Die Erde
schließlich machte er sich aus dem Staube, nachdem er sich noch ein Glas von dem schlechten Wein hatte anbieten lassen, vom Wein Delhommes, den er einen dreckigen Hundsfott schimpfte, weil er es wage, dem Vater so einen Dreck zu geben.
»Er ist doch trotzdem nett«, meinte Rose, nachdem er die Tür wieder zugemacht hatte.
Die Große war aufgestanden, legte ihr Strickzeug zusammen und schickte sich an zu gehen. Sie sah ihre Schwägerin starr an, dann ihren Bruder; und sie ging nun ebenfalls, nachdem sie ihnen in lange zurückgehaltenem Zorn zugeschrien hatte:
»Nicht einen Sou, schlappe Dummköpfe! Geht mich nicht um einen Sou an, niemals! Niemals!«
Draußen traf sie Geierkopf, der von Macqueron zurückkam, wo er zu seinem Erstaunen Jesus Christus hatte eintreten sehen, kreuzfidel und die Tasche voller klingender Taler. So ungefähr konnte sich Geierkopf das Ganze schon zusammenreimen.
»Na ja, dieser große Hundsfott trägt dein Geld fort. Ah! Was wird der sich dafür hinter die Binde kippen und sich dabei über dich lustig machen!«
Außer sich, hämmerte Geierkopf mit beiden Fäusten an Fouans Tür. Er hätte sie eingeschlagen, wenn man ihm nicht geöffnet hätte.
Die beiden Alten gingen bereits zu Bett; die Mutter hatte ihr Kleid ausgezogen und ihre Haube abgenommen, war im Unterrock, ihr graues Haar fiel über die Schläfen herab.
Und als sie sich entschlossen hatten, aufzumachen, warf sich Geierkopf zwischen sie und schrie mit heiserer Stimme:
»Mein Geld, mein Geld!«
Die Alten bekamen Angst, sie wichen zurück, waren benommen, begriffen noch nicht.
»Glaubt Ihr denn, ich rackere mich ab für meinen Bruder, diesen Saukerl? Er würde nichts rausrücken, und ich soll ihm noch mein Geld oben reinstecken! – Oh, nein! Oh, nein!«
Fouan wollte leugnen, aber der andere schnitt ihm roh das Wort ab:
»Na, was denn? Jetzt lügt Ihr auch noch! – Ich sage Euch, daß er mein Geld hat. Ich habe es gerochen, ich habe es klimpern hören in der Tasche dieses Lumpen! Mein Geld, das ich im Schweiße meines Angesichts verdient habe, mein Geld, das wird er jetzt versaufen! – Wenn das nicht stimmt, dann zeigt mir doch das Geld! – Ja, wenn Ihr sie noch habt, dann zeigt mir doch die Geldstücke, ich kenne sie, ich würde sie recht gut wiedererkennen. Zeigt mir doch die Geldstücke ...« Und er versteifte sich darauf, wiederholte diesen Satz, mit dem er seinen Zorn aufpeitschte. Er ging so weit, daß er dem Tisch Faustschläge versetzte und die Geldstücke verlangte, da, sofort, und schwor, er werde sie nicht nehmen, er wolle sie lediglich sehen. Und als die Alten zitternd stammelten, brach seine Wut los. »Er hat die Geldstücke, das ist klar! Aber da soll das Himmeldonnerwetter dreinschlagen, wenn ich Euch noch einen Sou bringe! Für Euch hätte man sich das abdarben können, aber ehe ich diesen Galgenstrick ernähre, haue ich mir lieber die Arme ab!«
Aber der Alte wurde schließlich auch böse.
»Nun ist's aber genug, nicht wahr? Gehen dich unsere Angelegenheiten was an? Es gehört mir, dein Geld, ich kann damit machen, was mir beliebt.«
»Was redet Ihr da?« versetzte Geierkopf und kam bleich, mit geballten Fäusten auf ihn zu. »Ihr wollt also, daß ich mit der Sprache rauskomme ... Na schön, ich finde, es ist zu drecksgemein, jawohl, drecksgemein, daß Ihr Euern Kindern das Geld aus der Tasche zieht, wo Ihr doch sicher genug zum Leben habt ... Oh, Ihr könnt ruhig nein sagen! Der Schatz ist hier, ich weiß es.«
Erschrocken ereiferte sich der Alte mit brüchiger Stimme und schwachen Armen und fand seine Autorität von einst nicht mehr wieder, um ihn hinauszujagen.
»Nein, nein, nicht ein Liard ist da ... Mach, daß du rauskommst!«
»Wenn ich anfange zu suchen! Wenn ich anfange zu suchen!« sagte Geierkopf immer wieder, der bereits die Schubladen aufriß und die Wände abklopfte.
Da hing sich Rose, die entsetzt war und eine Schlägerei zwischen Vater und Sohn befürchtete, ihrem Sohn an die Schulter und stammelte:
»Unglückseliger, willst du uns denn umbringen?«
Jäh drehte er sich zu ihr um, packte sie bei beiden Handgelenken, und ohne ihren armen, grauen, verbrauchten und müden Kopf zu sehen, schrie er ihr ins Gesicht:
»Ihr, Ihr seid daran schuld! Ihr habt Hyacinthe das Geld gegeben ... Mich habt Ihr nie geliebt, alte Vettel!« Und er stieß sie mit einem so derben Ruck, daß sie ohnmächtig an der Wand hinsank und sitzen blieb. Sie hatte ein dumpfes Jammern ausgestoßen. Er sah sie noch
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