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Die Erdfresserin

Die Erdfresserin

Titel: Die Erdfresserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julya Rabinowich
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leintuchbezogene Leere zwischen uns und zerstört die weiße Wüstenlandschaft, unter der ich mich geschmeidig hervorziehe, die Beine anwinkle, langsam, und die Füße vorsichtig aufs grüne Linoleum setze, setze zehn rote Punkte auf streifiges Grün ins Licht der runden Leolampe.
    Ich schleiche ins Bad, schiebe mein Gesicht auf der Spiegelfläche zur Seite, ich will mich jetzt nicht sehen, weder mich noch Leo will ich sehen. Schütte kaltes Wasser über den Nacken, hole mir eine Kopfschmerztablette aus dem Schminktäschchen, das schon seinen fixen Platz im Regal bezogen und Leos Rasierwässerchen verdrängt hat, die er nicht mehr verwendet. Schließe die Kästchentür. Hänge den ganzen Kopf ins Becken und drehe den Hahn auf. Meine Haare beginnen sich in der Feuchtigkeit zu kräuseln wie Schlangen, mein Gesicht erscheint hinterhältig im Halbdunkel wie das der Gorgo in Perseus’ Schild, ich ducke mich unter meinem Blick geschickt hinweg und bin in Sicherheit.
    Auf dem Balkon, der in den Hinterhof geht, ist es heiß und still, die Vögel beginnen sich zu regen. Leos Aschenbecher am Rand des Gitters, voll mit Asche, ich nehme ihn und schütte ihn aus in den Hof hinunter, leichter Wind kommt auf und verbläst die Asche seitwärts zum Nachbarbalkon. Ich sehe hinauf, es ist diesig, man kann keine Sterne erkennen, keinen Sand unter mir, keine Tiere. Ich stehe im Stillen und warte und erkenne, dass ich auf Leos Atem lausche, und als ich nichts hören kann, ergreift mich eine unbeschreibliche Unruhe, und ich werfe den Aschenbecher absichtlich hinunter auf den Boden, damit er scheppert und Lärm macht, und höre immer noch nichts und warte ein wenig und schleiche zurück in das Stickige hinein und lege mein Ohr auf seine nasse Brust und spüre sie in Bewegung und bin wieder gelöst.
    *
    »Willst du einen Kaffee, Leo?«, flöte ich aus der Küche, während meine Finger die Schublade vor mir durchwühlen, die Hände zittern, und ich muss mich darauf konzentrieren, dass meine Bewegungen nicht zu fahrig werden, sonst hört er mich klimpern.
    »Wir haben doch gerade«, hebt er an, er ist irgendwo in der Wohnung, im Halbdunkel, unsichtbar irgendwo in der Wohnung liegend. Oder sitzend, denn ich höre seine schwerfälligen Schritte nicht, und ich muss wenigstens seine Stimme hören, um zu wissen, wie weit weg er sich von mir befindet.
    Seine Stimme ist leise, ich kann sie nicht orten, ist er nun im Schlafzimmer oder im Bad.
    »Ich habe einen aufgestellt«, rufe ich, in der Schublade sind nur unzählige Schachteln seiner Medikamente, halb daraus hervorquellende, falsch zusammengelegte Beipackzettel, leere Kapselhüllen, bunt verpackte Kondome, ein Päckchen Zigaretten.
    Ich schließe die Lade vorsichtig und nehme mir seinen Mantel vor, der über einem Stuhl neben dem Küchentisch hängt. Säuberlich die Schulterpolster auf der Lehne plaziert, nicht so hingeworfen wie meiner, schwarze Falten von weichem Stoff, unter denen ein brauner Schuh hervorragt, der Pfennigabsatz ist abgetreten. Ich sollte zum Schuster. Ich sollte zum Arzt. Seit Tagen quälen mich brennende Schmerzen im Unterleib, die ich mit sanftem Druck meiner Hände wieder in mich zurücktreiben will, in mich hinein und dann ganz weg. Endlich höre ich ihn, entspannt und schläfrig, er habe sich schon hingelegt.
    »Ich bin müde. So müde.«
    »Ich komm gleich«, lüge ich freudig, ich habe viel mehr Zeit, als ich dachte, sehr viel mehr Zeit. Meine manikürte Hand verschwindet in seinen weiten, tiefen Manteltaschen, ich gleite in sein Geheimnis hinein, das ich unbedingt lüften möchte, und wühle in ihm herum, wie er gerne in mir wühlen würde, wenn er noch könnte, geschmeidig, brutal und ungeduldig. Ich ertaste ein Feuerzeug, ein Papiertaschentuch, mehrere Stücke aus hartem Papier. Ich ziehe sie hervor und werfe sie anschließend enttäuscht wieder zurück. Zwei Fahrscheine. Kleingeld. Die andere Tasche ist leer.
    Ich nehme einen Schluck kalten Kaffee aus seiner Schale, die noch auf der Küchenzeile steht, ein kleiner Rest dunkler Pfütze, abgesetzt am Boden. Wenn ich Glück habe, ist er schon eingeschlafen. Die Federn im Bett quietschen, er wälzt sich von einer Seite auf die andere, ich bin ganz angespannte Bogensehne, Raubtier, das noch auf der Lauer liegt, bereit, zum günstigen Zeitpunkt aus seinem Versteck hervorzubrechen und zu kämpfen. Wenn er sein Handy in der Hosentasche verborgen hat, muss ich bis zum Einbruch der Nacht warten, warten auf den Ruck, mit dem

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