Die Erde
der kleine Schweinehirt wieder auf und schrie:
»Sie kommen gleich, sie hatten heute früh keine Pferde.«
»Und du dummer Kerl, du hast nicht einen Liter Wasser für uns mitgebracht?«
»Nein, daran habe ich nicht gedacht ... Ich, ich habe ja getrunken.«
Soulas wollte ihm mit geballter Faust eine runterhauen, aber der Bengel wich durch einen Sprung aus. Der Alte fluchte, er entschloß sich jedoch trotz des Durstes, der ihn würgte, zu essen, ohne zu trinken. Mißtrauisch hatte Auguste auf sein Geheiß acht Tage altes Brot, alte Nüsse, einen trockenen Käse aus dem Wagen geholt; und die zwei begannen, ihr Mittagsmahl zu halten, belauert von den Hunden, die sich vor ihnen hingesetzt hatten und von Zeit zu Zeit nach einer Kruste schnappten, die so hart war, daß sie zwischen ihren Kiefern krachte wie ein Knochen. Trotz seiner siebzig Jahre schaffte es der Schäfer mit seinem Zahnfleisch ebenso schnell wie der Kleine mit seinen Zähnen. Er war immer noch gerade, widerstandsfähig und knorrig wie ein Schlehdornstab, mit seinem noch hohler gewordenen Gesicht, das unter der Wirrnis seiner ausgeblichenen erdfarbenen Haare einem Baumstumpf glich. Und der Schweinehirt bekam trotzdem seine Backpfeife, eine Maulschelle, bei der er in den Hirtenkarren rollte, in dem Augenblick nämlich, da er kein Mißtrauen mehr hegte und den Rest des Brotes und des Käses darin einschloß.
»Da! Verdammte Schlafmütze, trink das auch noch inzwischen!«
Bis zwei Uhr zeigte sich nichts. Die Hitze hatte zugenommen und war unerträglich in der großen Windstille, die auf einmal entstand. Dann wirbelte der Wind von der wieder zu Staub gewordenen Erde dünne Wolken auf, einen die Sicht raubenden, erstickenden Rauch, der die Folter des Durstes verschlimmerte.
Der Schäfer, der sich mit stoischer Gelassenheit ohne eine Klage geduldete, gab schließlich ein zufriedenes Grunzen von sich.
»Himmelsakrament! Zu zeitig ist das nicht!«
Tatsächlich waren soeben zwei kaum faustgroße Wagen am Horizont auf der Ebene aufgetaucht; im ersten Wagen, den Jean führte, hatte Soulas deutlich die Wassertonne erkannt, während der zweite, den Tron führte, mit Säcken Getreide beladen war, die er zu einer Mühle fuhr, deren hohes Holzgerippe man in fünfhundert Meter Entfernung sah. Der zweite Wagen blieb auf der Landstraße stehen, weil Tron den anderen Wagen quer über die Stoppelfelder bis zur Hürde begleitet hatte, unter dem Vorwand, ein bißchen behilflich zu sein, in Wirklichkeit aber wollte er bloß eine Weile bummeln und schwatzen.
»Man will uns wohl alle hier vor Durst verrecken lassen?« schrie der Schäfer.
Und die Schafe, die auch das Faß gewittert hatten, waren in wilder Hast aufgesprungen, erdrückten sich schier an den Gattern, steckten den Kopf vor und blökten kläglich.
»Geduld«, antwortete Jean, »das langt für euch zum Besaufen.«
Sofort wurde ein Trog aufgestellt und mittels einer hölzernen Rinne gefüllt; und da diese unten ein wenig leck war, kauerten dort die Hunde und fingen das herauslaufende Wasser mit der Zunge noch in der Luft auf, während der Schäfer und der kleine Schweinehirt gierig aus der Rinne tranken, ohne zu warten. Die ganze Herde zog vorüber; man vernahm nur noch das Rieseln dieses wohltätigen Wassers und das Glucksen der schluckenden Gurgeln; alle waren glücklich, sich zu bespritzen, sich pitschnaß zu machen, Mensch und Tier.
»Nun«, sagte danach Soulas, wieder aufgemuntert, »wenn ihr so gut sein wollt, mir ein bißchen zur Hand zu gehen, um die Hürde ein Stück weiterzurücken.«
Jean und Tron willigten ein. Die Hürde zog auf den großen Stoppelfeldern umher, blieb kaum länger als zwei oder drei Tage an derselben Stelle, gerade nur die Zeit, die man den Schafen ließ, das Unkraut abzuscheren; und dieses Verfahren hatte außerdem den Vorteil, daß die Äcker Stück um Stück gedüngt wurden. Während der Alte mit Hilfe seiner Hunde auf die Herde aufpaßte, rissen die beiden Männer und der kleine Schweinehirt die Pferchhölzer heraus, schafften die Gatter etwa fünfzig Meter weiter und befestigten sie dort von neuem auf einem geräumigen Viereck, in das sich die Tiere von selber flüchteten, bevor es völlig geschlossen, wurde.
Soulas schob trotz seines hohen Alters bereits seinen zweirädrigen Hirtenkarren heran, brachte ihn wieder in die Nähe der Hürde, Auf Jean deutend, fragte er dann:
»Was hat er denn? Man möchte meinen, er trägt den lieben Gott zu Grabe.« Und da der Knecht traurig
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