Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Erbsünde

Titel: Die Erbsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnard Christiaan
Vom Netzwerk:
ausgemergelten Körper ausbreitete. »Wie geht es dir denn so?« sagte er ablenkend.
    »Miserabel«, antwortete sie, »wann kann ich dich sehen?«
    »Das wird schwierig sein«, wich er lahm aus. »Ich habe diese Woche Bereitschaftsdienst, da weiß ich nie, ob ich hier überhaupt je herauskomme.«
    »Scheiße«, sagte sie so laut, daß er zusammenzuckte. Er konnte nur hoffen, daß die Zentrale nicht mithörte. »Du könntest es bestimmt einrichten, wenn du nur wolltest. Ich habe mir eine Wohnung gemietet.«
    »Ach? Wo?«
    »Ganz in deiner Nähe. Komm doch mal vorbei und sieh sie dir an.«
    »Süße, ich kann nicht. Ehrlich.«
    »Wenn du unbedingt wolltest, könntest du schon.«
    War da etwas Wahres dran? Fing er an, ihrer überdrüssig zu werden? Am Anfang hatten sie sich fast täglich gesehen. Jetzt waren zwei Wochen vergangen, und er hatte es kaum gemerkt.
    »So glaub mir doch, ich kann hier nicht raus!«
    Sie schnaubte erbost. »Dann also wieder in diesem Scheißbungalow.«
    »Na ja …« Er hatte gehofft, sie würde nicht darauf bestehen, ihn treffen zu wollen. Er war todmüde. Die letzten zwei Nächte hatte er kaum geschlafen.
    »Du willst dich doch wohl nicht drücken?« Ihre Stimme klang drohend, und er lenkte hastig ein: »Nein, nein, natürlich nicht, Liebling. Es ist halt nur, falls ein dringender …«
    »Ich bin ein dringender Fall«, schnitt sie ihm das Wort ab.
    Er war klug genug, nicht zu widersprechen. »Gut. Ich lasse meine Tür auf. Ich muß mich noch um ein paar Kleinigkeiten auf der Station kümmern. In etwa einer Stunde bin ich dann bei dir, falls nichts dazwischenkommt.«
    »Wenn etwas dazwischenkommt, muß es eben warten«, sagte sie unwirsch und legte auf.
    Er schloß seine Zimmertür beim Hinausgehen hinter sich ab, ließ aber den Schlüssel stecken. Das Mädchen tut schon, als sei ich ihr Eigentum, dachte er.
    Der Abend war ein Reinfall. Deon war völlig erschöpft und unfähig, eine Leidenschaft vorzuspielen, die er nicht empfand. Elizabeth war kribbelig und hatte ständig etwas an seinen Liebkosungen auszusetzen. Zuletzt stieß sie ihn von sich, drehte sich auf die andere Seite und rutschte an den Rand des engen Bettes. »Ach, verdammt noch mal, es klappt einfach nicht.«
    Sie stritten sich heftig. Wegen der dünnen Wände mußten sie ihre Vorwürfe flüstern. Schließlich zogen sie sich, einander den Rücken zukehrend, an und gingen durch den Korridor in den Gemeinschaftsraum. Robby Robertson saß am Kamin und aß noch etwas. Er hatte Liz des öfteren im Bungalow der Assistenten getroffen und begrüßte sie ungezwungen. Seine schlauen Augen wanderten flink von einem zum anderen. Scheinbar träge stand er auf, schob sein Tablett zur Seite und bot Elizabeth seinen Sessel am Kamin an.
    Sie zögerte. »Ich wollte gerade gehen, Robby. Danke.«
    Er spielte tiefste Verzweiflung. »Sie können doch nicht einfach so aus meinem Leben scheiden! Außerdem ist es nass und kalt draußen.« Er zeigte ihr seinen feuchten Mantel.
    Sie lachte gezwungen, setzte sich aber gehorsam hin und wärmte Hände und Füße am Feuer.
    »Ich hatte heute einen köstlichen Fall«, sagte Robby zu Deon.
    Elizabeth hielt sich die Ohren zu. »Bitte nicht wieder fachsimpeln!«
    »Lassen Sie mich doch weitererzählen. Das ist nämlich eine mordskomische Geschichte, ich konnte kaum ernst bleiben!«
    Elizabeth blinzelte ihm warnend zu, und er zwinkerte zurück. »Und es ist auch nichts Unappetitliches dabei«, versicherte er ihr.
    »Nun erzähl doch schon, Mensch«, drängte Deon ungeduldig.
    »Also: Zwei Bullen brachten uns diesen Knülch in die Unfallstation, so ein versoffenes Subjekt. Er hatte eine Sicherheitsnadel durch die Nase gesteckt …«
    »Igitt!« Elizabeth schüttelte sich und sagte vorwurfsvoll: »Sie haben versprochen, daß es nicht unappetitlich wird!« Sie sah ihn mit ihrem unschuldigsten Blick an. Aha, sie flirtet mit Robby, um sich an mir zu rächen, dachte Deon. Statt eifersüchtig zu werden, tat es ihm leid, daß es schon so weit mit ihnen gekommen war.
    Robby fuhr fort: »Er schimpfte wie ein Rohrspatz auf die Bullen, weil sie ihm nicht zuhören wollten. Ich kann euch sagen, der Kerl hatte tüchtig geladen. Er beklagte sich, daß er schon seit Wochen nicht mehr richtig zum Schlafen käme, wegen der kleinen Männchen.«
    »Männchen?« fragte Liz verständnislos.
    »Halluzinationen«, erklärte Deon bündig. »Delirium tremens.«
    »Genau«, stimmte Robby zu. »Nun, er meinte, es ginge so nicht weiter.

Weitere Kostenlose Bücher