Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erfuellung

Die Erfuellung

Titel: Die Erfuellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
Vom Netzwerk:
zukommen, drängten sich ihr Worte auf, die von Onkel Shane hätten stammen können. Die Frau hatte wohl keine Augen im Kopf gehabt! Bei diesem Gedanken röteten sich ihre blassen Wangen.
    Der Abend verlief so fröhlich, dass jede Erinnerung an den turbulenten Tag vergessen war. Immer wieder schallte Gelächter durch die Halle. Shane hatte zwei Kartenspiele hervorgeholt und Linda eingeladen, mit ihm und Michael auf dem Teppich vor dem Kamin Schnippschnapp zu spielen. Bald hatte sie alles um sich herum vergessen und war mit ganzem Herzen dabei. Auf den Knien steckte sie den Kopf mit Shane und dem Jungen zusammen und brüllte ebenso laut wie die anderen, bis Michael sich plötzlich an den alten Mann wandte.
    »Onkel Shane, du mogelst ja!«, rief er. »Das war gar nicht deine Karte, das war … das …«
    Er sah zu Linda auf, und für einen Augenblick wurde es still im Raum. »Wie heißen Sie? Was soll ich zu Ihnen sagen?«
    »Linda und du.« Linda lächelte voller Wärme auf ihn herab.
    »Linda«, wiederholte er voll kindlichem Eifer. Dann biss er sich auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf.
    »Linda, das ist aber ein hübscher Name.« Shane nickte ihr freundlich zu. »Und dürfen wir Sie alle mit ›Du‹ anreden?«
    »Ja, natürlich. Bitte tun Sie das.«
    »Dann musst du mich aber auch duzen. Habt ihr das gehört?« Shane setzte sich auf und sah Mrs Batley und seinen Neffen an. Mrs Batley nickte ihm lächelnd zu, aber Ralph Batley starrte unverwandt ins Feuer, als hätte er Shanes Worte nicht gehört. Im nächsten Augenblick sah er sich jedoch gezwungen, seine Aufmerksamkeit auf die kleine Gruppe zu richten. Michael hüpfte aufgeregt auf und ab.
    »So will ich das Kalb nennen … Linda. Darf ich?«
    Der Junge sah zuerst Linda und dann seinen Onkel an. Linda wartete ab, was Ralph Batley dazu sagen würde. Der blickte nicht sie an, sondern den Jungen, und schien eine Weile zu überlegen.
    »Vielleicht gefällt Miss Metcalfe der Vorschlag nicht.«
    Das war deutlich. Zumindest er würde sie nicht mit dem Vornamen anreden. Wie am Vorabend, als er bei ihrer Berührung zurückgezuckt war, fühlte sie sich verletzt, aber der Schmerz war weniger heftig. Damals hatte sie sein Verhalten als persönliche Zurückweisung empfunden, aber nach dem, was sie heute gehört hatte, vermutete sie, dass er sich nur vor allem schützen wollte, was weiblich war. Daher fiel es ihr nicht schwer, ihm eine muntere Antwort zu geben.
    »Nein, das macht mir gar nichts aus. Für mich wäre es eine Ehre, wenn das Kalb nach mir benannt würde.« Sie sah Michael an und, ehe sie sich’s versah, hatte der Junge seine Arme um ihre Taille geschlungen und verbarg sein Gesicht an ihrer Brust, was auch die anderen nicht unberührt ließ.
    Mrs Batley erhob sich betont beiläufig und legte ihre Stopfarbeit zur Seite. »Komm, Junge, Zeit fürs Bett.«
    »Ja, der Abend ist wie im Flug vergangen. Ab mit dir.« Shane nahm Linda das Kind ab und schickte ihn mit einem scherzhaften Klaps zu seiner Großmutter. Nachdem er seine Milch getrunken und sich gewaschen hatte, was nur wenige Minuten in Anspruch nahm, brachte Mrs Batley ihn nach oben. Auch Shane erhob sich.
    »Ich drehe noch eine Runde«, sagte er zu niemandem im Besonderen und verließ den Raum.
    Linda kniete immer noch auf dem Teppich vor dem Kamin, während Ralph Batley in seinem Sessel saß und ins Feuer starrte. In der nun folgenden Stille wurde Linda seine Gegenwart immer mehr bewusst, und sie fühlte mit eigenartiger Gewissheit, dass es ihm ebenso ging, obwohl er keinen Muskel rührte. Ihr Mut sank. Es war ihm peinlich, dass sie hier war. Sie spürte seine Distanziertheit, die durch seine bittere Erfahrung bedingt war, die stählerne Rüstung, mit der er sich umgab und die er selbst nicht durchbrechen konnte. Doch dann strafte er sie Lügen.
    »Gefällt es Ihnen hier?«, fragte er leise.
    Ja, ich fühle mich so wohl! , hätte sie am liebsten voll kindlicher Begeisterung ausgerufen, aber sie zwang sich, weiter ins Feuer zu sehen und ruhig zu bleiben. »Ja, mir gefällt es hier … falls Sie mit mir zufrieden sind.«
    Darauf musste er nicht antworten, wenn er nicht wollte.
    »Sie scheinen sich für Galloways zu interessieren«, meinte er ausweichend.
    »Ja.« Nun sah sie ihn doch an. »Sehr sogar.«
    »Im Süden gibt es einige Zuchten.«
    »Ja, aber nicht jeder Farmer kann sich das leisten. Die Zucht ist teuer.« Sie biss sich auf die Unterlippe und fragte sich, ob sie schon wieder zu vorwitzig

Weitere Kostenlose Bücher