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Die Erfolgsmasche

Titel: Die Erfolgsmasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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weniger Hausfrauen-Mief, dafür ein frecherer, unkonventionellerer Auftritt.
    Von daher bin ich grundsätzlich sehr interessiert, Sie unter Vertrag zu nehmen. Ich hoffe, Sie haben Ihre Beiträge noch bei keinem anderen Blatt eingereicht!
    Vorsorglich möchte ich Sie noch um ein Bild bitten, das wir dann auch veröffentlichen dürfen. Bitte senden Sie uns ein professionelles, rechtefreies Porträtfoto.
    Sollten Sie keine geeignete Aufnahme zur Hand haben, schicken wir Ihnen auch gerne unseren Hausfotografen. Für diesen Fototermin sollten Sie sich, wenn möglich, einen halben Tag Zeit nehmen.
    Ich freue mich sehr auf unsere hoffentlich lang fristige Zusammenarbeit.
     
    Mit freundlichen Grüßen,
Carmen Schneider-Basedow
Chefredaktion Frauenliebe und Leben

    Ich balle die Fäuste und schreie »Ja!«. Meine Rechnung ist aufgegangen. Sie hat nur einen einzigen kleinen Haken.
    Ach so. Hm. Sie will ein Foto. Jetzt ist guter Rat teuer.
    Sebastian Richter sieht nämlich umwerfend aus, und es wäre doch schade, dieser Frau Carmen Schneider-Basedow den Mund nicht noch wässriger zu machen.
    Grübelnd sitze ich über meinem Freund Äppel, der mir aufmunternd zublinzelt. Ein gut aussehender, sympathischer Mann in den besten Jahren muss her. Tja. Aber woher nehmen und nicht stehlen?
    Wer von meinen männlichen Freunden und Bekannten wäre bereit, mir spontan sein Foto zur Verfügung zu stellen?
    Ich gehe sie alle in Gedanken durch, doch niemand will auch nur annähernd meinem Sebastian Richter ähneln.
    Weder Rainer, der Weiner, noch Ziegenbärtchen noch die Lehrer meiner Kinder. Weder der Apotheker an der Ecke noch meine Cousins aus Paderborn noch meine verflossenen Männer aus Bonn, Much und Pech. Auch nicht Jochen. Nein danke. Nicht Lutz, nicht Tilman Zakowski …
    Ich raufe mir verzweifelt die Haare.
    Lieber Sebastian. Nun habe ich dich erschaffen, nun muss ich auch ein Foto von dir senden. Aber wessen Foto?
    Hm. Ich könnte Siegfried fragen, ob ich mir sein Konterfei ausleihen darf. Aber, ganz unter uns: Auch Siegfried kann Frau Schneider-Basedow wahrscheinlich nicht hinterm Ofen hervorlocken. Sie will doch Glamour! Und Siegfried ist eher bieder bis spießig. Womöglich überlegt sie es sich anders und kippt die Kolumne wieder aus dem Blatt. Die bringt so was fertig.
    Nein, bei aller Liebe. Siegfried ist auch nicht geeignet für mein Experiment.
    Allerdings ist er der Einzige meiner männlichen Bekannten,
der mir, ohne zu zögern, sein Bild zur Verfügung stellen würde. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Siegfried mir so ziemlich alles zur Verfügung stellen würde, wenn ich ihn nur ließe.
    Aber will ich das?
    Ganz ehrlich? Nein.
    Der einzige, wirklich gut aussehende Mann, den ich kenne und der alles für mich tun würde, ist Alex. Doch der ist eindeutig zu jung. Er geht auf keinen Fall als alleinerziehender Vater durch.
    Ich kneife die Augen zusammen und grübele vor mich hin.
    Wieso sehe ich diesen Sebastian Richter so deutlich vor mir? Wieso habe ich den irgendwo in meinem Unterbewusstsein gespeichert? Wieso bin ich mir so sicher, ihn schon mal auf einem Foto gesehen zu haben? Es gibt ihn, das weiß ich genau!
    Und plötzlich fällt es mir siedend heiß ein. Natürlich! Ich habe ihn gesehen! Den griechischen Gott!
    Auf dem Foto im Fotogeschäft in der Linzer Gasse. Auf dem in dem goldenen Rahmen.
    Das steht dort, seit ich denken kann. Jeden Morgen, wenn ich die Linzer Gasse hinuntergehe, streife ich es mit einem Seitenblick. Und wenn ich nachmittags vom Einkaufen wiederkomme. Es hat sich irgendwo in meinem Gehirn eingenistet. So richtig betrachtet habe ich es aber erst an jenem verschneiten Nachmittag, als ich Siegfried nicht begegnen wollte. Damals, als er mir mit dem Fahrrad entgegenkam und ich die schweren Einkaufstüten bei mir hatte. Da habe ich mich diesem Schaufenster zugewandt. Und in der sich spiegelnden Scheibe Siegfried beobachtet und gehofft, dass er weitergeht.

    Dabei habe ich die ganze Zeit dieses Foto angestarrt. Das faszinierende Gesicht eines schönen Mannes. Der ist es! Das ist mein Sebastian Richter! Genau so habe ich ihn mir während des Schreibens vorgestellt!
    Wenn das Bild da seit Monaten oder womöglich seit Jahren im Schaufenster steht - dann hat wohl niemand mehr Interesse daran? Vielleicht ist es käuflich zu erwerben?
    Und wenn der Verkäufer sich weigert, es rauszurücken? Wenn er mich fragt, wer ich bin, in welchem Verhältnis ich zu der abgebildeten Person stehe? Bestimmt verlangt er

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