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Die Erfuellung

Die Erfuellung

Titel: Die Erfuellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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Gesicht wirkte wie zusammengedrückt und ging in einen dicken, kräftigen Hals über. Nahezu unheimlich waren die abstehenden Ohren, die jedem Galloway Ehre gemacht hätten. Allerdings wirkten sie bei einem Menschen im Gegensatz zu einem Preisbullen eher abstoßend.
    »Das ist Miss Metcalfe, Sep.« Batleys Stimme klang flach und ausdruckslos.
    Der Mann, der das Tier gestriegelt hatte, kam langsam zum Tor, das er aber nicht öffnete. Stattdessen sah er sie über die Eisenstangen hinweg an. »Sehr erfreut«, begrüßte er sie. Aus einem Grund, den sie selbst nicht erklären konnte, schoss ihr das Blut ins Gesicht, dabei war sein Ton von untadeliger Höflichkeit gewesen.
    »Gleichfalls.« Sie nickte steif.
    »Miss Metcalfe hilft dir heute Nachmittag beim Melken, Sep.«
    »In Ordnung.« Der Mann nickte Ralph Batley zu.
    »Du kannst ihr dann alles zeigen.«
    »Okay.« Jetzt grinste Sep Watson Linda an und zeigte dabei überraschend große, weiße Zähne. »Mach ich gerne, Miss.«
    »Danke.«
    Obwohl Worte und Benehmen des Mannes vollkommen harmlos wirkten, fühlte Linda Panik in sich aufsteigen. Irgendwie jagte ihr seine Gegenwart Angst ein.
    »Leader!« Der Stier folgte Ralph Batleys Ruf sofort und drängte Sep Watson dabei ohne Rücksicht auf Verluste beiseite. Der lachte nur.
    »Guter Junge!« Ralph Batley streichelte dem Tier den Kopf, und dieses bedankte sich dafür, indem es ihn gründlich ableckte. Es war nicht zu übersehen, wie stolz Batley auf dieses Prachtexemplar war.
    Mit einem letzten Tätscheln verabschiedete er sich und wandte sich ab. Linda folgte ihm in Richtung Haus, aber als sie es erreicht hatten, ging er weiter geradeaus. Sie hatte das Gefühl, auf den Horizont zuzumarschieren, denn vor ihnen lagen nur das Meer und die Steilküste. Erst am Rande der Klippen blieb Ralph Batley stehen. Vor seinen Füßen begann eine in den Fels geschlagene Treppe, die steil nach unten zu einer Bucht führte. Beim Anblick des halbmondförmigen Sandstrandes, der zu beiden Seiten von zerklüfteten Felsen eingefasst wurde und so einen geschützten Hafen bildete, konnte sie einen Ausruf des Entzückens nicht unterdrücken. Vor ihrem geistigen Auge sah sie sich schon an heißen Sommerabenden im kühlen Wasser dieser entzückenden kleinen Bucht baden.
    Ralph Batley schien ihre Gefühle erraten zu haben. »Lassen Sie sich von der Idylle nicht täuschen. Das bisschen Sand da unten ist das einzig Harmlose an unserer Bucht.«
    So leicht ließ sie sich ihre Träume nicht nehmen. »Für mich sieht es wunderschön aus.«
    »Es ist meilenweit das gefährlichste Stück Küste. Bei Ebbe werden Sie sehen, was ich meine.«
    »Aber was ist mit den Booten?« Sie deutete auf ein Segeldingi und eine kleine Jacht, die ein Stück vor der Küste auf dem in der Sonne glänzenden Wasser tanzten. »Wie fahren Sie denn mit denen raus?«
    »So gut wie gar nicht. Das Dingi kann man notfalls zwischen den Felsen hindurch aufs offene Meer hinausmanövrieren. Mit der Jacht geht das nur bei auflaufender Flut und ruhigem Wetter. Aber das hat schon seit Jahren niemand mehr versucht, und das Holz ist am Verrotten.«
    »Wie schade!«
    Er enthielt sich jeden Kommentars und meinte nur: »Bei Wind dürfen Sie diese Treppe auf keinen Fall benutzen. Am Steilhang gibt es Luftströmungen, die Sie mit sich reißen würden.«
    Nachdenklich betrachtete sie die Stufen. Wahrscheinlich hatte er nicht Unrecht, aber bestimmt übertrieb er die Gefahr. Sollte sie sich denn auf gar nichts freuen können? Das Klima war hart, das Leben schwierig, und nun sollte die Landschaft nicht nur wild, sondern auch noch gefährlich sein. Plötzlich fand sie seine Taktik geradezu komisch und fühlte sich schlagartig voll neuer Energie. Wenn sie über ihn lachen konnte, brauchte sie ihn nicht zu fürchten, und das würde ihr die Arbeit deutlich erleichtern. Fast hätte sie vor sich hin gepfiffen, aber sie beherrschte sich.
    Sie gingen nun an der Küste entlang. In dieser Richtung mussten Surfpoint Bay und die Straße liegen, die sie am Vorabend hätte nehmen sollen. Nach kaum einem Kilometer tauchte jedoch plötzlich ein Stacheldrahtzaun vor ihnen auf, wie sie ihn am Abend gesehen hatte. Ob das die Grenze zum Land der Cadwells war? Besser, sie behielt die Frage für sich.
    Wieder einmal schien er ihre Gedanken gelesen zu haben. Ohne auch nur einen Blick oder eine Geste an den Zaun zu verschwenden, erklärte er: »Hier ist unser Land zu Ende.«
    An dieser Stelle war der Streifen zwischen Zaun

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