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Die Erbsünde

Titel: Die Erbsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnard Christiaan
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sicher, daß die Steine mehr wert waren als vierhundert Pfund. Trotzdem, er brauchte Zeit, um sich Manies Rat zu holen.
    »Ich überleg' es mir noch«, versprach er vage. »Ich weiß nicht, ob ich damit was zu tun haben will. Kommt wieder … sagen wir, Samstag um drei.« Dann ging Liselle Tennis spielen; er würde sich schon etwas einfallen lassen, um sie nicht begleiten zu müssen. Bis drei Uhr waren auch die meisten Landarbeiter aus dem Weg. Je weniger Zeugen, um so besser. »Also, um drei Uhr am Samstag.«
    Er sah dem Chevrolet nach. Der Wagen war aus Warrenton. Bei einem Nummernschild mit dem Kimberley-Zeichen hätte er vielleicht doch noch Verdacht geschöpft, denn mit den Leuten aus der Stadt mußte man sich vorsehen. Aber Warrenton war ein kleiner Ort in der Nähe der Vaal-Minen, wo die Diamanten offensichtlich gestohlen worden waren.
    Gestohlen. Was für ein hässliches Wort. Dieb. Er wußte, wie sein Vater reagieren würde, wen jemand es wagte, auch nur anzudeuten, sein Sohn könne in einen Diebstahl verwickelt sein. Er durfte gar nicht daran denken.
    Während der nächsten zwei oder drei Tage versuchte er vergeblich, Manie van Schalkwyk zu erreichen. Er wurde unruhig. Er hatte gehört, daß man sofort ins Gefängnis kam, wenn man erwischt wurde, und zwar für zwei oder drei Jahre.
    Am Freitagmorgen fuhr er in die Stadt und ließ die Lohngelder um vierhundert Pfund erhöhen. Der Kassier runzelte leicht die Brauen, als er den Betrag sah, und eine Sekunde lang dachte Boet, er würde erst den Prokuristen fragen. Aber dann drückte der junge Mann seinen Stempel darauf und sagte höflich: »Wie hätten Sie's denn gern, Mr. Van der Riet?«
    Auf dem Heimweg überfiel ihn eine nagende Angst. Als Folge war er mürrisch und gereizt, als er nach Hause kam; er und Liselle hatten einen heftigen Krach, bei dem sie ihm die Schlafzimmertür vor der Nase zuschlug und sich einschloss, so daß er im Gästezimmer schlafen mußte. Er war froh, daß sein Vater zur Behandlung in Kapstadt war und daher nicht zum Zeugen seiner Schmach wurde. Obwohl – der hätte ihm vielleicht sogar die Stange gehalten, denn Liselle hatte sich auch ihm gegenüber einen sehr schnippischen Ton angewöhnt, seit er gebrechlich war. Sein Vater hatte das überraschend milde hingenommen. Ein- oder zweimal hatte Boet beobachtet, wie die dunklen Brauen sich drohend zusammenzogen und ein harter Ausdruck in seine Augen trat. Boet hatte den Atem angehalten in Erwartung eines dieser Ausbrüche kalter Wut, die schrecklicher waren als jedes Geschrei und Gezeter. Aber jedes Mal hatte der alte Mann sich sichtlich beherrscht und war still in seiner Beschäftigung fortgefahren. Die Gewitterwolken hatten sich in einem fernen Donnergrollen entladen.
    Am nächsten Morgen weigerte Liselle sich, mit ihrem Mann zu sprechen. Sie fuhr allein zum Tennisplatz, was ihn insgeheim erleichterte, denn nun brauchte er keine Ausflüchte, um allein zu Hause bleiben zu können. Hätte Liselle ihn nicht mit ihrem Schweigen gestraft – er wäre noch abgesprungen von der Diamantentransaktion. Er hatte schlecht geschlafen in dem Gästezimmer, die halbe Nacht hatte er sich gewälzt und über die Gefahren nachgedacht. Als sie dann ohne ein Wort das Haus verließ, hatte er trotzig gedacht: »Wart nur, dir werd' ich's zeigen!«
    Und so hatte er die beiden Diamanten von den Männern im braunen Chevrolet gekauft und ihnen vierhundert Pfund gegeben, die Sportmantel sorgfältig in einer alten Brieftasche verstaute. Und dann waren die beiden mit ihrem alten Karren in einer Staubwolke verschwunden. Jetzt mußte er nur noch Manie benachrichtigen, damit er so schnell wie möglich rüberkam.
    Aber statt Manie kamen am Spätnachmittag dann die Kriminalbeamten, kurz nachdem Liselle vom Tennisspiel zurückgekehrt war. Sie war in versöhnlicher Stimmung, wenn auch noch ein bißchen spitz. Er war aufgeregt wegen der Diamanten, daher nahm er nicht allzu viel Notiz von ihrem Verhalten. Er mixte gerade einen Cocktail für sie beide, eine ihrer Gewohnheiten vor dem Abendessen, wenn der Vater fort war, als sie rief: »Am Tor hält ein Wagen! Gehst du raus?«
    Es war ein großer Wagen mit dem Kennzeichen von Kimberley. Als Boet auf das Tor zuging, stiegen zwei Männer aus. Beide trugen zwar graue Anzüge, aber in ihrer Haltung lag eine gewisse solide Rechtschaffenheit, und so viel Autorität ging von ihnen aus, daß er sofort wußte, was sie waren. Er wollte weglaufen, wußte aber nicht, wohin. Mit steifen,

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