Die Erde ist nah
Anhänger verbliebenen Treibstoffvorräte verwenden, die Felsenbarriere in einem großen Bogen nach Westen umgehen und am Rande von Sinus Sabaeus ein Stützpunktlager errichten, von dem aus eine sechsköpfige Gruppe versucht, mit zwei Schleppern in das Gebiet von Deucalionis Regio vorzudringen. Die Expedition soll am Sion verläßliches Wetter abwarten, um durch Raketen der Libelle Orientierung und Landung zu sichern. Die Besatzung der Libelle, Lawrenson und Silcott, bleibt so lange bei der Astra, bis ein Stützpunkt im Gebiet Sinus Sabaeus eingerichtet ist, auf den sie dann bei günstigem Wetter übersiedeln kann. Von hier aus sieht es schon nicht mehr gar so hoffnungslos aus, Deucalionis Regio zu erreichen. Der ganze Große Marsch ist, einschließlich Zeitreserve, für hundertfünfzig Tage geplant. In Anbetracht der Erfahrungen der ersten dreiundsechzig Tage dauernden Expedition und der Erkundungsfahrten in die Umgebung der Basis, ist der Plan durchführbar.
Da platzte eine Bombe in die Vorbereitung des Großen Marsches. Die geologische Gruppe, die in der umliegenden Gegend Tiefenbohrungen durchführte, kehrte mit der sensationellen Nachricht zurück, daß sie in der Wüste, ungefähr fünfzig Kilometer nördlich der Basis, die Ruinen einer Stadt entdeckt hat. Wir hielten diese Nachricht für einen dummen Spaß, vor allem deshalb, weil die geologische Gruppe von McKinley geführt wurde. Der aber war über unser Mißtrauen nicht wenig erbost. Er bedauerte nur, daß er nicht in die unmittelbare Nähe des Objekts gelangen konnte, um als Beweis »irgendeinen Ziegel« mitbringen zu können. Das Wetter hatte sich verschlechtert, und die Gruppe führte nur eine sehr beschränkte Menge von Wasser und Sauerstoff bei sich. Wirklich erregt waren wir erst dann, als man uns verblüffende, mit Teleobjektiv gemachte Fotobilder vorlegte, auf denen zum Teil verwehte Reste von etwas zu sehen waren, das schwer als etwas anderes als die Reste gewaltiger künstlicher Bauten bezeichnet werden konnte. O'Brien war über die Absurdität der Entdeckung so empört, daß er es ablehnte, die Bilder genauer anzusehen; als würde ihm vor ihnen grauen.
Ich glaube, daß keiner von uns geneigt war, an ein Märchen von einer untergegangenen Marszivilisation zu glauben, trotzdem konnte eine genauere Erforschung der Entdeckung nicht abgewiesen werden. Ich weiß nicht, ob es nicht gerade O'Briens negative Haltung zu der ganzen Angelegenheit war, die den Kapitän veranlaßte, die Entdeckung ernst zu nehmen.
Der Kapitän schlug eine sechsköpfige Expedition mit zwei Eidechsen vor, welche die »Stadt« in eineinhalb Tagen erreichen könnte. Der Einsatz der Libelle kam nicht in Frage, weil der ständige nordöstliche Wind zu starken Staubnebel aufwirbelte. Der Kapitän wollte die Expedition selbst leiten. Damit deutete er offensichtlich an, welche Bedeutung er dem
Unternehmen beimaß. Was immer auch die Absicht des Kapitäns gewesen sein mag, das Ergebnis war ein anderes als er selbst erwarten konnte. O'Brien erklärte die ganze Angelegenheit für einen Humbug mit ganz gewöhnlichen Felsgebilden, und den Kapitän nannte er einen Amateur. In der gegebenen Situation hatte diese Bezeichnung vor der ganzen Besatzung einen so schmählichen Beigeschmack, daß ich mit Spannung das Verhalten des Kapitäns erwartete. Sekunden verstrichen in peinlicher Stille. Dann sagte der Kapitän: »O'Brien, obwohl ich weiß, daß Sie Grund zu schlechter Laune haben, verlange ich von Ihnen, daß Sie sich wegen Ihrer Unüberlegtheit entschuldigen.«
»So schlecht bin ich nicht gelaunt, daß ich mich nicht beherrschen könnte. Ich habe mich für nichts zu entschuldigen«, antwortete O'Brien und verließ den Klubraum. Der Konflikt nahm ein beängstigendes Ausmaß an. Ich hielt es für meine Pflicht, O'Brien aufzusuchen. Er lehnte es ab, mich anzuhören, und erklärte, er brauche keinen Unterhändler. Auch der Kapitän hörte mir nicht zu und warf mir obendrein die Verantwortung für O'Briens schlechte Führung der Expedition vor, bei der Williams den Tod gefunden hatte. Da ich selbst auch schon mein seelisches Gleichgewicht verloren hatte, sagteich scharf: »Kapitän, wenn Sie O'Brien die Schuld an Williams' Tod zuschreiben wollen, dann können Sie doch auch gleich sagen, daß ich Williams durch schlechte ärztliche Behandlung getötet habe.«
»Das kann ich«, stieß der Kapitän hervor, »soweit ich als Amateur Fachleute beurteilen kann.« Ich holte tief Atem. Das führt zu
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