Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erde

Die Erde

Titel: Die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
Vom Netzwerk:
komisch!«
    Er antwortete nicht, verlangsamte seinen Schritt und sah niedergeschlagen aus.
    Und sie ging ihm nach, sie pfiff ihren Gänsen, die sie mitgenommen hatte, um einen Vorwand zu haben, hinter den Mauern stehenzubleiben und zu lauschen.
    Jean kehrte mechanisch zu der Dreschmaschine zurück, die im zu Ende gehenden Tageslicht immer noch arbeitete. Er dachte darüber nach, daß nun alles futsch sei, daß er Geierkopfs nicht wieder besuchen könne, daß man ihm Françoise niemals geben werde. War das dumm! Zehn Minuten hatten genügt; ein Streit, den er nicht gesucht hatte, ein so unseliger Schlag, gerade in dem Augenblick, da die Dinge vorankamen! Und nun niemals, niemals mehr! Hinten in der Dämmerung hallte das Rattern der Maschine lange nach wie eine weite Wehklage.
    Aber es kam zu noch einer Begegnung. Bangbüxens Gänse, die von ihr heimgebracht wurden, sahen sich an der Ecke einer Wegkreuzung Vater Saucisses Gänsen gegenüber, die allein wieder ins Dorf hinuntergingen. Die beiden Ganter an der Spitze blieben jäh stehen, wiegten sich auf einer Pfote und kehrten ihre gelben Schnäbel einander zu; und die Schnäbel jeder Herde folgten gleichzeitig dem Schnabel ihres Anführers, während sich die Körper nach derselben Seite wiegten. Einen Augenblick herrschte völlige Reglosigkeit, es war, als begegneten sich zwei bewaffnete Trupps, die einander erkennen, zwei Patrouillen, die das Losungswort wechseln. Mit runden und zufriedenen Augen setzte dann der eine Ganter geradeaus seinen Weg fort; der andere bog links ein, während jeder Trupp hinter seinem Ganter herzog und seinen Geschäften nachging mit einförmigem Watscheln.
     

Vierter Teil

Kapitel I
    Nach der Schur und dem Verkauf der Zuchttiere hatte der Schäfer Soulas im Mai die Schafe von La Borderie ins Freie gebracht, an die vierhundert Tiere, die der Alte allein hütete, zusammen mit dem kleinen Schweinehirten Auguste und seinen beiden Hunden Empereur und Massacre, zwei furchtbaren Kötern. Bis August weidete die Herde in den Brachen, im Klee und in der Luzerne oder auch noch im Ödland längs der Landstraße, und vor kaum drei Wochen, gleich nach der Ernte, hatte er sie unter den letzten brennenden Sonnenstrahlen im September auf die Stoppelfelder in Hürden getrieben.
    Das war die gräßliche Zeit, da die kahle, trostlose Beauce ihre nackten Felder ohne ein Büschel Grün ausbreitete. Die Hitze des Sommers und das völlige Fehlen von Wasser hatten die Erde ausgedörrt, die nun Risse bekam; und aller Pflanzenwuchs verschwand, es gab hier nur noch den Schmutz abgestorbener Gräser, die harte Borstigkeit der Stoppelfelder, deren Vierecke die verwüstete und düstere Leere der Ebene bis ins Unendliche erweiterten, als sei eine Feuersbrunst vom einen Ende des Horizonts zum anderen dahingezogen. Und es schien, als habe sie einen gelblichen Widerschein dicht über dem Boden hinterlassen, ein fragwürdiges Licht, ein fahles Gewitterleuchten: alles wirkte gelb, ein entsetzlich trauriges Gelb, die versengte Erde, die Stoppeln der abgemähten Halme, die von den Wagenrädern zerbeulten und zerschundenen Landwege. Beim geringsten Windstoß stoben große Staubwolken auf und bedeckten die Böschungen und Hecken mit ihrer Asche. Und der blaue Himmel, die strahlende Sonne machten diese Trostlosigkeit nur noch trauriger.
    Gerade an jenem Tage wehte ein starker Wind, warme und jähe Böen, die galoppierende, dicke Wolken heranführten; und wenn die Sonne hervorkam, biß sie wie rotglühendes Eisen, verbrannte sie die Haut. Seit dem Vormittag wartete Soulas auf Wasser für sich und seine Tiere, das vom Gehöft gebracht werden mußte, denn das Stoppelfeld, auf dem er sich befand, lag im Norden von Rognes, weit weg von jedem Tümpel. In der Hürde, hinter den transportablen Gattern, die festgehalten wurden von in die Erde gesteckten Pferchhölzern, atmeten die hingesielten Schafe kurz und mühsam, während die beiden Hunde, die sich draußen langgelegt hatten, ebenfalls mit heraushängender Zunge keuchten. Um ein bißchen Schatten zu haben, hatte sich der Schäfer mit dem Rücken gegen den zweirädrigen Hirtenkarren gesetzt, den er bei jeder Verlegung der Hürde weiterschob, ein enges Nest, das ihm als Bett, Schrank und Speisekammer diente. Aber gegen Mittag prallte die Sonne senkrecht nieder, und er stand auf und schaute in die Ferne, ob Auguste vom Gehöft zurückkäme, wo er ihn hingeschickt hatte, um nachzusehen, warum man das Faß nicht brachte.
    Endlich tauchte

Weitere Kostenlose Bücher