Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Erfolgsmasche

Titel: Die Erfolgsmasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
Vom Netzwerk:
»Der sieht ja wirklich verdammt gut aus! Wenn ich nicht gerade frisch verliebt wäre, würde ich mich auf der Stelle … Aber das tun ja wohl alle seine … also, deine Leserinnen!«

    Ich erzähle ihr, dass ich immerhin schon seine Frau Elvira kennengelernt und ihr aus Versehen eine Klavierstunde gegeben habe. Ich zeige auf den Hügel schräg hinter uns, auf dem das Gut Teufelberg liegt.
    »Die Baronin Berkenbusch?«
    Jetzt schlägt sich Maria die Hand vor den Mund. »Die kennt hier wirklich jeder! Die ist ein bisschen durchgeknallt mit ihrer abgöttischen Tierliebe.«
    »Meinst du, sie hat einen an der Waffel?«
    »Das kannst du glauben!«, sagt Maria nachdrücklich.
    »Den Eindruck hatte ich auch«, gestehe ich besorgt. »Sie hat den armen Mann bestimmt rausgeekelt mit ihrem Tierspleen. Sie wollte allen Ernstes, dass er Konzerte für die Tiere gibt!«
    Maria und ich wollen uns schier ausschütten vor Lachen, und bevor ich fahre, muss ich ihr versprechen, sie weiter auf dem Laufenden zu halten.

20
    Bei meiner nächsten Klavierstunde auf dem Teufelberg erfahre ich mehr über meinen Sebastian Richter, der in Wirklichkeit Richard Berkenbusch heißt. Elvira erzählt ziemlich atemlos von ihrer gescheiterten Ehe, während ich schweigend neben ihr auf dem Klavierschemel sitze. Begierig sauge ich jede Information über Richard auf.
    »Er hat mich ja nur geheiratet, weil ich den Hof geerbt habe«, sagt sie und lacht verbittert. »Und den Adelstitel wollte er! Der geht ihm aber mit der Scheidung verloren!« Ich mustere sie durchdringend. Ist Richard tatsächlich ein … Erbschleicher?
    »Aber meine Tiere wollte er nicht lieb haben! Jedenfalls nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe! Ein bisschen von seinem Talent hätte er ihnen schon widmen können. Aber er wollte ihnen einfach nichts vorspielen!« Elvira atmet hörbar aus. »So, genug geredet. Wir sind schließlich zum Klavierspielen hier. Und jetzt spiele ich meinen Tieren vor. Richard wird schon sehen, dass er ersetzbar ist.«
    Während die Baronin, in eine Pferdedecke gehüllt, Töne produziert, die mir in den Ohren wehtun, lasse ich meinen Blick zu seinem Bild schweifen, das neben der Wanduhr über dem Flügel hängt. Immerhin hat sie es noch nicht entfernt. Vielleicht liebt sie ihn doch noch? Oder will sie nur den Tieren den Anblick einer weißen Wand ersparen? Dieser Mann
sieht wirklich fantastisch aus. Er schaut den Betrachter direkt an, während er eine Hand auf den Tasten des Flügels liegen hat. Ich muss schlucken.
    Was für ein Mensch er wohl ist? Ein berechnender, kaltherziger Typ, der nur ihr Geld und den Adelstitel wollte, so wie Elvira ihn beschreibt?
    Wann werde ich ihn endlich kennenlernen? Ich könnte ihn mir stundenlang anschauen. Offensichtlich tue ich das auch. Plötzlich hört Elvira auf zu spielen.
    »Mein Mann gefällt Ihnen, was?« Elvira hat meinen verklärten Blick bemerkt. Ihre Stimme ist schneidend. Ich habe Angst, dass sie mir den Klavierdeckel auf die Finger knallt.
    »Ähm, nun ja, er sieht wirklich ausnehmend gut aus …« Mir wird ganz heiß.
    »Sie sind auch wirklich nicht hinter meinem Mann her?«, fragt Elvira, und ihre Stimme bekommt etwas Eisiges. Mir wird ganz anders. Natürlich bin ich hinter ihrem Mann her!
    »Nein, wirklich nicht. Ich kenne ihn überhaupt nicht. Ich bin Ihrem Mann noch nie begegnet.« Mein Mund fühlt sich ganz trocken an.
    »Ich habe es nämlich wirklich satt, wie diese Chorgänse meinen Mann anhimmeln. Noch sind wir schließlich verheiratet. Wenn auch nur auf dem Papier.«
    Interessant, dass Elvira das Wort »Gänse« verwendet. Wo Gänse doch grundsätzlich schutzbedürftige, traumatisierte Wesen sind. Die Chorgänse würde sie ganz offensichtlich nicht vor dem Schlachter retten.
    Ihre Wut auf die vermeintlichen Nebenbuhlerinnen steht ihr ins Gesicht geschrieben, während sie sich nun an »Im Märzen der Bauer« versucht. Ihre Finger zittern. Ich muss ein bisschen grinsen, als die Baronin mir eifrig die kindliche Melodie vorspielt. Es klingt so schlimm und falsch, dass ich fast
Mitleid mit ihr bekomme. Vorsichtig nehme ich ihre verkrampfte Hand und lege sie sanft auf die Tasten: »Runde Finger. Schauen Sie. Halten Sie das Handgelenk ruhig.« Ihre kindliche Seele scheint im Trotzalter stehen geblieben zu sein.
    Elvira lächelt mich dankbar an. »Schließlich wollen wir meine Tiere ja nicht verschrecken«, sagt sie. »Die sollen ja innerlich zur Ruhe kommen.«
    »Sehen Sie. Und deshalb spielen wir jetzt

Weitere Kostenlose Bücher