warum hast du mir das denn nicht gesagt?«
    Vor einem Monat war sein Vater schon einmal zur Behandlung in Kapstadt gewesen. Deon hatte das als Vorwand benutzt, eine Verabredung mit Liz abzusagen. Als er nach der Morgenvisite seinen Vater auf der Privatstation besuchte, fand er zu seinem Erstaunen eine Schale mit Chrysanthemen auf dessen Nachttisch vor. Der Gedanke, daß jemand seinem Vater Blumen schickte, war widersinnig, um es gelinde auszudrücken.
    »Hast du eine Freundin?« sagte Deon neckend. Seit der niederschmetternden Diagnose – akute Leukämie – hatte ihr Verhältnis sich leicht verschoben. Deon konnte sich solche Freiheiten jetzt herausnehmen. »Wer hat dir denn die Blumen geschickt?«
    Sein Vater räusperte sich und senkte sein Buch, dann nahm er die Brille ab. »Das muß sich um eine Verwechslung handeln. Ich kenne niemanden, der Elizabeth heißt.«
    »Elizabeth?« Deon sah auf die Karte des Blumenhändlers. Da stand nur Elizabeth. Nichts weiter.
    »Kennst du eine Elizabeth?« Sein Vater warf ihm einen forschenden Blick zu. »Aha, so heißt sie also, deine kleine Freundin, wie?« Er setzte die Brille wieder auf. »Es war nett von ihr, an einen alten Mann wie mich zu denken«, sagte er fest. »Bitte richte ihr meinen Dank aus.«
    Deon hatte pflichtgetreu die Worte seines Vaters an Liz weitergegeben, und sie hatte gefragt: »Ob er wohl etwas dagegen hätte, wenn ich ihn besuchte? Natürlich nur während der Besuchszeit.«
    »Was, du willst ihn besuchen?« Deon war völlig verblüfft gewesen. Bei der bloßen Erwähnung von Krankheit hatte sie immer Abneigung gezeigt, und er hatte gelernt, nicht mit ihr über seine Arbeit zu sprechen. »Nein«, sagte er zögernd, »ich glaube nicht, daß er etwas dagegen hätte. Wenn du wirklich Lust hast …«
    Der Besuch war nicht gerade ein voller Erfolg gewesen. Es gab sprachliche Schwierigkeiten: Elizabeths Afrikaans war mehr als dürftig, und Johan Van der Riet sprach zwar leidlich Englisch, war aber so gehemmt, weil er die Sprache nicht völlig beherrschte, daß er förmlicher als gewöhnlich wirkte. Es gab peinliche Pausen in der Unterhaltung, die Deon verzweifelt mit leerem Geplauder zu überbrücken versuchte. Es war eine halbe Stunde, die kein Ende nehmen wollte. Zum Schluß fragte sein Vater Liz ohne jeden ersichtlichen Grund: »Können Sie reiten?«
    Sie sah ihn verdutzt an. »Ja«, sagte sie schlicht.
    »Gut?« wollte er wissen. »Reiten Sie gut?«
    »Ich war mit dreizehn Jugendmeisterin im Schauspringen«, sagte sie und errötete, als sie merkte, wie Deon sie von der Seite anstarrte. Sie hatte ihm viel von sich erzählt, aber das nicht.
    Der alte Mann nickte und lehnte sich zufrieden in die Kissen zurück. »Das habe ich gleich gemerkt, an der Art, wie Sie sitzen«, erklärte er. »Farmer reiten zwar anders, aber ich habe nichts gegen Schauspringen. Man muß dafür gut reiten können, besser als die meisten Farmer.« Zuletzt lächelte er sie verschmitzt an und sagte: »Kommen Sie doch mal auf die Farm, und bringen Sie Deon und seinem Bruder bei, wie man reitet. Die hängen nämlich auf dem Pferd wie Kartoffelsäcke.« Er ließ die Schultern schlaff hängen. »Kommen Sie auf die Farm, und zeigen Sie den beiden, daß ein Pferd kein Fahrrad ist.«
    Daran mußte Deon jetzt wieder denken, daran und an die Tatsache, daß kaum jemand nach Wamagerskraal eingeladen wurde. Er sagte mit Überzeugung: »Ich weiß, daß er dich mag. Er sagte, du seist in Ordnung, dafür, daß du Engländerin bist.«
    Sie lachte. »Wann kommt er wieder nach Kapstadt?«
    »Ich weiß nicht genau«, erwiderte Deon vorsichtig, »es kommt drauf an.«
    »Worauf?«
    »Darauf, wie lange die Remission dauert.«
    Er drückte sich absichtlich vage aus. Er wollte nicht daran denken, wie der Tod sich langsam in dem

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