Die Erde in Gefahr (Orion 08)
Bedeutung zumessen. Ein einzelnes Virus, ein kleines Stückchen Metall –«, er hielt das rötlich schimmernde Armband hoch, das in der halben Dunkelheit des Raumes seltsam funkelte, »– ein einzelnes, nicht überwachtes Schiff ... all das kann zu einer echten Gefahr werden.
Und da die Milliarden von Menschen, die unschätzbaren Sachwerte und die Planeten unsere Verantwortung herausfordern, darf ich mir nicht gestatten, jemandem zu trauen. Das hat nichts Persönliches, sondern ist einzig und allein Ausdruck meiner Furcht und Sorge, der Erde, also uns allen, könnte etwas zustoßen. Ende. Zufrieden, Oberst McLane?«
»Alles verstanden, aber nicht alles akzeptiert.«
Villa streckte McLane die Hand entgegen. »Das sind glücklicherweise auch nicht Ihre Probleme. Fliegen Sie mit Ihrer tüchtigen Mannschaft, ohne Tamara, nach Sahagoon und halten Sie Augen und Ohren offen. Wenn Sie zurückkommen, ist die Analyse fertig.«
Cliff grüßte kurz und erwiderte:
»Ich danke Ihnen, Oberst Villa.«
»Schon gut.«
Cliff kam genau bis auf einen Meter an die Lichtflutbarriere heran, als ihn Villas Stimme zurückrief. Er ging langsam bis zum Schreibtisch und nahm den Kunststoffbogen in die Hand, den ihm Villa kommentarlos überreichte. Cliff las, und mit jedem Wort wuchs sein Erstaunen.
Ermittlungen: Gefahr für die Erde.
(202011 A alpha.)
... wurde festgestellt, daß aus einem Lager auf Springhill die komplette Hyperfunkanlage gestohlen wurde, beziehungsweise verschwunden ist. Gleichzeitig weisen wir darauf hin, daß die Schlußüberprüfung des Depots Cumberland Mine ergab: Außer den Energieblöcken verschwanden auf ebenso unerklärte Weise eine Kiste mit durch Funk auszulösenden Zündern geringer Durchschlagskraft sowie fünfzig Funkgeräte geringer Kapazität, Typenbezeichnung ...
»Wie finden Sie diese Meldung, Commander?« fragte Villa in gefährlicher Ruhe.
»Sehr bestürzend. Jemand scheint nicht nur Energie zu brauchen, sondern auch einen Rundfunksender aufbauen zu wollen. Wissen Sie schon Näheres darüber?«
»Nein, noch nicht. Wenn Sie zurückkommen, wissen wir alle mehr. Guten Flug.«
Cliff hob die Hand.
»Und harte Landung.«
Er verließ Oberst Henryk Villa und ging langsam auf den Lift zu. Dreißig Minuten später war er in seinem Bungalow und warf sich im Wohnraum auf die riesige, rotbespannte Liege. Er dachte fieberhaft nach, aber die Mosaiksteinchen wirbelten noch durcheinander – ein klares Bild ergaben sie nicht. Noch nicht.
*
Cliff Allistair McLane saß ruhig in seinem schweren Kommandantensessel. Vor ihm waren die geschwungenen Borde voller Uhren, Zeiger und Schalter. Der Mann war durch breite, semielastische Gurte im Sessel festgehalten. Es sah aus, als schliefe McLane, aber er dachte nur nach, die Augen geschlossen. Atan Shubashi beobachtete seine Schirme, Mario rechnete einen Kurs aus und betrachtete hin und wieder die Arbeitslampen des Eingabeelements der Rechenmaschine. Helga Legrelle hatte die Kopfhörer über die sorgfältige Frisur gestülpt und hörte den Dialog einer Station mit einem Versorgungsschiff ab.
Die ORION VIII war im Hyperraum und fegte dem Planeten Sahagoon entgegen.
»Woran denkt der Chef?« fragte Atan leise.
»Laß mich in Ruhe«, knurrte Cliff.
Er addierte Beobachtungen. Neunundsiebzig beraubte Depots, ein gestohlenes Hyperraumfunkgerät, dessen Reichweite mehr als zweihundertfünfzig Parsek betrug, Zündsätze und Empfangsgeräte. Der Planet der Farmer und Viehzüchter, das Mädchen Marion. Ihre Art und das merkwürdige Metall.
Das alles, so stand für Cliff fest, hing irgendwie zusammen.
Gleichzeitig wußte er, daß er hier ein gefährliches Spiel betrieb. Er konnte sich ebenso irren wie jeder andere Mensch. Er selbst war davon überzeugt, daß Sahagoon einen Anschlag auf die Erde plante, um sich für zweitausend Jahre Deportation zu rächen.
Was er nicht hatte, das waren Beweise.
Er brauchte aber Beweise. Woher bekam er sie?
»Freunde«, sagte er plötzlich und richtete sich auf. »Ihr wißt, daß uns einige schwere Stunden bevorstehen. Wir müssen versuchen, auf Sahagoon Spuren zu finden.«
»Du bist von deiner Idee reichlich stark überzeugt«, sagte Hasso von dem Bildschirm vor Cliff.
»Ja, ich weiß. Das ist das Gefährliche daran. Natürlich wünsche ich unbewußt, daß ich rechthaben möge. Es sind in der letzten Zeit, gerade in diesem Haufen von Raumkuben, gewisse Dinge geschehen, die mehr als nur mysteriös sind. Und ausgerechnet
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