Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Erfolgsmasche

Titel: Die Erfolgsmasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
Vom Netzwerk:
notgedrungen ausführlich erläutere. Aber dann mischt sich in sein ungläubiges Staunen so etwas wie Neugier. Irgendwie bringe ich wohl so etwas wie frischen Wind in sein Leben. Ich meine, Männer, die sich Gmundener Porzellan als Bildschirmschoner installieren, brauchen doch mal einen richtigen Kick! So etwas Halbseidenes wie mich hat er wohl noch nie kennengelernt.
    »Siegfried, das ist meine einzige Chance! Bitte lass es uns wenigstens versuchen«, flehe ich ihn an. »Du hast mit der Sache nichts zu tun, und wenn alles auffliegt, übernehme ich allein die Verantwortung!«
    Kopfschüttelnd und anfangs zögerlich, richtet Siegfried mir daraufhin einen neuen E-Mail-Account ein, denn unter meiner Sonja-Rheinfall-Adresse kann ich ja schlecht an Frau Schneider-Basedow schreiben. Das leuchtet Siegfried ein. Wir verbringen einen kreativen Nachmittag, bei dem wir so etwas wie eine gemeinsame Leidenschaft entwickeln. Ja, im Eifer des Gefechtes rollt Siegfried sogar die Hemdsärmel hoch und trinkt nicht nur stilles Wasser, sondern ausnahmsweise einen »gespritzten Weißwein«! Dass ich den braven Mann zu so etwas verführen kann!
    Das Ergebnis unseres kollektiven Besäufnisses ist, dass wir
nicht nur Sebastian Richter, sondern auch seine professionelle Schreibfirma samt GmbH und Eindruck schindender E-Mail-Adresse erfinden: Sebastian.Richter@Gedankenfreilassen, Freilassing. Hahaha!
    Freilassing ist genau vier Kilometer von Salzburg entfernt, ich kann morgens hinjoggen oder schnell mit dem Fahrrad rüberfahren, aber es liegt in einem anderen Land!
    Ich finde es wichtig, dass Sebastian Richter in Deutschland lebt. Damit Frau Schneider-Basedow gar nicht erst auf die Idee kommt, irgendwelche Rückschlüsse auf mich zu ziehen.
    Und so werde ich bei Erfolg - und davon gehe ich aus! - da drüben im Nachbarstaat für Sebastian Richter ein Postfach und Bankkonto einrichten. Siegfried macht ein paar Anrufe und schafft es sogar, einer Verwandten, die praktischerweise in Freilassung wohnt, eine ihrer Telefonnummern abzuluchsen. Sämtliche dort eingehende Anrufe werden heimlich sofort an meine Salzburger Nummer weitergeleitet. Wir steigern uns immer mehr in die Sache hinein, weil wir so begeistert sind. Ich von der Idee und Siegfried von … ähm … also, natürlich auch von der Idee.
    In seinem Beisein hacke ich wild entschlossen in die Tasten:
    Chefredaktion
Frauenliebe und Leben
Frau Carmen Schneider-Basedow
     
    Sehr geehrte Frau Schneider-Basedow,
    mein Name ist Sebastian Richter, ich bin freier Autor aus Freilassing, schreibe Theaterstücke, Drehbücher, Kinderbücher und Kolumnen. Als alleinerziehender Vater möchte ich
Ihnen meine wöchentliche Kolumne zum Abdruck in Ihrer Zeitschrift anbieten. Als Probe sende ich Ihnen drei geplante Beiträge im Anhang zu.
    Als Honorar stelle ich mir tausend Euro pro Beitrag vor.
    Wenn ich binnen einer Woche nichts von Ihnen hören sollte, werde ich meine Kolumnen dem Konkurrenzblatt Frau im Schatten anbieten, wahlweise auch Gerda im Garten oder Fenster der Seele.
     
    Ich freue mich, von Ihnen zu hören,
Ihr Sebastian Richter.
    »Gedanken frei lassen GmbH, Freilassing«
     
    Hahaha.
    »Das ist wirklich eine ganz linke Masche«, sagt Siegfried mit glänzenden Augen, als wir den Computer runterfahren.
    Aber in seiner Stimme schwingt weniger Angst als tiefe Zufriedenheit mit.
    »Vielleicht meine Erfolgsmasche«, antworte ich keck.
    »Wenn das mal gut geht«, murmelt Siegfried, der sich die Hemdsärmel wieder runterrollt. »Ich bin jedenfalls da, wenn du mich brauchst.«
     
    Aber es GEHT GUT! Endlich gelingt mir der Volltreffer. Als ich am nächsten Morgen aufgeregt meine Mails kontrolliere, traue ich meinen Augen kaum: Die karrieregeile Frau Carmen Schneider-Basedow ist mir in die Falle gegangen! Sie hat postwendend geantwortet! Während sie mich, Sonja Rheinfall, monatelang ignoriert hat! Da sieht man mal, was ein Mann bewirken kann.

    Sehr geehrter Herr Richter,
     
    lese ich, während meine Finger die Kaffeetasse umklammern.
    Mit großem Interesse habe ich Ihre Probekolumnen gelesen und muss sagen, sie sprühen nur so vor Eloquenz und Charme.
    Die Abenteuer, die Sie als alleinerziehender Vater erleben, lesen sich leicht und locker wie ein Zitronenbaiser! Schon am frühen Morgen musste ich mehrmals schmunzeln und sogar ein paar Mal laut lachen. Ich denke, dass Sie sehr gut in unser Blatt passen, das wir gerade mit einem moderneren Gesicht versehen: nicht mehr so altbacken wie früher,

Weitere Kostenlose Bücher