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Die Erfinder Des Todes

Die Erfinder Des Todes

Titel: Die Erfinder Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Salvador Berrocal An: Dr. Fiona Cameron Betrifft: Beratung in Toledo
    Liebe Frau Dr. Cameron,
    endlich ist es mir gelungen, an die Einzelheiten heranzukommen, die wir brauchten, um Fortschritte zu machen. Und so haben wir nun, wie wir glauben, einen brauchbaren Verdächtigen. Sein Name ist Miguel José Delgado. Er ist Jung-geselle und 29 Jahre alt. Bis vor zwei Monaten war er Besitzer eines kleinen Gemischtwarenladens. Er verkaufte hauptsächlich Lebensmittel an Einheimische. Das Geschäft stand kurz vor der Pleite. Delgado sah die Ursache dafür in der Tatsache, dass die Bewohner des Stadtkerns in die Vororte abgedrängt werden.
    Er wohnte in einer kleinen Wohnung hinter dem Laden. Die Besitzer des Hauses wollten an eine amerikanische Hotelkette verkaufen. Der Widerstand dagegen wurde von Delgado angeführt. Nach der Aussage der Einheimischen sprach er mit großer Vehemenz gegen das geplante Bauvorhaben. Er behauptete, der Tourismus sei ein Krebsgeschwür, das das echte Leben in Toledo auffresse. Interessanterweise sagte einer der Zeugen, er habe oft geäußert, er würde sich nicht »bücken, um sich von den Amerikanern in den Arsch ficken zu lassen«.

    Dann fand der Vermieter vor zwei Monaten heraus, dass Delgado vorhatte, wegzufahren und über Nacht wegzubleiben.
    Als Delgado zurückkam, war sein Geschäft mit Brettern vernagelt, und er konnte nicht in seine Wohnung. Der Vermieter hatte alles, was ihm gehörte, inklusive des Warenbestands des Geschäfts, in eine neue Wohnung etwa drei Meilen südlich von der Stadt bringen lassen. Man gab Delgado die Schlüssel zu seiner neuen Wohnung und »eine große Summe in bar« und sagte ihm, er könne sein Geschäft nicht mehr in seinem Haus betreiben. Delgado war bei seinen Nachbarn oder den Kunden nicht sehr beliebt, und das war wahrscheinlich der Hauptgrund, warum sein Geschäft nicht gut ging. Er wird als »manchmal mürrisch und nicht hilfsbereit« beschrieben, obwohl manche sagen, er habe recht charmant sein können, wenn er wollte, besonders wenn es um sein Lieblingsthema, Toledos Geschichte, ging. Er lebte allein und hatte, soweit wir feststellen konnten, keine Freundin. Sie sehen also, er passt gut zu dem Täterprofil, kann aber auch dem geografischen und ebenso dem psychologischen Profil zugeordnet werden.
    Wir haben nur ein Problem. Wir sehen uns nicht in der Lage herauszufinden, wo Delgado wohnt. Er ist nie in der Nähe seiner neuen Wohnung gesehen worden. Und zwei Wochen, nachdem er einziehen sollte, riefen die Nachbarn den Vermieter wegen des schlechten Geruchs an. Als die Leute, die der Vermieter geschickt hatte, aufschlossen, entdeckten sie, dass alle verderb-lichen Waren aus dem Laden schlecht geworden waren.
    Das einzig Gute ist, dass der Killer, obwohl wir ihn noch nicht aufspüren konnten, kein neues Opfer angegriffen hat.
    Noch einmal möchte ich mich bei Ihnen für Ihre Hilfe bedanken.
    Ohne Sie hätten wir immer noch keine Ahnung, nach wem wir suchen sollen. Ich werde Sie über den weiteren Verlauf der Ermittlungen auf dem Laufenden halten.
    Mit den besten Wünschen
    Salvador Berrocal.

    Fiona war am Ende der Nachricht angekommen und lächelte. Es sah so aus, als sei wenigstens einer der Ermittler auf dem richtigen Weg. Sie war nervös gewesen und hatte befürchtet, dass Berrocal ihr mit seiner nächsten Nachricht über die Ermordung eines weiteren Ausländers berichten würde. Aber aus irgendeinem Grund hatte Delgado – wenn er denn tatsächlich der Mörder war – eine Weile ausgesetzt.
    Entweder war es so, oder man hatte einfach die Leiche noch nicht gefunden.
    Aber wie auch immer – sie konnte nichts daran ändern. Fiona schaltete den Computer ab und ging hinunter. Als sie an der letzten Windung der Treppe ankam, sah sie Kit, der in der Tür zu seinem Büro stand und mit besorgter Miene ein Blatt Papier in der Hand hielt.
    »Was ist denn los?«, fragte sie.
    Mit großen, angstvollen Augen blickte er auf. Als er sprach, war seine Stimme ungewöhnlich leise. »Ich habe eine Morddrohung bekommen.«
    Die Wahl von Stunde und Tag wird meine Sache sein. Ich hoffe, du wirst keinen ruhigen Schlaf mehr finden, den du auch nicht verdienst. Ich werde mich über dein Begräbnis freuen. Aus deiner Asche werde ich wie ein Phönix auferstehen.«

Kapitel 17
    Kit hielt Fiona das Blatt Papier entgegen. Vorsichtig fasste sie es an der linken oberen Ecke. Es war ein einzelnes DIN-A4-Blatt, zweimal gefaltet, damit es

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