Die Erde
verprügeln.
»Himmelsakrament, diese Weiber. Ich schmeiß euch eure Kasserollen in die Schnauze! – Brot muß schließlich verdient werden, aber ihr verpraßt das ganze Haus und verfreßt alles mit Fremden!«
Françoise, die sich bereits wieder wie ein Schmutzfink angezogen hatte, weil sie fürchtete, Flecken auf ihr Kleid zu bekommen, mußte ihm folgen. Sie nahm einen Dreschflegel mit einem langen Griff und einem Klöppel aus Hartriegelholz, die durch Lederriemen miteinander verbunden waren. Das war ihr Dreschflegel, der poliert war vom Zupacken und mit einem Bindfaden umschnürt, damit er nicht wegrutschte. Mit beiden Händen packte sie ihn, ließ ihn hochfliegen bis über den Kopf und auf die Garbe niedersausen, daß der Klöppel in seiner ganzen Länge mit einem derben Hieb dreinschlug. Und sie hörte nicht auf, hob ihn von neuem sehr hoch, daß er zusammenklappte wie ein Scharnier, schlug ihn nieder in der mechanischen und rhythmischen Bewegung eines Schmieds, während Geierkopf ihr gegenüber im Gegentakt dasselbe tat. Bald erhitzten sie sich, der Rhythmus wurde schneller; man sah nur noch diese fliegenden Holzstücke, die jedes Mal abprallten und hinter beider Nacken wirbelten, unausgesetzt auffliegend wie Vögel, denen die Beine zusammengebunden sind.
Nach zehn Minuten stieß Geierkopf einen leichten Schrei aus. Die Dreschflegel hielten inne, und er wendete die Garbe. Dann legten die Dreschflegel wieder los. Nach wiederum zehn Minuten befahl er erneut Halt, er machte die Garbe auf. Bis zu sechsmal mußte die Garbe so die Klöppel über sich ergehen lassen, bevor sich alle Körner aus den Ähren gelöst hatten und Geierkopf das Stroh binden konnte. Eine Garbe folgte auf die andere. Zwei Stunden lang vernahm man im Hause nur das regelmäßige Klappen der Dreschflegel, das von dem fernen, lang anhaltenden Rattern der Dampfdreschmaschine übertönt wurde.
Françoise war nun das Blut in die Wangen gestiegen, sie hatte geschwollene Handgelenke, und die ganze Haut brannte ihr und strömte rings um sie gleichsam eine Flammenwelle aus, die sichtbar in der Luft zitterte. Sie atmete stark, mit offenem Munde. Strohhalme hingen in den flatternden Strähnen ihres Haares. Und nach jedem Hieb, wenn sie den Flegel wieder hob, spannte ihr rechtes Knie ihren Rock, Hüfte und Busen schwollen an, brachten den Stoff schier zum Bersten, eine ganze Linie zeichnete sich ab, die Nacktheit ihres kräftigen Mädchenleibes. Ein Knopf vom Mieder riß ab; Geierkopf sah das weiße Fleisch unter der sonnenverbrannten Linie am Halse, schwellendes Fleisch, das die Drehbewegung der Arme ständig hervorspringen ließ im kraftvollen Spiel der Schultermuskeln. Er schien sich noch mehr dabei zu erregen, wie beim Gegenstoßen eines tüchtigen Weibes, das wacker beim Werken ist; und die Klöppel sausten immer noch nieder, das Korn sprang heraus, prasselte wie Hagel herab unter dem keuchenden Klappen des dreschenden Paares.
Um drei Viertel sieben, als der Tag zur Neige ging, stellten sich Fouan und die Delhommes ein.
»Wir müssen das fertigmachen«, schrie ihnen Geierkopf zu, ohne innezuhalten. »Frei weg, Françoise!«
Sie ließ nicht nach, schlug härter drein, mitgerissen von der Arbeit und vom Lärm. Und so traf Jean die beiden an, der die Erlaubnis erhalten hatte, außerhalb des Gehöftes zu Abend zu essen, und nun auch ankam. Er empfand dabei eine jähe Eifersucht, er sah sie an, als überrasche er sie zusammen, wie sie sich in dieser heißen Verrichtung paarten, einig, einander gerade an der richtigen Stelle zu stoßen, beide in Schweiß gebadet, so erhitzt, so aufgelöst, daß man eher gedacht hätte, sie seien im Begriff, ein Kind zu pflanzen, als Korn zu dreschen. Vielleicht hatte Françoise, die so mit ganzem Herzen bei der Sache war, dasselbe Gefühl, denn sie hielt plötzlich verlegen inne.
Geierkopf, der sich daraufhin umgedreht hatte, verharrte einen Augenblick reglos vor Überraschung und Zorn.
»Was willst du denn bloß hier?«
Aber gerade ging Lise dem alten Fouan und Delhommes entgegen. Sie kam mit ihnen näher und rief in ihrer lustigen Art:
»Ja richtig, das habe ich dir ja gar nicht erzählt ... Ich habe ihn heute früh gesehen und ihn für heute abend zum Essen eingeladen.«
Das flammende Gesicht ihres Mannes wurde so furchtbar, daß sie gleichsam entschuldigend hinzufügte:
»Mir ist so, Vater Fouan, als ob er Euch ein Anliegen vortragen will.«
»Was für ein Anliegen?« fragte der Alte.
Jean wurde rot, und
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