Die Erde
dem Flammenhimmel rundete sie diesen riesigen Bauch gleich einem Erdhügel, den die keimende Saat aus der fruchtbaren Erde hochgetrieben hatte.
Aber er lachte nicht. Roh brachte er sie wieder auf die Beine, er wollte, daß sie wenigstens versuche, ihm zu helfen.
Behindert durch diese Masse, die ihr auf die Schenkel fiel, mußte sie sich hinknien, sie raffte die Ähren mit einer schiefen Bewegung zusammen, keuchte und wirkte mißgestalt mit dem verrutschten, auf die rechte Seite verschobenen Bauch.
»Wenn du dich um nichts scherst«, sagte sie zu ihrer Schwester, »so geh wenigstens nach Hause ... Du kannst das Essen machen.«
Ohne ein Wort entfernte sich Françoise.
In der immer noch stickigen Hitze war die Beauce wieder rege geworden, die schwarzen Pünktchen der Arbeitsgruppen kamen wieder zum Vorschein und wimmelten bis ins Unendliche. Delhomme stellte mit seinen beiden Knechten seine Puppen fertig auf, während die Große zusah, wie ihre Miete wuchs, sich dabei auf ihren Stock stützte und stets drauf und dran war, ihn den Faulpelzen ins Gesicht zu schmeißen. Fouan ging hin, um einen kurzen Blick draufzuwerfen, kehrte wieder zurück und versank in Nachdenken angesichts der Arbeit seines Schwiegersohnes, irrte dann umher mit seinem schwerfällig gewordenen Schritt, dem Schritt eines Greises, der sich an Vergangenes erinnert und sich danach zurücksehnt. Und Françoise, der der Kopf brummte und die sich schlecht erholt hatte von dem Stoß, ging den neuen Weg entlang; da rief eine Stimme sie an:
»Hierher! Komm doch!«
Das war Jean, der halb hinter den Garben versteckt war, die er seit dem Morgen von den Nachbarschlägen herfuhr. Er hatte eben seinen Wagen entladen; die beiden Pferde warteten unbeweglich in der Sonne. Erst am nächsten Tage sollte mit der großen Miete begonnen werden, und er hatte lediglich Haufen zusammengeworfen, so was wie drei Mauern, zwischen denen man sich wie in einer Stube vorkam, in einem tiefen und verschwiegenen Strohloch.
»Komm doch! Ich bin's!«
Mechanisch gehorchte Françoise diesem Ruf. Sie war nicht einmal so mißtrauisch, hinter sich zu schauen. Wenn sie sich umgedreht hätte, würde sie Geierkopf erblickt haben, der sich hochreckte und überrascht war, weil er sah, daß sie die Landstraße verließ.
Jean scherzte zuerst:
»Du bist aber stolz, daß du vorbeigehst, ohne alten Freunden guten Tag zu sagen!«
»Zum Teufel!« antwortete sie. »Du versteckst dich doch, dich sieht man ja nie.«
Da beklagte er sich darüber, daß er jetzt bei Geierkopfs so unwillkommen sei.
Aber ihr stand der Kopf nicht danach, sie schwieg, sie war kurz angebunden. Wie zerschlagen vor Erschöpfung, hatte sie sich von selber auf das Stroh auf dem Boden des Loches fallen lassen. Nur eines erfüllte sie, war in ihrem Schoß geblieben, körperlich, scharf: der Überfall jenes Mannes dort drüben am Feldrain, seine heißen Hände, die sie noch wie einen Schraubstock an den Schenkeln spürte, sein Geruch, der ihr folgte, das Nahen des Mannes, auf das sie mit angehaltenem Atem immer noch wartete in der Bangigkeit niedergekämpften Verlangens. Sie schloß die Augen, sie rang nach Luft.
Da redete Jean nicht mehr weiter. Als er sie so sah, hintübergeworfen, sich hingebend, hämmerte das Blut in seinen Adern mit großen Schlägen. Er hatte diese Begegnung nicht ausgeklügelt, er widerstand, weil es seiner Auffassung nach schlecht war, dieses Kind zu mißbrauchen. Aber der Lärm seines Herzens betäubte ihn, er hatte sie so heiß begehrt! Und wie in seinen Fiebernächten war er von Sinnen bei der Vorstellung, sie zu besitzen. Er legte sich neben sie, er begnügte sich zunächst mit ihrer Hand, dann mit ihren beiden Händen, die er drückte, als wollte er sie zermalmen, und wagte dabei nicht einmal, sie an seinen Mund zu führen.
Sie zog die Hände nicht zurück, sie schlug ihre verschwommenen Augen mit den schweren Lidern wieder auf, sie sah ihn an ohne Lächeln, ohne Scham, mit nervös langgezogenem Gesicht.
Und dieser stumme, fast schmerzliche Blick machte ihn plötzlich brutal. Er fuhr ihr unter die Röcke, packte sie an den Schenkeln wie der andere.
»Nein, nein«, stammelte sie, »ich bitte dich ... das ist dreckig ...«
Aber sie wehrte sich nicht. Sie stieß nur einen Schmerzensschrei aus. Ihr war, als entfliehe der Boden unter ihr; und in diesem Taumel wußte sie nichts mehr: war das der andere, der wiederkehrte? Sie fand dieselbe Roheit wieder, denselben scharfen Geruch bei diesem
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