Die Erde
Mannestier, das dampfte von der schweren Arbeit in der Sonne. Und ihre Verwirrung im lodernden Schwarz hinter ihren hartnäckig geschlossenen Lidern wurde so stark, daß ihr unwillkürlich gestammelte Worte entschlüpften:
»Kein Kind ... Zieh raus ...«
Er sprang jäh zurück, und dieser so aus seiner Bahn gerissene und verlorene menschliche Same fiel in das reife Korn, auf die Erde, die sich niemals versagt und ewiglich fruchtbar den Schoß für alle Keime offenhält.
Françoise schlug wieder die Augen auf, ohne ein Wort, ohne eine Bewegung, verstört. Wie? War es denn schon zu Ende? Nicht mehr Vergnügen hatte sie gehabt! Ihr blieb davon nur ein Schmerz. Und der Gedanke an den andern kam ihr wieder, und unbewußt tat es ihr leid um ihr betrogenes Verlangen. Sie ärgerte sich über Jean, der neben ihr lag. Warum hatte sie nachgegeben? Sie liebte ihn nicht, diesen Alten!
Bestürzt über das Geschehene, verharrte er reglos wie sie. Schließlich machte er eine ungehaltene Handbewegung, er suchte irgend etwas, das er ihr sagen konnte, ihm fiel nichts ein. Noch verlegener entschloß er sich, sie zu küssen; aber sie wich zurück, sie wollte nicht mehr, daß er sie berühre.
»Ich muß weggehen«, murmelte er. »Bleib du noch.«
Sie antwortete nicht, ihre Blicke waren in die Luft gerichtet, verloren sich im Himmel.
»Nicht wahr? Warte fünf Minuten, damit man dich nicht gleichzeitig mit mir wieder auftauchen sieht.«
Da entschloß sie sich, den Mund aufzumachen.
»Schon gut! Geh weg!«
Und das war alles. Er knallte mit der Peitsche, fluchte auf seine Pferde, ging neben seinem Wagen davon mit schwerfällig gewordenem Schritt und gesenktem Haupt.
Indessen wunderte sich Geierkopf darüber, daß er Françoise hinter den Garben aus dem Blick verloren hatte, und als er sah, wie sich Jean entfernte, schöpfte er Verdacht. Ohne Lise ein Wort zu sagen, schlich er gebückt los, wie ein Jäger, der das Wild überlisten will. Mit einem Anlauf fiel er dann mitten in das Stroh auf dem Boden des Loches.
Françoise hatte sich in der Erstarrung, die sie benommen machte, nicht gerührt, schaute noch mit verschwommenen Blicken in die Luft, ihre Beine waren nackt geblieben. Es gab nichts zu leugnen, sie versuchte es nicht.
»Ach, du Hure, du Schlampe, mit diesem Bettler schläfst du, und mir, mir versetzt du Fußtritte in den Bauch! – Himmelsakrament, das werden wir gleich sehen!«
Und schon hielt er sie; sie las deutlich auf seinem vor Blutandrang hochroten Gesicht, daß er die Gelegenheit ausnützen wollte. Warum nicht er nun, nachdem der andere eben drübergerutscht war? Sobald sie von neuem das Brennen seiner Hände spürte, erfaßte sie wieder ihre ursprüngliche Empörung. Er war da, und sie sehnte sich nicht mehr nach ihm, sie wollte ihn nicht mehr, ihr ganzes Wesen war ein nachtragender und eifersüchtiger Protest, ohne daß ihr auch nur die Sprunghaftigkeit ihres Willens bewußt wurde.
»Willst du mich wohl loslassen, du Schwein! – Ich beiße!« Ein zweites Mal mußte er darauf verzichten. Aber rasend über dieses Vergnügen, das man ohne ihn gehabt, stammelte er vor Wut:
»Ich hab's ja geahnt, daß ihr euch zusammen abknutscht! – Ich hätte ihn schon lange rausschmeißen müssen ... Himmelsakrament, so eine Dirne, die sich von diesem elenden Kerl verbimsen läßt!« Und der Schwall von Unflätigkeiten ging weiter, er ließ alle abscheulichen Worte vom Stapel, sprach vom Geschlechtsakt mit einer Roheit, die sie zu ihrer Schande gleichsam wieder nackt auszog.
Starr und bleich heuchelte sie, die nun auch rasend geworden war, große Ruhe und antwortete auf jede Gemeinheit mit schroffer Stimme:
»Was schert dich denn das? – Wenn mir das Spaß macht, steht es mir denn nicht frei, zu tun, was mir beliebt?«
»Gut, aber ich werde dich rausschmeißen! Jawohl, nachher gleich, wenn wir heimkommen. Ich werde das Lise erzählen, wie ich dich angetroffen habe mit dem Hemd überm Kopf; und du kannst sonstwohin gehen, dich stoßen lassen, da dir das ja Spaß macht.« Nun schubste er sie vor sich her, brachte sie auf das Feld zurück, wo seine Frau wartete.
»Erzähl's doch Lise! – Ich haue ab, wann ich will.«
»Wann du willst? – Na, das wollen wir doch mal sehen! – Mit Fußtritten in den Arsch!«
Um den kürzesten Weg zu nehmen, ließ er sie das Ackerstück Les Cornailles überqueren, das bis dahin zwischen ihr und ihrer Schwester noch nicht aufgeteilt worden war, dieses Ackerstück, dessen Teilung er stets
Weitere Kostenlose Bücher