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Die Erfuellung

Die Erfuellung

Titel: Die Erfuellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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ich hoffe, Sie brechen jetzt nicht in Tränen aus.«
    Bei dieser bissigen Bemerkung fuhr sie wie von der Tarantel gestochen hoch und funkelte ihn wütend an. »Ich bin keine Heulsuse.« Ihr Ärger war ihr deutlich anzumerken. »Keine Sorge, Mr Batley, ich werde Ihnen nichts vorweinen.«
    Sein Blick war hart, aber sie erwiderte ihn unverwandt. Wenn sie aufgebracht war, war sie nicht so leicht einzuschüchtern, auch wenn er ihr in diesem Augenblick zehnmal so schlimm vorkam wie Mr Cadwell.
    »Verschwenden Sie keine Energie auf Gefühlsausbrüche, Miss Metcalfe. Sie werden Ihre Kraft für die Arbeit brauchen.« Damit wandte er sich ab. Sie holte tief Luft. Am Vorabend war sie voller Mitgefühl für diesen einsamen Menschen gewesen, aber jetzt wünschte sie sich, sie hätte ihn nie gesehen.
    Er hielt ihr das Tor auf, und sie stolzierte mit hoch erhobenem Haupt an ihm vorbei.
    Leider verdarb er ihr den Abgang gründlich.
    »Wir gehen in die andere Richtung.« Er stand am einen Ende des Durchgangs, sie am anderen. Erneut holte sie tief Luft. Mittlerweile kochte sie vor Wut, denn er schien sich auf seine Art über sie zu amüsieren.
    Eine Tür nach der anderen passierten sie, und sie enthielt sich jeden Kommentars zu dem, was sie sah, bis sie in eine große Scheune kamen. Direkt am Eingang stand ein alter Jeep, und ganz hinten in einer mit Stroh ausgelegten Box lag ein Collie. Eines seiner Hinterbeine war bandagiert, aber der Hund versuchte trotzdem, zu seinem Herrn zu humpeln. Vorsichtig führte Ralph Batley das verletzte Tier zu seinem Lager zurück. »Ganz ruhig, Jess«, sagte er dabei, und seine Stimme klang ebenso liebevoll wie am Abend zuvor bei der Kuh. »Lass dir Zeit.«
    Für einen Augenblick vergaß Linda ihre eigenen Gefühle und kniete sich neben den Hund. »Was ist passiert?«, wollte sie wissen.
    »Eine Falle.«
    »Eine Falle?«, wiederholte sie. »Der Ärmste!« Sie streichelte dem Hund den Kopf und wurde zum Dank dafür gründlich abgeleckt. Merkwürdig, dass sie hier bis jetzt keine anderen Hunde gesehen hatte. »Haben Sie nur den einen?«, erkundigte sie sich.
    »Ja.« Obwohl sie den Hund ansah, fühlte sie, wie Batley erstarrte. »Wir hatten noch einen, aber er ist vor zwei Wochen vergiftet worden.«
    »O nein!« Sie wandte sich langsam um. Kein Wunder, dass er so grimmig dreinblickte.
    Schweigen senkte sich über sie. Ihr kamen die Cadwells in den Sinn, aber sie verwarf den Gedanken wieder. Sie sahen nicht aus wie Leute, die sich mit solch kleinlichen Grausamkeiten abgaben. Vermutlich war der andere Hund auf der Jagd gewesen. Aber für Wild legte man kein Gift aus. Sie schüttelte über sich selbst den Kopf.
    Nachdem sie den Hund ein letztes Mal getätschelt hatte, stand sie auf und ging zu Ralph Batley, der nun neben dem Jeep stand.
    »Wir holen praktisch jeden Tag Nachschub von hier.« Er deutete auf die Heuballen, die sich hinten in der Scheune stapelten. Nun sah sie auch, dass das Gebäude auf mindestens halber Länge zweistöckig war. Das obere Stockwerk war über eine Leiter an der rechten Wand zugänglich. »Das Futter kommt dann in den Wellblechschuppen hinten am Hauptstall, da ist es leichter zu erreichen, wenn es jetzt im Winter morgens noch dunkel ist.« Er wandte sich zum Eingang. »Ich glaube, das waren alle Gebäude. Sehen wir uns das Land an.«
    Sie ging nun neben ihm, und als sie sich dem Ende der Scheune näherten, fiel ihr eine Holztreppe auf, die zu einer Tür in einem Ziegelbau führte. Das Gebäude schloss sich an die Scheune an. Da er es ihr nicht gezeigt hatte, erkundigte sie sich beiläufig, ob es sich um den Getreidespeicher handele.
    Er sah gar nicht hin. »Nein, das Getreide wird in einem Anbau am Haus aufbewahrt.«
    »Oh.« Sie verfolgte die Angelegenheit nicht weiter. Später konnte sie immer noch selbst herausfinden, welche Bewandtnis es damit hatte.
    Auf dem Rückweg zum Haus blieb er stehen. »Da wären noch der Stier … und Sep Watson, die sollten Sie kennen lernen. Um den Stier machen Sie für den Augenblick am besten einen großen Bogen«, sagte er über die Schulter zu ihr. »Später, wenn er sich an Sie gewöhnt hat …« Seine Stimme erstarb. Zumindest dachte er, dass es ein »Später« geben würde, das war immerhin etwas.
    Als sie Sep Watson zum ersten Mal neben dem Stier in der Box mit den verstärkten Wänden stehen sah, fiel ihr sofort die absurde Ähnlichkeit zwischen beiden auf. Der Mann war ebenso untersetzt und massig wie ein Galloway-Rind. Sein kurzes

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