Die Erde in Gefahr (Orion 08)
der Vorkommnisse. Du startest in Kürze?«
»Ja«, erwiderte Cliff. »Der Teufel ist los. Was trinkst du?«
»Einen mörderisch starken Kaffee, geliebter Oberst.«
»Lasse die Scherze, Gouvernante«, schränkte Cliff ein und ging, kam nach einer Minute mit dem Kaffee wieder und erntete dafür ein echtes Lächeln voller Gefühl.
»Danke.«
Er nickte.
»Haben sich neue Aspekte ergeben?« fragte er Sekunden später.
»Nein«, erwiderte Tamara schnell. »Wir warten auf die Ergebnisse, die von der ORION VIII von Sahagoon mitgebracht werden. Wann werden wir sie bekommen?«
»In etwas mehr als hundertdreißig Stunden«, sagte Mario. »Achtundvierzig Stunden allein für einen Flug. Wir werden nicht viel länger als einen vollen Erdtag dort bleiben.«
»Gut«, sagte Tamara und stellte die Tasse zurück. »Ich werde es Henryk Villa mitteilen. Ich muß wieder zurück. Ich rufe dich heute abend an, ja?«
Cliff stand auf, um sie bis zum Ausgang zu bringen.
»Ich bitte darum, Leutnant Jagellovsk«, sagte er wohlerzogen. »Es würde mich hart treffen, riefen Sie nicht an.«
Sie küßte ihn zum Abschied auf die Wange.
Cliff ging langsam zurück; er plante, mit Mario zusammen Einzelheiten des kommenden Einsatzes zu besprechen und dabei ein großes Glas zu leeren. Er stieß auf den breiten, wenig bevölkerten Korridor beinahe mit zwei Personen zusammen, entschuldigte sich geistesabwesend und ging weiter.
»Ich sehe nicht recht!« rief jemand hinter ihm. »McLane! Oberst McLane, wenn ich die Punkte des Identifikationsschildes richtig deuten kann.«
Cliff erstarrte und drehte sich langsam um.
Er musterte neugierig den breitschultrigen, etwa fünfzigjährigen Mann in der Uniform der Versorgungsschiff-Kommandanten, dann wechselte sein Blick zu dem Mädchen neben dem Kommandanten. Sie war jung, derb gekleidet und apart.
»David McKirkcudbride!« rief Cliff. »Sie hier?«
David nickte und schüttelte McLanes Hand mit einer Begeisterung, die zu groß war, um unecht zu sein.
»Ich hier. Und in Begleitung eines entzückenden Mädchens vom Planeten Sahagoon.«
Cliff ergriff auch ihre Hand und wunderte sich. Ihr Griff war so, als hielte sie einen Pflug, und die Handfläche war hart und schwielig.
»Marion Stadyonnex«, sagte sie. »Sahag City auf Sahagoon.«
In Cliffs Kopf begann eine Preßluftsirene zu gellen. In den langen Jahren seiner Karriere, schon als Kadett, hatte er Bewohner aller möglichen Planeten kennengelernt, aber die von Chroma und jetzt die von Sahagoon kannte er nicht einmal von Fotos.
»Willkommen im Starlight-Casino«, sagte er. »Setzen Sie sich an unseren Tisch, bitte?«
»Aber gern!« sagte McKirkcudbride. Nebeneinander gingen sie auf Cliffs Nische zu, in der sich Mario überrascht erhob und dann zur Seite rutschte.
»Diese Dame«, sagte Cliff und hob den Zeigefinger, »ist erstens beängstigend reizend und zweitens Bewohnerin von Sahagoon. Und dieser Herr hier ist, nehme ich an, Commander eines Versorgungsschiffes, das dort landet. Route Terra – Sahagoon.«
»McLane hat recht wie immer«, sagte der Commander. »Was möchten Sie trinken, Marion?«
»Einen Orangensaft«, sagte das Mädchen schnell.
»Mit Gin? Sie haben hier eine vorzügliche Marke«, beeilte sich McKirkcudbride zu ergänzen.
»Ohne Gin, bitte«, sagte Marion schnell und, wie Cliff und Mario fanden, eine Spur zu scharf.
Der Kellner kam, man bestellte etliche Gläser verschiedener Getränke.
»Marion Stadyonnex ... es ist ein unglaublicher Zufall, daß wir uns treffen«, sagte Cliff langsam. »Wir starten in wenigen Stunden zu Ihrem Planeten. Wir sollen uns dort umsehen. Feststellen, welche Exportbeziehungen neu geknüpft werden können.«
Er log unverschämt und völlig souverän, während er unter dem Tisch Marios Schienbein einen Tritt versetzte. Mario machte das alte »Verstanden«-Zeichen mit dem kleinen Finger.
»McLane ... ORION VIII – Sie sind der berühmte Commander?« fragte Marion.
»Weniger berühmt als berüchtigt«, sagte der Erste Offizier. »Er kam zu seinen Ehren nur durch die Mithilfe der ausgezeichneten Crew.«
Das Mädchen und McKirkcudbride lachten laut.
»Erzählen Sie uns etwas von Ihrer Heimat«, bat Cliff. »Dann sind wir nicht unvorbereitet, und, was wichtiger ist, wir haben Informationen aus erster Hand. Das ist immer besser.«
Das Mädchen Marion war groß und schlank, aber kräftig. Sie sah aus, als habe sie ihre Kindheit in Gewächshäusern, ihre Jugend auf dem Feld und die Abende in einer
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