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Die Erfinder Des Todes

Die Erfinder Des Todes

Titel: Die Erfinder Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Tapete mit einer dünnen Schicht farblosem Bootslack überstrichen, so dass man eventuelle Spritzer oder Schmierspuren schnell und spurlos abwischen konnte. Dies war praktisch und schnell getan.
    Der Boden war einfach gewesen. Von einem Lager mit Abriss-material hatte er die alten Parkettstreifen gekauft. Ahorn, hatte der Mann ihm gesagt. Von den Büros einer alten Wollspinnerei in der Gegend von Exeter. Er hatte ein paar Abende gebraucht, um sie zu verlegen und eine möglichst große Übereinstimmung mit dem Boden zu Wege zu bringen, an den er sich erinnerte.
    Aber es war eine eher langweilige Arbeit gewesen, keine, die ihn forderte. Die Lampe hatte er in einem Trödelladen draußen an der Taunton Road erstanden. Es war das erste Stück, das er gekauft hatte. Ja, die Lampe hatte ihn tatsächlich erst auf den Gedanken an dieses magische Zimmer gebracht. Sie hätte das Original sein können, so genau stimmten die drei Milchglasschalen mit seiner Erinnerung überein. Als er sie in dem schmuddeligen Laden voller Verwunderung betrachtete, kam ihm der Gedanke, das Zimmer wieder zum Leben zu erwecken und es genauso herzurichten, wie es gewesen war, und daraus einen Tempel für die dunklen Wünsche zu machen, die es in ihm geweckt hatte.
    Die Einrichtung war einfach. Ein schlichter Tisch aus Kiefer, ob-wohl die Macken auf der Tischplatte anders waren als die in seiner Erinnerung. Vier Kiefernstühle mit runden Lehnen, die oben von den vielen Händen abgegriffen waren, die sie herausgezogen und wieder an ihren Platz geschoben hatten. Auf einem kleinen, mit grünem Billardtuch bezogenen Kartentisch lagen seine Arbeitswerkzeuge aufgereiht, deren blanker Stahl im Lampenlicht glänzte. Chirurgische Seziermesser, ein Metzger-beil, eine kleine Hand-säge und ein geölter Wetzstein, denn alle mussten immer rasiermesserscharf sein. Unter dem Tisch standen ein Stoß flacher Behälter aus Styropor für Fleisch in verschiedenen Größen und eine extra-große Rolle Frischhaltefolie.
    Das Töten wurde natürlich an einem anderen Ort besorgt. Es war egal, wo. Das spielte für die Bedeutung des Rituals keine Rolle. Die Methode war immer dieselbe. Erdrosseln durch Ligatur war der Fachausdruck, das wusste er. Es war zuverlässiger als die Hände, die rutschen und auf der vom Angstschweiß glatten Haut abgleiten konnten. Ausschlaggebend für die Wahl dieses Vorgehens war, dass es dem Körper einen weniger tief greifenden Schaden zufügte. Stich- oder Schusswunden verursachten solch verheerenden Schaden und zerstörten die Perfektion, die er sich wünschte.
    Dann kam die Waschung. Selbst nackt wie sein Opfer, ließ er die von den Kleidern befreite Leiche ins warme Wasser gleiten und öffnete die Venen, um so viel Blut wie möglich heraussickern zu lassen, weil er die hässlichen blauen Flecken vermeiden wollte, die das Aussehen der Opfergabe verdorben hätten. Dann leerte er die Wanne und füllte sie erneut. Der Körper wurde sorgfältig mit unparfümierter Seife gereinigt, die Nägel gebürstet, die Ausscheidungen nach dem plötzlichen Tod weggewaschen, der Körper von jeder Verunreinigung befreit.
    Endlich konnte er sich an seine Aufgabe machen. Wenn er den Prozess begonnen hatte, konnte er sich keine Zeitverschwendung mehr leisten. Die Leichenstarre setzte innerhalb von fünf bis sechs Stunden ein, machte seine Arbeit schwieriger, und zugleich konnte er dann nicht mehr so präzise vorgehen. Die Leiche lag blass wie eine Statue auf dem Tisch und war seine Votivgabe an die merkwürdigen Götter der Obsession, die, so hatte er vor vielen Jahren gelernt, besänftigt werden mussten.
    Zuerst der Kopf. Er durchschnitt die Sehnen und komplexen Strukturen an Kehle und Hals mit einer Klinge, die so fein war, dass sie nur eine bleistiftdünne Spur hinterließ, als er das Messer herausnahm und es mit dem Beil vertauschte, um den Schädel vom ersten Wirbel zu trennen. Er legte den Kopf zur Seite, bis er sich später damit beschäftigen konnte. Dann machte er einen Y-förmigen Einschnitt wie ein Pathologe. Er zog die Oberhaut zurück und drehte den Körper vorsichtig um, so dass er die Haut vom Hals bis zu den Zehen abziehen konnte. Er entfernte die Haut wie einen Taucheranzug, bis er einen Körper vor sich hatte, der einer anatomischen Abbildung glich. Die leere Haut kam in einen Eimer zu seinen Füßen.
    Dann versenkte er die Hände in der noch warmen Bauchhöhle, hob behutsam die Eingeweide und inneren Organe heraus, die er abschnitt und auf einen

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