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Die Erfindung des Jazz im Donbass

Die Erfindung des Jazz im Donbass

Titel: Die Erfindung des Jazz im Donbass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serhij Zhadan
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ohne mit dem Küssen aufzuhören mühelos abstreifte, eine unmerkliche Bewegung und es blieb am linken Fuß hängen, dann glitt ihre Hand nach unten, schnell kam sie mit meiner Jeans zurande und setzte sich auf mich, wobei ihre Oberschenkel mich fest umklammerten. Ab und zu beugte sie sich zu meinem Gesicht hinunter, küsste mich hingebungsvoll und atemlos, dann richtete sie sich wieder auf, die Haare fielen ihr über die Schulter, in der Dunkelheit leuchteten ihr Gesicht und ihr Hals, und die Handflächen stützte sie fest auf meine Brust. Es war, als ob sie sich abstoßen würde, ohne genügend Kraft zu haben, um von mir abzuspringen, sie wiegte sich, ihr grauer Mantel breitete sich wie ein Segel aus, und die Ringe an ihren Fingern verhakten sich in die Knöpfe meiner Jacke. Ihre Küsse rochen nach starkem Tee und Alkohol, ihre Kleidung fühlte sich steif an, ihre Haut sanft, sie hatte spitze Zähne und ihre Nägel waren wie blutige Krallen, sie krochen mir unter die Kleider und hinterließen auf meinem Rücken lange und schmerzhafte Striemen, die im Dunkel wie Stromleitungen leuchteten. Als sie kam, schrie sie immer wieder laut auf, schaute mir erstaunt in die Augen, ihr Schaukeln wurde scharf und schmerzhaft, ich spürte, dass sie mich nicht mehr sah, nicht erkannte, sie bewegte sich wie eine Schlafwandlerin, und ich bewegte mich mit ihr, blieb für keinen Augenblick zurück, war die ganze Zeit an ihrer Seite, wir hatten diesen Weg gemeinsam begonnen, und gemeinsam beendeten wir ihn auch.
    *
    Als sie gekommen war und sich erschöpft neben mich legte, streichelte ich lange ihr Haar und wusste nicht, was ich sagen sollte, vielmehr – was sie hören wollte. Auf einmal schlief sie einfach ein, atmete warm in meine Schulter, aber sobald meine Finger leicht und unmerklich ihre Wange berührten, zuckte sie plötzlich zusammen, wachte auf, setzte sich erschrocken im Bett auf und schaute mich an, vielleicht versuchte sie sich zu erinnern, vielleicht erkannte sie mich. Sprang hastig von der Couch und rannte zur Tür. Das Höschen baumelte an ihrem Fuß, aber das schien sie nicht zu bemerken.
    – Tamara, – ich stand auf und folgte ihr.
    Sie lief durchs Wohnzimmer und verschwand im Bad. Ich wollte ihr nach, aber die Tür war von innen verriegelt. Ich lauschte. Sie ließ das Wasser laufen, setzte sich auf den Boden, lehnte sich an die Tür und weinte leise.
    – Tamara, – rief ich. – Mach auf.
    Als Antwort weinte sie nur. Das Geräusch des Wassers sollte wohl ihr Weinen übertönen, dennoch konnte ich es sehr gut hören und versuchte sie irgendwie herauszulocken.
    – Hey, – sagte ich in den Türspalt. – Hör mal. Was ist los? Sag’s mir. Hab ich dich gekränkt?
    Sie weigerte sich immer noch zu antworten, also begann ich an die Tür zu trommeln, ich wollte sie nicht allein lassen. Eine Frau in diesem Zustand im Bad allein zu lassen wäre nicht klug und nicht weitsichtig gewesen, und weil ich sicher war, dass ich alles richtig machte, trommelte ich weiter an die Tür. Auf einmal drehte sie den Hahn zu.
    – Hermann, – sagte sie fest, aber ohne die Tür zu öffnen, – alles in Ordnung. Geh schlafen. Ich komme gleich.
    – Okay, – antwortete ich, setzte mich auf den Boden und wartete.
    Sie ließ wieder Wasser laufen, räumte lange etwas hin und her, klimperte mit irgendwelchen Dingen, schließlich stellte sie das Wasser ab, machte vorsichtig die Tür auf, und als sie mich sah, setzte sie sich lautlos neben mich.
    – Nimm’s mir nicht übel, – sagte sie und berührte mein Knie. – Nur ein hysterischer Anfall.
    – Alles klar? – frage ich.
    – Alles klar, – sagte sie, – alles klar. Nimm es mir nicht übel.
    – Komm, lass uns schlafen, – schlug ich vor.
    – Gleich, – willigte sie ein, holte Zigaretten aus der Manteltasche und zündete eine an. – Gleich.
    Dann fing sie an mich zu küssen, und ihre Küsse schmeckten nach Tabak und Zahnpulver, die Haut war bitter von Tränen und das Haar nass wie ein Fischernetz.
    – Ich wollte es dir nicht erzählen, – sagte sie. – Wenn ich es dir sage, wirst du bestimmt gehen.
    – Was ist passiert?
    – Gehst du? – fragte sie zurück.
    – Keine Angst, ich gehe nicht, – beruhigte ich sie.
    – Du wirst gehen, ich weiß es. – Sie glaubte mir nicht. – Aber egal – ich sag’s dir.
    – Was ist denn passiert?
    – Eure Buchhalterin hat Probleme.
    – Olga?
    – Ja.
    – Woher weißt du das?
    – Schura hat angerufen und gebeten, es dir

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