Die Erde
warten.«
Der Sohn wiegte sich in den Hüften.
»Man kann halt erst, wenn man kann. Jeder weiß schließlich am besten, wie lange sein Brot zum Backen braucht.«
»Möglich, aber wenn das so weitergeht, würden wir demnach, während du Brot zu essen hast, verhungern ... Du hast unterschrieben; du mußt pünktlich auf Tag und Stunde zahlen.«
Als Geierkopf sah, wie sein Vater böse wurde, witzelte er:
»Hört mal, wenn ich zu spät komme, kann ich ja wieder gehen ... Ist es nicht schon sehr nett, wenn man überhaupt zahlt? Es gibt Leute, die lassen es ganz bleiben.«
Diese Anspielung auf Jesus Christus beunruhigte Rose, die sich erlaubte, ihren Mann an der Jacke zu zupfen.
Er unterdrückte eine zornige Gebärde und fuhr fort:
»Es ist gut, gib deine fünfzig Francs her, ich habe schon die Quittung geschrieben.«
Ohne sich zu beeilen, durchwühlte Geierkopf seine Taschen. Er warf einen kurzen ärgerlichen Blick auf die Große, deren Gegenwart ihm lästig zu sein schien. Sie legte ihr Strickzeug hin; in der Erwartung, das Geld zu sehen, schaute sie mit ihren starren Augäpfeln zu. Auch Vater und Mutter waren herangetreten und ließen Geierkopfs Hand nicht mehr aus den Augen. Und unter diesen drei weit aufgerissenen Augenpaaren schickte er sich drein, ein erstes Fünffrancsstück hervorzuholen.
»Eins«, sagte er und legte es auf den Tisch.
Die anderen folgten mit zunehmender Langsamkeit. Mit schwächer werdender Stimme fuhr er fort, sie laut zu zählen. Nach dem fünften Stück hielt er inne, mußte tiefe Nachforschungen anstellen, um noch eins zu finden; dann rief er mit wieder sicher gewordener, sehr starker Stimme:
»Und sechs!«
Die Fouans warteten noch immer; aber es kam nichts mehr.
»Wie? Sechs?« sagte schließlich der Vater. »Zehn müssen's sein ... Hältst du uns denn zum besten? Im letzten Vierteljahr vierzig und in diesem dreißig?«
Sofort schlug Geierkopf einen winselnden Ton an. Ach, nichts klappe. Der Weizenpreis sei noch weiter gesunken, der Hafer stehe erbärmlich. Sogar sein Pferd kriege einen aufgetriebenen Bauch, so daß er zweimal habe den Tierarzt kommen lassen. Kurzum, das sei der Untergang, er wisse nicht, wie er zu Rande kommen solle.
»Das geht mich nichts an!« sagte wütend der Alte immer wieder. »Gib die fünfzig Francs her, oder ich verklage dich.« Aber er beruhigte sich bei dem Gedanken, die dreißig Francs lediglich als Abschlagzahlung anzunehmen, und er sprach davon, die Quittung umzuschreiben. »Du wirst mir also die zwanzig Francs nächste Woche geben ... Ich werde das auf dem Papier vermerken.«
Aber mit flinker Hand hatte Geierkopf das Geld bereits wieder vom Tisch genommen.
»Nein, nein! So nicht! – Ich will quitt sein. La0t die Quittung, wie sie ist, oder ich haue ab ... Na schön! Das hätte sich ja wahrhaftig nicht gelohnt, daß ich mein Letztes hergebe, wenn ich Euch dann noch was schuldig bin!«
Und es wurde furchtbar. Vater und Sohn wurden halsstarrig, wiederholten unermüdlich dieselben Worte; der eine aufgebracht darüber, daß er das Geld nicht sofort eingesteckt hatte; der andere das Geld fest in der Faust haltend und entschlossen, es nicht ohne Quittung herauszugeben. Ein zweites Mal mußte die Alte ihren Mann an der Jacke zupfen, und wiederum gab er nach.
»Da, verdammter Dieb, da ist das Papier! Ich müßte es dir eigentlich samt einer Backpfeife in deine Fresse kleben ... Gib das Geld her!«
Faust gegen Faust fand der Austausch statt. Und als der Auftritt zu Ende war, fing Geierkopf an zu lachen; gut gelaunt und zufrieden ging er davon und wünschte allen miteinander einen guten Abend. Fouan hatte sich an den Tisch gesetzt und sah erschöpft aus.
Da zuckte die Große die Achseln, bevor sie ihr Strickzeug zur Hand nahm, und schleuderte ihm heftig die beiden Worte hin:
»Schlapper Dummkopf!«
Es entstand Schweigen, und die Tür ging wiederum auf, Jesus Christus trat ein. Er hatte durch Bangbüx erfahren, daß sein Bruder an diesem Abend zahlte, hatte von der Landstraße aus nach ihm ausgespäht und auf seinen Weggang gewartet, um sich seinerseits einzustellen. Sein Gesicht war sanft; er war lediglich ein bißchen beduselt, ein letzter Rest des Rauschs vom Vortag. Schon von der Schwelle aus richteten sich seine Augen stracks auf die sechs Silberstücke, die Fouan unvorsichtigerweise auf den Tisch zurückgelegt hatte.
»Oh, du bist's, Hyacinthe«, rief Rose, glücklich, ihn wiederzusehen.
»Ja, ich bin's ... Zum Wohl, alle miteinander.« Und
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