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Die Erbsünde

Titel: Die Erbsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnard Christiaan
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Widerstand …
    Schließlich lehnte er sich schwer atmend zurück. »Ich glaube, ich liebe dich«, sagte er, als sei er selbst erstaunt über seine Worte. Sie machte sich ärgerlich los. »Und du hast noch nie ein Mädchen gekannt wie mich, und du bist ganz weg von meiner überwältigenden Intelligenz. Komm, lass den Quatsch. Du willst mit mir schlafen. Gut. Aber erspar mir deine dämlichen Gefühlsduseleien.«
    Deon war verlegen, aber er rechtfertigte sich nicht. Am liebsten hätte er sie zu überzeugen versucht. Er wollte von ihr verstanden werden. Zugegeben, das eben mit der Liebeserklärung war nur eine Masche gewesen, und nicht mal eine erfolgreiche, wie sich jetzt herausstellte; aber es steckte doch ein Körnchen Wahrheit darin, genug jedenfalls, daß es ihn verletzte, als sie so kalt reagierte. Irgend etwas hatte ihn in jener Nacht zu Hamishs Party zurückgetrieben, hatte ihn während der letzten zwei Wochen verfolgt. Es ärgerte ihn, daß sie das nicht spürte. Sie war völlig kühl und beherrscht.
    »Lass uns ein bißchen laufen!« schlug sie vor.
    Seine Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt. Sie hatten am Rand einer Böschung angehalten. Vereinzelte Baumgruppen standen vor einem sichelförmigen Strand, der sich in weitem Bogen in der Nacht verlor.
    »Na gut«, stimmte er zu.
    Er stieg aus und hielt ihr die Tür auf. Beinahe instinktiv wandten sie sich zum Meer. Am Ende der Böschung fiel steil ein Felsen ab. Er half ihr behutsam, hinunterzuklettern. Dann liefen sie über den harten Sand. Die Wellen klatschten sanft ans Ufer und machten leise schmatzende Geräusche.
    Liz zog sich die Schuhe aus, und er tat es ihr gleich. Sie hatte schlanke Fesseln und schmale Füße. Sie wateten durch die seichten Stellen. Das Wasser war eisig, und sie stieß kleine unterdrückte Schreie aus.
    Offenbar war ihre gute Laune wieder völlig hergestellt, oder aber, dachte er gekränkt, ich bin ihr so gleichgültig, daß sie gar nicht erst verstimmt war.
    Sie erreichten die Schatten der Felsen am Ende des Strandes. Zögernd nahm er ihre Hand. Sie sah ihn mit ihrem spöttisch aufreizenden Blick an.
    »Ach, was soll's«, dachte er trotzig und küsste sie. Sie erwiderte seine Küsse leidenschaftlich, und er nahm sie in die Arme. Sie drängte sich fordernd an ihn, er ließ sie sacht in den Sand gleiten, bereit, sie beim ersten Zeichen der Abwehr loszulassen. Aber sie wehrte sich nicht, und sie küssten sich lange, die Körper hungrig aneinandergedrängt.
    »Ja«, hauchte sie, »ja.«
    Keuchend zog sie ihn zu sich hinunter.
    Für Elizabeth war die Liebe eine unkomplizierte Angelegenheit: Sie gehörte zum Leben wie alle anderen Genüsse, die ihr ebenso leicht zugänglich waren und die sie sich nach Laune gönnte. Das sagte sie ihm oft.
    Sie sprach überhaupt gern und bereitwillig über sich selbst, ihre Einstellung zum Leben, zum Sex und allen möglichen anderen Dingen, aber im Grunde war es nur Gerede. Sie lehnte es strikt ab, irgend etwas ernst zu nehmen. Alles, was sie tat, tat sie ›aus Jux‹, wie sie selbst sagte. Das war einer ihrer Lieblingsausdrücke: »aus Jux«, und Deon fand, daß das eine ganze Menge über sie aussagte.
    Oft verglich er sie in Gedanken mit Trish. Auch Trish konnte wild und übermütig sein, aber immer haftete ein Rest Traurigkeit an ihr.
    »Es gibt nur eins, das ich nicht ausstehen kann«, sagte Liz einmal, »und das sind spießige Fettwänste.«
    Das war auch so einer ihrer Ausdrücke. So nannte sie alle, die aufgeblasen und anmaßend waren, vor allem ihre Familie. Die Metcalfes waren, wie sie sagte, größenwahnsinnig. Sie gehörten zum englischen Landadel, besaßen Güter, Weinberge, spielten aber auch eine wichtige Rolle in der Industrie und im kulturellen Leben. Sie nahmen an Parforcejagden teil, besuchten Gemäldegalerien, zeigten sich auf Premieren. Liz lebte von ihrem Geld, weil sie zu bequem und zu untalentiert war (wie sie behauptete), zu arbeiten. Aber sie hatte längst nichts mehr mit ihrer Familie gemeinsam.
    Mit sechzehn war sie von der Schule abgegangen, weil der Unterricht sie langweilte. Sie hatte ihren Vater beschwatzt, sie nach London auf eine Ballettschule zu schicken. Aber bald war sie auch dessen überdrüssig geworden und hatte sich als Fotomodell versucht. Davon hatte ihre Familie Wind bekommen, und ein strenger Onkel war angereist gekommen, um sie zurückzuholen und so vor dem sittlichen Untergang zu bewahren. Jetzt bekam sie ein reichliches Taschengeld, hatte

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