Die Erfindung des Jazz im Donbass
Ich gab sie der Alten zurück und ging weiter.
– Wo kann man hier pissen? – fragte ich einen Typen, der im Gummimantel im Flur stand und Moldauischen Brandy aus der Flasche trank.
– Komm, – sagte er nur, fasste mich um die Schulter und zog mich mit.
Wir kamen zur Nachbarwohnung. Der Typ schloss die Tür auf und stieß mich hinein.
– Die Tür links, – rief er mir nach. – Aber es ist dunkel, kein Strom.
Ich tastete mich durch den Flur, stieß an etwas Warmes, und als ich im Mondlicht nachsah, erkannte ich die Musiker, die auf dem Boden schliefen. Auf der Trommel standen Flaschen, aufgeschnittenes Brot. Ich ertastete die Tür und ging hinein. Oben war ein Fenster, das offenbar zur Küche ging, von außen schien das Mondlicht gelb und schimmernd herein, erst nach und nach konnte ich einzelne Gegenstände erkennen. Es war ein Badezimmer mit Toilette. Nachdem ich mich erleichtert hatte, ging ich zur Badewanne, füllte meine Hände voll Wasser und legte mein Gesicht hinein. Die Badewanne war bis zum Rand mit kaltem Wasser gefüllt und hatte auf ihrem Grund dunkle und durchsichtige Flaschen mit alkoholischen Getränken geladen. Sie glänzten im Mondlicht wie Karpfen, die mit ihren Alkoholflossen wedelten. Plötzlich ging die Tür auf, ein fast unsichtbarer Schatten glitt herein. Eine Frau, aber ich konnte nicht erkennen, wer. Vorsichtig kam sie näher, berührte mein Gesicht und versenkte ihre Finger in mein Haar. Dann schoss ihr Kopf auf mich zu und sie küsste mich mit ihrem heißen, geschminkten Mund. Der Geschmack des Lippenstifts verstärkte nur den Weindunst ihres Atems. Sie küsste mich wild, aber mit Kalkül, übereilte nichts, zögerte aber auch nichts hinaus. Ihre Hände glitten unter meine Kleider, ihre Nägel ritzten meine Haut. Sie stieß mich auf den Rand der Badewanne, drehte sich um, hob ihr Kleid und setzte sich auf mich. Es war süß und schmerzhaft schwer in sie einzudringen, bei jeder meiner Bewegungen zuckte sie empfindlich, aber sie machte weiter, hörte nicht auf, atmete tiefer und tiefer, als befänden sich ihre Lungen irgendwo weit drinnen, dort, wohin kein Sonnenstrahl reicht und wo der Sauerstoff ausgeht. Ich berührte ihr Gesicht, spürte, wie warm sich ihre Lippen anfühlten, drückte ihr die Gurgel zu, bis sie ganz aufhörte zu atmen, aber auch das stoppte sie nicht. Und als ich ihre Hände berührte, ihre Arme nahm und sie an mich riss, ritzte ich mir plötzlich an etwas die Haut auf. Ich erriet, dass es die Ringe waren, die sie an beiden Händen trug, an fast allen Fingern, sie glänzten im gelben Licht und verletzten schmerzhaft die Haut, als ich ihre Hände drückte. Plötzlich erstarrte sie, entwand sich mir eilig, richtete ihr Kleid und glitt lautlos in den Flur. Ich wusste nicht, was tun – ihr nach oder hierbleiben. Noch hatte ich mich nicht entschieden, als sich die Tür erneut öffnete und der bewegliche Schatten wieder hereinkam. Ich wollte kein Risiko mehr eingehen, also packte ich sie und bog sie hart über die Wanne. Sie schrie leise auf, und ich hörte erstmals ihre Stimme. Sie war heiser und misstrauisch. Eilig hob ich ihr Kleid und versuchte, ihre Wäsche zu ertasten. Aber unter dem Kleid hatte sie nichts an. Diesmal war es leicht und heiß, in sie einzudringen, sie beugte sich über das kalte Wasser und betrachtete im Dustern die schwarzen und grünen Flaschenkörper, die von unseren ruckartigen Bewegungen hin und her rollten. Von der Seite sah es aus, als wasche sie ihre Haare. Oder finge mit den Händen Fische. Und ich hab sie an der Angel. Die ganze Zeit gab sie ein verwundertes, dumpfes Geräusch von sich, beugte sich immer tiefer über das Wasser, tauchte ihre Haare hinein, die nach Kiefern und Tabak rochen. Und schon auf dem Höhepunkt streckte ich die Hand aus, um ihre Haare aus dem Wasser zu holen, damit sie nicht ganz ertrank. Sie packte die Haare mit der Hand und warf sie zurück. Unsere Finger berührten sich. Und da spürte ich, dass sie an dieser Hand keine Ringe trug. Ich packte ihre andere Hand, aber auch dort keinerlei Ringe. Stattdessen befand sich an jedem Handgelenk eine Uhr. Als sie spürte, dass ich erstarrte, versuchte sie sich zu befreien, ich aber packte sie am Hals und beugte sie wieder über das Wasser, brachte es zu Ende und spürte dabei an ihrem Hals Perlen und Ketten, die früher nicht da gewesen waren und die sich jetzt hoffnungslos ineinander verheddert hatten.
Nachdem sie wieder zu Atem gekommen war und sich beruhigt
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