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Die Erde ist nah

Die Erde ist nah

Titel: Die Erde ist nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludek Pesek
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für mich war der Umstand, daß ich den erbarmungslosen Kampf des Körpers mit dem Geist aus der Nähe mit ansehen mußte. Der Kapitän nahm seine Krankheit einfach nicht zur Kenntnis. Hartnäckig und unnachgiebig leugnete er ihre Existenz. Nie habe ich aus seiner Stimme auch nur einen Schatten von Besorgnis um sich selbst herausgehört. Sein Leben war die Expedition. Angesichts dieser Feststellung wagte ich es nicht, ihm Bettruhe zu verordnen. Und ich war überzeugt, daß ich keinen Fehler beging.Auf seltsame Art reagierte O'Brien auf die Krankheit des Kapitäns. Er nahm sie nicht zur Kenntnis. Erst glaubte ich, daß er mit den Vorbereitungsarbeiten des wissenschaftlichen Programms so beschäftigt war, daß er die Umgebung nicht wahrnahm. Als ich jedoch eine Bemerkung über den Gesundheitszustand des Kapitäns machte, sagte er mir: »Dieser Mensch ist schon lange schwer krank. Er hat die Diktatorenkrankheit - und die ist unheilbar. Es fällt mir schwer, davon zu reden, denn ich befinde mich, pb ich will oder nicht, in der Rolle des geschlagenen, eitlen Kandidaten, der nicht den Erfolg hatte wie der Kapitän. Begreifen wenigstens Sie, Cosby, meine Lage? Alles, was ich sage, kann-wie die alte Formel sagt - gegen mich gerichtet werden. Und trotzdem wage ich, es auszusprechen: Der Kapitän leidet, aber nicht an Ihrem Fieber. Das geht vorüber. Das andere aber nicht. Mir tut das mehr leid als Sie ahnen, denn der Kapitän ist nicht mein Rivale. Um so weniger mein Feind. Ich würde sagen, er ist mein verlorener Freund.«
    »Der Kapitän schätzt Sie sehr«, sagte ich. »Ja«, entgegnete er, »aber das ist auch alles.«
    Der Staub, der sich noch einige Tage nach dem Windstoß in der Atmosphäre hielt, verstopfte die Staubfilter des Hauptaggregats des elektrischen Kraftwerks, so daß diese ungewöhnlich oft ausgewechselt werden mußten. Wieder eine der Rechnungen, die nicht aufgingen. Das Auswechseln der Filter war wie das Filterwechseln beim Wasserzyklus eher eine Strafarbeit.Der Staub machte uns überhaupt viel zu schaffen. Er gelangte überallhin, wo die Dichtungen nicht ausgesprochen luftdicht waren. Über die Eintritts-Überdruckkammer und über den Ankleideraum drang er sogar bis in die Wohnungsräume, wie wir an den Filtern der Luftregenerationspumpen feststellten. Weil die Radioaktivität dieses Staubes nicht gerade unbedeutend war, hatten wir eine Sorge mehr. Am meisten aber machte der Staub Morphy zu schaffen. Der Staub setzte sich an den Kontakten fest und beeinträchtigte die Tätigkeit der Meßgeräte. Er drang auch durch die Schutzhüllen der papierüberzogenen Zylinder, klebte an den Spitzen der Schreibnadeln fest und unterbrach so die Linien der Diagramme. Die Geduld Morphys bei der Instandhaltung der meteorologischen Station war grenzenlos. Als wir den feinen Staub dort weggeräumt hatten, wo er den Betrieb der Basis störte, vergegenwärtigten wir uns, was uns bevorstand, wenn die regelmäßigen Sommerwinde einsetzten. Es war unbedingt notwendig, bis dahin ein System von Barrieren und Deckungen zu errichten, die das Verschütten der Eingänge zu den Lagerräumen verhindern sollten. Wir rechneten sogar im äußersten Falle damit, die Zugänge zu den Lagerräumen durch direkte Tunnels aus elastischen Platten des Isolationsmaterials sichern zu müssen, die sich in die Form des umgekehrten U biegen ließen. Noch mehr Sorgen bereiteten uns die Staubmengen dort draußen auf den unübersehbaren Flächen der Wüste. Wie sich mit diesem Terrain die Eidechsen, hauptsächlich aber das fahrbare Laboratorium, auseinandersetzen würden, das wagte niemand abzuschätzen. Und doch nahte unausweichlich der Tag, an dem wir den Vorstoß in die Wüste wagen mußten.
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    Sechzig Tage nach der Landung war die Basis bis auf einige Kleinigkeiten fertiggestellt. Diese »Kleinigkeiten« bezogen sich durchweg auf Änderungen und Ergänzungen der ursprünglichen Anordnung. So mußte zum Beispiel ein Antennenmast umgelegt und an einem anderen, ungefähr fünfzig Meter von der Basis entfernten Ort aufgestellt werden. Nach der Erfahrung mit dem Staubsturm befürchteten wir, daß ein eventueller Fall des Mastes das für die Basis lebenswichtige Kraftwerk beschädigen könnte. Eine andere »Kleinigkeit« war der Abbau der mühselig aufgebauten Auffahrtrampe vor der Tür des dritten Lastschiffes, in dem das fahrbare Laboratorium untergebracht war. Auf dieser Rampe häufte sich beim geringsten Wind Staub an und erschwerte das Offnen der

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