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Die Erde ist nah

Die Erde ist nah

Titel: Die Erde ist nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludek Pesek
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Barriere. Aber auch hier versperren uns keine Felsklippen den Weg. Soweit wir in der nebligen Atmosphäre sehen können, besteht der ganze Kamm aus abgerundeten Felsen und sieht wie ein riesiger glänzender Büffelrücken aus. Der südöstliche Hang der Barriere hat einen noch mäßigeren Neigungswinkel als der, den wir bereits überwunden haben. Der Weg nach Süden steht offen. Wir sehen, wie die felsige Wüste in einen grauen Nebelschleier übergeht, und sind wieder voller Hoffnung und Entschlossenheit. Wenn das Wetter günstig bleibt und die Maschinen nicht versagen, würde ein einziger Tag genügen, und wir ständen am Rand von Sinus Sabaeus. Nach einer kurzen Rast stoßen wir direkt nach Süden vor. Das Gelände sieht geradezu ideal aus. Der flache, steinige Untergrund ist stellenweise von Staub bedeckt, der die Vertiefungen ausgleicht, so daß die Eidechsen gleichsam um die Wette fahren können. Ein berauschendes Freudegefühlt erfüllt uns. Wenige Minuten später versetzt uns die Barriere den ersten schweren Schlag. Die an der Spitze der Kolonne fahrende Blaue Eidechse verschwindet plötzlich in einer Staubwolke. In den Kopfhörern vernehmen wir den Warnruf der Roten Eidechse, die als zweite fährt. Wir halten an. Ein schwacher Windstoß treibt den aufgewirbelten Staub fort, und vor unseren Augen erscheint wieder die Blaue Eidechse. Sie liegt schief, fast auf der Seite, mit dem Vorderteil tief in den Staub gebohrt. Ein Teil der Ladung des umgekippten Anhängers liegt verstreut umher. Sheldon und Compton stützen Gray. Der Fahrer der Blauen Eidechse kann sich nicht auf den Beinen halten. Während ich zu ihm eile, denke ich mit Entsetzen daran, daß jedwede Behandlung einer Verletzung unmöglich ist. Gray stöhnt vor Schmerzen. Sein Knie ist verletzt. Einigermaßen erleichtert stelle ich fest, daß der Raumanzug nicht beschädigt ist. Ich kann nichts tun als hoffen, daß es sich nur um eine Prellung des Meniskus handelt. Während ich Gray frage, ob er das Gefühl hat, daß er blutet, sehe ich hinter dem durchsichtigen Gesichtsschutz sein schmerzverzerrtes und von Schweißtropfen bedecktes Gesicht. Das einzige, was ich anordnen kann, ist ein Weilchen Ruhe. Wir legen Gray auf den Boden und blicken uns ratlos um, um festzustellen, wie es eigentlich zu dem Unfall gekommen ist. Da höre ich im Kopfhörer einen Schrei. Wieder steigt neben dem geneigten Anhänger eine Staubwolke hoch. Ich sehe, wie Compton, der zum Anhänger eilt, mit den Füßen tief in den Staub einsinkt - und in einer Staubwolke verschwindet. Briggs wirft ihm schnell ein Seil zu, das beim umgekippten Anhänger lag. Als der Staub sich allmählich setzt, sehen wir, daß Sheldon, der das beschädigte Fahrzeug untersuchen wollte, bis zur Brust im Staub steckt. Nur der Helm und beide ausgestreckten Arme ragen heraus. Wir ziehen Compton und Sheldon mit Hilfe von Seilen auf den festen Boden. Bei der Untersuchung des verräterischen Geländes in der Nähe der Roten Eidechse stellen wir einen von feinstem Sand überwehten Krater fest, dessen Tiefe sich zwar nicht abschätzen läßt, der jedoch bestimmt mehr als einen Menschen verschlucken kann.
    Inzwischen hat sich Gray soweit erholt, daß er sprechen kann. Endlich habe ich die Gewißheit, daß sein Fuß nicht gebrochen ist. Auch Sheldon und Compton sind mit leichten Quetschungen davongekommen. Unser Interesse kann sich nun ganz auf die Eidechse konzentrieren. Es gelingt uns zwar, sie aus der Mulde zu ziehen, doch der Motor will nicht anspringen. Bis zum Abend versuchen Sheldon und Briggs in den hinderlichen Handschuhen, den durch den Anprall beschädigten Motor zu reparieren, doch alle Mühe ist vergebens. Weil sich die Brise allmählich zu einem starken Wind steigert und wir die Nacht nicht auf der Windseite der Barriere verbringen wollen, hängen wir den wieder beladenen Anhänger an die Rote Eidechse und fahren vorsichtig am flachen Hang zu einer Gruppe großer Felsblöcke, in deren Windschatten wir ein Nachtlager einrichten. Während vom Himmel ein feiner Sandregen niedergeht, verliert die oben am Kamm verlassene Eidechse ihre Bedeutung als Werk von Menschenhand und wird ein Bestandteil der toten Wüste. Der Verlust der Eidechse verlangsamt das Vordringen der Expedition. Die Rote Eidechse schleppt jetzt zwei Anhänger und bleibt alle Augenblicke stecken. Doch noch schlimmer ist die Angst vor den zugewehten Kratern. Der südöstliche Hang der Barriere ist von feinem Staub bedeckt, den die Sommerwinde

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