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Die Erde

Die Erde

Titel: Die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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Augen. Im letzten Augenblick hatte Lise erklärt, ihr versagten die Beine, sie würde niemals die Kraft aufbringen, der Leiche ihrer armen Schwester das Geleit zu geben. Sie war also allein im Hause geblieben, während die Große, Fanny, die Frimat, die Bécu und andere Nachbarinnen dem Sarg folgten. Und bei der Rückkehr vom Friedhof wohnten all diese Leute, die eigens deshalb auf dem Platz vor der Kirche verweilten, schließlich dem Auftritt bei, den man seit dem Vortage vorausgesehen und erwartet hatte.
    Bis dahin hatten die beiden Männer, Jean und Geierkopf, in der Furcht, daß es über Françoises kaum erkaltetem Leichnam hinweg zu einer Schlägerei komme, vermieden, einander anzusehen. Nun gingen sie beide in demselben entschlossenen Schritt auf das Haus zu; und sie musterten einander scharf von der Seite. Man würde ja sehen. Auf den ersten Blick begriff Jean, warum Lise nicht im Leichenzug mitgegangen war. Sie hatte allein bleiben wollen, um zumindest schon mit dem Gröbsten umzuziehen. Eine Stunde hatte ihr dazu genügt, wobei sie die Bündel über die Mauer der Frimat warf und das, was hätte zerbrechen können, mit der Schubkarre herumbrachte. Mit einem Klaps hatte sie zum Schluß Laure und Jules wieder in den Hof geschoben, die sich bereits prügelten, während Vater Fouan, den sie ebenfalls hergetrieben hatte, auf der Bank schnaufte. Das Haus war zurückerobert.
    »Wo gehst du hin?« fragte Geierkopf jäh und hielt Jean vor der Tür auf.
    »Ich geh zu mir nach Hause.«
    »Zu dir nach Hause! Wo ist denn das, dein Zuhause? – Hier jedenfalls nicht. Hier sind wir zu Hause.«
    Lise war herbeigeeilt; und die Fäuste in die Hüften gestemmt, brüllte sie, war heftiger und beleidigender als ihr Mann.
    »He? Was? Was will er denn, dieser verseuchte Kerl? – Lange genug hat er meine arme Schwester vergiftet, was bewiesen ist, denn ohne das wäre sie nicht an ihrem Unfall gestorben, und sie hat ihren Willen gezeigt, indem sie ihm nichts von ihrem Besitz vermacht hat ... Hau doch zu, Geierkopf! Daß er mir nicht reinkommt, er würde uns die Krankheit reinschleppen!«
    Jean, dem bei diesem derben Angriff die Luft wegblieb, versuchte noch, Vernunftgründe geltend zu machen.
    »Ich weiß, daß das Haus und die Erde an euch zurückfallen. Aber mir steht die Hälfte von den Möbeln und vom Vieh zu ...«
    »Die Hälfte, du hast aber eine schöne Portion Unverschämtheit!« unterbrach ihn Lise. »Dreckiger Zuhälter, du würdest dich erdreisten, die Hälfte von irgend etwas zu nehmen, du, der du nicht einmal deine Lauseharke mit hergebracht hast und der du hier eingezogen bist nur mit dem Hemd, auf dem Arsch. Die Frauen müssen dir also was einbringen, ein schönes Schweinegewerbe!«
    Geierkopf unterstützte sie, und mit einer Handbewegung, die die Schwelle leerfegte, sagte er:
    »Sie hat recht, scher dich weg! – Du hattest deine Jacke und deine Hose, hau ab damit, die werden wir nicht zurückbehalten.«
    Die Familie, die Frauen vor allem, Fanny und die Große, die in etwa dreißig Meter Entfernung stehengeblieben waren, schienen das durch ihr Schweigen gutzuheißen.
    Da wurde Jean böse, der unter der Beleidigung bleich wurde und ins Herz getroffen war von diesem Vorwurf gräßlicher Berechnung, und er schrie ebenso laut wie die anderen:
    »Ach! So verhält es sich, ihr wollt Krach ... Na schön! Es soll welchen geben. Zunächst einmal gehe ich wieder hinein, ich bin hier zu Hause, solange die Teilung nicht erfolgt ist. Und dann werd ich Herrn Baillehache holen, der alles versiegeln und mir einen Wächter bestellen wird ... Ich bin hier zu Hause, ihr habt Leine zu ziehen!«
    Er war so furchtbar, als er vortrat, daß Lise die Tür freigab. Aber Geierkopf hatte sich auf ihn gestürzt, ein Ringen entspann sich, die beiden Männer rollten mitten in die Küche. Und der Zank wurde drinnen fortgesetzt, um herauszubekommen, wer rausgeschmissen würde, der Ehemann oder die Schwester oder der Schwager.
    »Zeigt mir das Papier, das euch hier zu Herren im Hause macht.«
    »Mit Papier wischt man sich den Arsch! Es genügt, daß wir das Recht haben.«
    »Also dann kommt mit dem Gerichtsvollzieher, bringt die Gendarmen her, so wie wir es gemacht haben.«
    »Auf den Gerichtsvollzieher und auf die Gendarmen, auf die scheißen wir! Nur die Lumpen brauchen sie. Wenn man ehrbar ist, rechnet man selber miteinander ab.«
    Jean hatte sich hinter dem Tisch verschanzt, weil ihn das wütende Verlangen überkam, der Stärkere zu sein, und

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