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Die Erfolgsmasche

Titel: Die Erfolgsmasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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es sich anhört, als würde jemand an meine Schlafzimmertür klopfen.«
    »Ach je, Sie Arme.« Siegfried nippt erneut an seinem langweiligen Wasser. »Sie haben es ja wirklich nicht leicht.«
    Nein! Jetzt hält der mich schon wieder für bemitleidenswert. Das wollte ich doch gerade vermeiden.
    »Na ja«, fahre ich in meiner Schilderung fort, »so gegen vier wirft der Wirt hier die letzen Leute raus. Die taumeln dann laut grölend über das Altstadtpflaster, meistens kicken sie noch leere Bierdosen vor sich her, zertrümmern ein paar Flaschen oder hauen sich gegenseitig eins auf die Rübe. Sind die letzten Nachtschwärmer dann endlich um die Ecke verschwunden, fängt der Wirt an, die Tische und Bänke zusammenzustellen. Und dann fegt er den Hof. Im Winter schippt er Schnee. Jeden Morgen. Besonders sonntags.«
    Ich werfe Ziegenbärtchen, der ahnungslos am Zapfhahn
steht und seinen Gästen erneut die Gläser füllt, einen verächtlichen Blick zu. »Zum Schluss wirft er die Flaschen in den Container. Dann fährt er nach Hause. So gegen halb sechs.« Düster versenke ich mich in mein Bierglas. Als ich wieder daraus auftauche, setze ich noch einen drauf: »Und um Punkt sechs fangen die Glocken wieder an zu läuten.«
    »Ja, aber warum ziehen Sie dann nicht aus der Altstadt weg?«, fragt Siegfried, dem das blanke Mitleid in den Augen steht.
    »Weil ich sie liebe«, antworte ich mit leuchtenden Augen. »Hier spielt sich das Leben ab. Ich glaube, Mozart ist es da nicht anders gegangen. Der hat ja nebenan gewohnt.«
    Stumm sieht Siegfried mich an und dreht das Glas mit dem Wasser in seinen Händen.
    »Hier bin ich mitten im Geschehen«, schwärme ich. Klar muss man sich erst mal an die Geräusche gewöhnen, aber inzwischen …«
    »Aber Ihre Kinder … müssen die nicht lernen?«
    »Mein Sohn hat sich den Verhältnissen hier ja schon prima angepasst. Und meine Tochter schläft noch den gesunden Kinderschlaf der Gerechten. Die Einzige, die nachts manchmal ins Grübeln gerät, bin ich.« Ich lächle ihn an. »Wo wohnen Sie eigentlich?«
    »Draußen in Grödig«, sagt Siegfried.
    »Stimmt. Oje«, entfährt es mir. »Grödig, das ist natürlich …« Hastig trinke ich einen Schluck. Schließlich will ich den Mann nicht unnötig verletzen. »Da steppt nicht gerade der Bär.«
    »Nein«, sagt Siegfried.
    »Wohnen Sie noch bei Ihren Eltern?«
    »Nein, ich habe da meine Firma.«
    »Oh. Ach so.« Dann ist er also die Firma Compact Contact.
    »Und Sie sind …« Siegfried sucht erneut Halt an seinem Glas, in dem nur noch eine jämmerliche Pfütze ihr Dasein fristet, »allein… ähm …stehend?«
    »Alleinstehend, -sitzend und auch -liegend.« Ich trinke mein Bier aus und halte auffordernd das Glas hoch. Sofort begibt sich Ziegenbärtchen an seinen Zapfhahn.
    »Und ist das nicht schwer?«
    »Aber nein!« Aufatmend nehme ich das volle Glas in Empfang und proste sowohl Ziegenbärtchen als auch Siegfried aufmunternd zu. »Wieso sollte das schwer sein!? Ich habe wunderbare Kinder, die mir nur Freude machen.« Verlegen fahre ich mir über das Gesicht. »Also fast immer.« Ich trinke schnell einen Schluck Bier, bevor ich fortfahre: »Ich habe eine gemütliche Wohnung, liebe Nachbarn und Freunde« - nicht wahr, Ziegenbärtchen? - »und natürlich einen Traumjob! Ich kann von zu Hause aus arbeiten, mich deshalb um die Kinder kümmern, also, ich brauche niemanden. Höchstens mal einen Computerspezialisten«, schließe ich meine Lebensbeschreibung ab.
    Endlich, endlich tut mir Siegfried den Gefallen: »Was machen Sie denn so beruflich, wenn ich fragen darf?«
    »Nun«, hebe ich an und freue mich schon unheimlich auf die Augen, die er gleich machen wird. »Ich schreibe.«
    »Ah.« Das letzte Schlückchen Wasser wandert durch die Siegfriedsche Kehle. Der Kehlkopf kann sich nicht entscheiden, ob er über oder unter dem geschlossenen Hemdknopf verweilen will, und vollführt wahre Purzelbäume. Na ja. Das makellose weiße Oberhemd und die blauschwarz gepunktete Krawatte versuche ich mir wegzudenken. Ebenso die paar Schuppen auf dem weinroten Schal.
    Naaa? Möchtest du nicht wissen, was ich schreibe? Ich platze beinahe vor Ungeduld.

    Doch Siegfried betrachtet nur sein mit Fingerabdrücken übersätes Glas.
    »Der Computer ist mein Arbeitsplatz«, gebe ich ihm einen Tipp. »Sie haben mir neulich sozusagen meinen Wochenlohn gerettet.«
    »Dieser Text?« Siegfried scheint ein Meister im schnellen Kombinieren zu sein. »Den Sie versehentlich unter

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