Die Erfuellung
und Steilküste etwa zehn Meter breit, aber sie wusste, dass es am anderen Ende nicht viel mehr als fünf sein konnten. Mit jedem Sturm musste sich dieser Abstand verringern, denn in der Ferne schien der Steilhang zu bröckeln. Instinktiv wusste sie, dass das Land hier nicht immer eingezäunt gewesen war. Früher einmal musste es eine gute Straße nach Surfpoint Bay gegeben haben. Offenbar besaß Batley das Wegerecht, und mehr hatte man ihm nicht gelassen. Nun übermannte sie doch die Neugier. Vielleicht konnte sie herausfinden, was dahintersteckte.
»Wäre es nicht kürzer für Sie, wenn Sie die Milch über diese Straße nach Surfpoint Bay bringen könnten?«
»Genau das tue ich.«
Sie riss die Augen auf. Dann erinnerte sie sich, wie Mrs Weir das kleine Mädchen losgeschickt hatte, um nach Mr Batleys Auto Ausschau zu halten. Er musste völlig den Verstand verloren haben, wenn er mit dem Jeep hier fuhr, wo die Küste jeden Augenblick ins Meer brechen konnte. Sie erschauerte. »Was ist mit der Straße im Landesinneren?«, erkundigte sie sich leise.
Ihr war klar, dass sie riskierte, seinen Unwillen zu erregen, denn die Frage würde ihn daran erinnern, wie sie auf die Farm gekommen war. Aber seine Stimme klang völlig unpersönlich. »Das sind mindestens zehn Kilometer mehr, und Zeit ist Geld.«
Damit war das Thema beendet. Er wandte sich abrupt ab und führte sie über Felder, aus denen überall Felsen ragten, und andere, die praktisch nur aus Böschungen bestanden. Manche der Hänge waren mit Geröll bedeckt und wurden offenbar als Schafweiden genutzt. Schon wollte sie ihn darauf ansprechen, als sie plötzlich an ein breites, tiefes Tal kamen, das beste Weideland, das sie bis jetzt gesehen hatte. Nach links schien es bis zur Steilküste zu reichen, aber rechts von sich sah sie erneut Draht in der Sonne funkeln. Warum lief ein Zaun durch dieses liebliche, geschützte Tal, das für die Farm der Batleys so wertvoll gewesen wäre?
Als sie Ralph Batley ansah, verstand sie ein wenig von seiner Bitterkeit, obwohl diese bestimmt tiefere Gründe hatte. Wieso musste das einzige Stück anständiges Weideland, das sie bis jetzt gesehen hatte, den Cadwells gehören, obwohl es doch mitten auf dem Besitz der Batleys zu liegen schien?
Hinter dem Tal stieg das Land steil zu einer kleinen Bergkette an, von deren Kamm aus sie zu ihrer Linken das Meer und die zerklüftete Küstenlinie sehen konnte.
Dort stießen sie auf eine Herde von mehr als einhundert Cheviot-Schafen, die sie an ihren schwarzen Gesichtern erkannte. Doch als sie die durcheinander laufenden Tiere umrundeten, blieb Ralph Batley abrupt stehen.
»O nein, nicht schon wieder!«
Seine Stimme klang verzweifelt. Als sie seinem Blick folgte, entdeckte sie ein Schaf am Rande der Herde, das offenbar lahmte. Obwohl sie nicht viel von Schafen verstand, war ihr klar, dass es sich um ein Symptom der gefürchteten Moderhinke handeln konnte. Allerdings war es durchaus denkbar, dass sich das Tier in dem rauen Gelände den Huf in einer Spalte eingeklemmt hatte.
Zu ihrer Überraschung lief Ralph Batley weiter und erklomm die nächste Anhöhe, ohne sich um das lahmende Tier zu kümmern. Als sie ihm folgte, sah sie, wie er die Hände um den Mund legte. »Onkel Shane!«, rief er.
Der alte Mann, der in der Ferne neuen Zaundraht gezogen hatte, ließ bei Batleys Ruf seine Arbeit liegen, winkte kurz und kam herbeigelaufen.
»Wusstest du, dass ein Schaf lahmt?«, rief Ralph Batley, als sein Onkel noch viele Meter entfernt war.
Shane blieb wie angewurzelt stehen. »Nein, bei Gott! Gestern war noch alles in Ordnung, da habe ich sie mir im Tal unten alle angesehen.«
»Jetzt weiden sie direkt hinter dem Hügel, und eines von ihnen lahmt stark.«
Shane war jetzt so dicht heran, dass Linda die Sorge in seinem bärtigen Gesicht erkennen konnte. »Gütiger Himmel, wie hat es sich das denn geholt? Das Land ist sauber, und wir haben sie doch erst vor zwei Wochen Huf für Huf untersucht.«
Linda beobachtete, wie sich Ralph Batley mit der Hand über die Wange fuhr. Sein Blick richtete sich auf das Meer hinter dem alten Mann. »Vielleicht ist es ein Fluch«, meinte sie zu hören und fragte sich, ob sie sich getäuscht hatte.
Aber Shanes überraschend schroffe Reaktion bewies ihr, dass sie sich nicht geirrt hatte. »Sei nicht albern, Mann. Ich bin der abergläubische Ire, nicht du. Für Magie, böse Vorzeichen und Hexenflüche bin ich zuständig. Wenn wir es hier nur mit Zauberei zu tun
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